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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Flüssige und feste Fette.

Das kalt gepresste Oel ist blassgelb, etwa von der Farbe des Mandelöles, ziemlich dünnflüssig, völlig geruchlos und von süssem, ungemein mildem Geschmack; warm gepresstes ist dunkler und wird hauptsächlich zu technischen Zwecken verwandt. Es verdickt sich einige Grad über O zu einer weisslichen Masse, und einige Grad unter O wird es vollständig fest. Bei der Elaidinprobe zeigt es eine dunkelrothe Färbung, mit Schwefelsäure bräunt es sich, mit zuckerhaltiger Salzsäure geschüttelt färbt es letztere schön himbeerroth. Hinsichtlich seiner Trockenfähigkeit wird es zu den unbestimmten Oelen gerechnet, doch ist dieselbe ungemein gering.

Anwendung. Medizinisch wenig oder gar nicht, da es beim Pflasterkochen das Olivenöl nicht ersetzen kann. Dagegen eignet es sich sehr gut als Substitut desselben bei Salben und ähnlichen Mischungen. Seine Hauptverwendung findet es bei uns als Speiseöl und zur Fabrikation feiner Toiletteseifen. In Frankreich benutzt man es zur Darstellung von Blumenölen, im Orient auch zu Brennzwecken. Die chinesische Tusche soll aus seinem Russ dargestellt werden.

Es kommt in Fässern von 150 kg Inhalt oder in Blechflaschen in den Handel. Verfälschungen kommen bei seinem billigen Preise kaum vor.

Óleum táuri pedum.

Klauenfett.

Soll aus dem Mark der Ochsenklauen und Beinknochen durch Auskochen mit Wasser gewonnen werden; es ist bei gewöhnlicher Temperatur weisslich, halb flüssig, frisch von mildem, öligem Geschmack, hält sich sehr lange, ohne ranzig zu werden und wird daher häufig zur Bereitung von feinen Pomaden benutzt. Zu diesem Zweck muss es durch Zusatz von Paraffin härter gemacht werden. Man ersetzt es vortheilhaft zu Pomaden durch eine Mischung von 2 Th. Kakaobutter mit 1-2 Theilen Provenceröl.

Feste und halbweiche Fette.

Adeps suíllus (Axúngia porci).

Schweinefett.

Stammt von Sus scropha, Hausschwein, Familie der Dickhäuter, und zwar soll hierzu nur das um die inneren Theile gelagerte Fett, die sog. Flomen benutzt werden. Dies allein besitzt die nöthige Konsistenz; daher ist das amerikanische Schmalz, welches vom ganzen Schwein gewonnen wird, für unsere Zwecke nicht brauchbar. Auch das Futter der Thiere übt grossen Einfluss auf die Konsistenz; so ergiebt z. B. die in Ungarn gebräuchliche Eichelmast ein sehr weiches Schmalz. Wenn nicht unbedingt gutes Schmalz käuflich ist, so ist es immer rathsamer, es selbst bei sehr gelindem Feuer oder im Wasserbade auszulassen. Jedes