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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Óleum Rusci; Óleum sésami; Sesamöl

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Flüssige und feste Fette.

etwas kratzendem Geschmack, der bei dem italienischen Ricinusöl äusserst gering ist. Altes, ranzig gewordenes Oel ist sehr streng schmeckend und darf innerlich nicht angewandt werden, da mehrfach üble Folgen nach dem Genuss desselben beobachtet worden sind. Man soll ein solches Oel durch Schütteln mit heissem Wasser und Magnesiumcarbonat und nachheriges Filtriren wieder brauchbar machen können. In der Kälte setzt es ein stearinartiges Fett ab und erstarrt bei -18 ° gänzlich; durch das Alter wird es immer dicker und zäher. In absolutem Alkohol ist es in jedem Verhältniss löslich, in Petroläther und Benzin nur zum Theil. Das spez. Gewicht schwankt zwischen 0,950-0,970.

Man hat im Ricinusöl drei von anderen Oelen abweichende Fettsäuren gefunden, die man Ricinölsäure, Ricinsäure und Ricinstearinsäure genannt hat.

Anwendung findet es vor Allem in der Medizin als mildes, leicht verträgliches Abführmittel; dann auch technisch zu Lederschmieren und in der Türkischroth-Färberei; ferner als Maschinenschmiere und zur Seifenfabrikation.

Prüfung. Die Beimengung aller fremden Oele lässt sich durch die Löslichkeit des Ricinusöles in Alkohol leicht nachweisen. Man nimmt zu diesem Zweck gleiche Volumina Oel und Alkohol von 90 % Tr. und erwärmt im Wasserbade auf 35-40 °. Reines Ricinusöl giebt bei dieser Temperatur eine klare Lösung; der geringste Zusatz fremden Oeles macht die Mischung milchig trübe.

Die für Deutschland in Betracht kommenden Produktionsländer sind fast nur noch Italien und Südfrankreich. Nordamerika, welches grosse Quantitäten produzirt, verbraucht dasselbe für den eigenen Bedarf; auch Ostindien wird durch die schöne italienische Waare vollständig verdrängt. Das italienische Oel kommt in Blechkanistern von ca, 20 kg Inhalt, je vier Kanister in einer Kiste, in den Handel; das ordinäre, gelbe Oel in Fässern von ca. 150 kg.

Óleum Rusci siehe Birkentheer.

Óleum sésami.

Sesamöl.

Sésamum orientále. Bignoniacéae.

Ostindien, China; in fast allen subtropischen Ländern kultivirt. Die kleinen, eiförmigen, plattgedrückten Samen von verschiedener Farbe, enthalten 50-70 % Oel. Dasselbe vertritt im Orient die Stelle des Oliven- und Mohnöls als Speiseöl und bürgert sich auch bei uns immer mehr ein, da es in den feinen Qualitäten, wie sie heute aus Frankreich kommen, entschieden dem Provenceröl gleichwerthig ist. Der einzige Vorzug, den das letztere hat, ist der, dass es langsamer ranzig wird.