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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Résinae. Harze.

stoff mittelst Alaunlösung nieder. Den schön violettrothen Niederschlag sammelt man auf Tüchern, lässt abtropfen und schneidet die halbtrockene Masse in kleine viereckige Tafeln, die man nach dem völligen Austrocknen als Lac dye oder Lac lac in den Handel bringt. Die Täfelchen sind aussen blauschwarz, zerrieben violettroth. Sie enthalten ca. 5 % reines Coccusroth (dem Karmin ähnlicher Farbstoff), welches mit Alkalien schön rothe, mit Zinnchlorid eine lebhaft scharlachrothe Farbe giebt. Dient in Indien und England zum Färben des scharlachrothen Militärtuches.

Die nach dem Auslaugen des Farbstoffes zurückbleibende Harzmasse wird nun weiter auf Schellack verarbeitet. Zu diesem Zweck wird sie getrocknet und in lange schlauchartige Säcke gefüllt, die unter fortwährendem Drehen an einem Feuer erhitzt werden. Das schmelzende Harz dringt durch die Poren des Gewebes, wird mittelst steifer Palmenblätter abgenommen und auf glasirte, mit warmem Wasser gefüllte Thonröhren gestrichen. Nach dem Erkalten blättert man die Harzschichten, welche dabei in Bruchstücke zerfallen, ab und packt sie in Versandkisten. Die so hergestellte Waare ist der eigentliche Schollenlack oder Schellack, Lacca in tabulis des Handels. Die ordinären Sorten, Blocklack, auch Rubinlack genannt, sollen insofern anders hergestellt werden, als man die Harzmassen durch Kochen mit Wasser zum Schmelzen bringt und die weiche Masse in dicken Lagen auf Platten erkalten lässt. Ueber die Darstellungsweise des sehr geschätzten Blut- oder Knopflacks, der ebenfalls in dicken, aber sehr glänzenden, dunkeln, zuweilen blutfarbenen Stücken in den Handel kommt, ist nichts Genaues bekannt. Es ist anzunehmen, dass die eben beschriebenen, in Ostindien gebräuchlichen Darstellungsweisen in den europäischen Fabriken mannigfach modifizirt werden.

Der Schellack wird gewöhnlich nach seiner Farbe sortirt; die helleren Sorten sind am höchsten geschätzt, nur der Blutlack macht hiervon eine Ausnahme. Man unterscheidet hellblond, blond, hell, mittel- und dunkelorange, rubinroth, leberfarben etc., und auch für diese einzelnen Sorten werden gewöhnlich noch verschiedene Unterabtheilungen aufgestellt.

Bestandtheile. Harz ca. 90 %; Spuren von Farbstoff (Coccusroth); wachsähnliches Fett 5 %; geringe Mengen einer Gummiart.

Anwendung. Zur Lackfabrikation; zu Polituren; zu bengalischen Flammen; zum Steifen der Hüte; zur Siegellackfabrikation; zu Porzellan- und Steinkitten etc. etc.

Prüfung. Reiner Schellack löst sich in kochendem 90 % Sprit klar auf, scheidet aber beim Erkalten die wachsartigen Bestandtheile wieder ab, so dass die Lösung trübe und, wenn konzentrirt, selbst gallertartig wird. Aether und Petroleumbenzin lösen aus gepulvertem Schellack ca. 5 %, Chloroform 10 %. Eine grössere Löslichkeit deutet