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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Fructus vaníllae; Vanille

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Fructus. Früchte.

Anwendung. Die rohen Tamarinden sind vielfach ein Zusatz zu Tabaksaucen; medizinisch finden sie als Pulpa tamarindorum Verwendung und zwar als gelindes Abführmittel. (Bestandtheile der Latwerge.) Die Pulpa wird hergestellt, indem die Tamarinden mit Wasser ausgekocht, die Masse durch ein Haarsieb gerührt und bis zur Muskonsistenz eingekocht wird. Man muss sie stets auf Verunreinigung mit Kupfer prüfen, indem man eine blanke Messerklinge einige Minuten damit in Berührung lässt. Ist Kupfer zugegen, so schlägt es sich auf der Klinge nieder.

Fructus vaníllae.

Vanille.

Vanílla planifólia u. a. Arten. Orchidéae. Centralamerika, kultivirt auf Bourbon u. a. O.

Die Vanillepflanze ist ein klimmender Strauch mit Luftwurzeln, welcher in den Blattwinkeln grosse, mit zahlreichen gelbgrünen Blüthen besetzte Blüthenstande trägt. Nach dem Verblühen entwickeln sich lange (bis zu 25 cm), schmale, einfächrige, schotenartige Kapseln, die erst im zweiten Jahre reifen, jedoch vor der völligen Reife gesammelt und dann an der Sonne oder durch künstliche Wärme getrocknet die Vanille des Handels geben. Die halbreifen Schoten enthalten einen scharfen, wahrscheinlich giftigen Milchsaft. Dieser verwandelt sich beim völligen Reifen in eine schwarzbraune, balsamartige Masse, die das Aroma der Vanille bedingt. Da die Schoten aber bei der Reife sofort aufspringen und sich entleeren, ist man gezwungen, dieselben vorher abzuschneiden und künstlich nachreifen zu lassen. Zu diesem Zweck werden die abgeschnittenen, in diesem Stadium gelben Schoten oberflächlich an der Luft getrocknet, dann dicht und fest in wollene Tücher geschlagen, der Sonnenwärme oder der Wärme eines gelinden Kohlenfeuers, über welchem sie hin und her geschaukelt werden, ausgesetzt. Hierbei fangen sie an zu schwitzen, bräunen sich, und der scharfe Milchsaft verwandelt sich in den aromatischen Balsam. Die Arbeiter, welche diese Vorgänge genau beobachten, unterbrechen die Operation zur gegebenen Zeit. An anderen Orten taucht man die Vanille ganz kurze Zeit in siedendes Wasser, schichtet sie nun in Haufen und lässt sie in diesen sich erhitzen. Diese Operation wird sofort unterbrochen, sobald die Schoten eine bestimmte Farbe angenommen haben. Die Va-^[folgende seite]

^[Abb:Fig. 153. Zweig der Vanille mit Blüthen und Flüchten.]