Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Spongiae. Meerschwämme

341

Spongiae. Meerschwämme.

Gruppe XXI.

Spongiae. Meerschwämme.

Die Meer- oder Badeschwämme gehören zur Gruppe der sog. Pflanzenthiere, welche gewissermaßen das Bindeglied zwischen den Pflanzen und den Thieren bilden. Ihnen fehlt eines der Hauptmerkmale des echten Thieres, die freie Beweglichkeit; sie sind im Gegentheil auf dem felsigen Boden des Meere fest angewachsen.

Der für uns in Betracht kommende Meer- oder Badeschwamm ist, wie er in den Handel kommt, nur das Skelett eines solchen Pflanzenthieres und zwar von Spongia officinalis oder Achilleum lacinulatum. Im frischen Zustände ist das ganze Skelett nicht nur in seinen Poren mit einer gallertartigen Substanz, der sog. Sarkode, angefüllt, sondern auch mit derselben gänzlich überzogen. Die Sarkode zeigt beim Berühren eine schwach zitternde Bewegung als Zeichen des thierischen Lebens.

Man findet die Meerschwämme in zahlreichen Arten fast in allen wärmeren Meeren. Die Hauptfundplätze sind die Küsten des Mittelmeeres, zwischen den Inseln des griechischen Archipels und an der syrischen und Dalmatiner Küste bis hinauf nach Triest; ferner im rothen Meere, an der marokkanischen Küste und im Bahama-Meere. Die Gewinnung geschieht mit Ausnahme der Bahamaschwämme fast ausschliesslich durch griechische Schwammfischer und zwar in den meisten Fällen durch Taucher; nur dort, wo die Schwämme in seichterem Wasser wachsen, durch Losreissen mittelst eines rechenartigen Instruments, welches, an einem Tau befestigt, über den Meeresboden hingeschleift wird. Die Schwämme werden sofort durch Klopfen und wiederholtes Waschen von der Sarkode gereinigt, aber vielfach hinterher durch Sand beschwert, eine betrügerische Manipulation, welche beim Einkauf derselben sehr zur Vorsicht mahnt. Je nach ihrer Qualität unterscheidet man eine ganze Reihe verschiedener Sorten, von welchen die geschätztesten, besonders feinporigen von der syrischen Küste stammen. Ihnen am nächsten stehen die griechischen, dann folgen die Istrianer und Dalmatiner Schwämme, welchen die aus dem rothen Meere ungefähr gleichwerthig sind. Sehr gering, grossporig und meist hart sind die Marokkaner und Bahama-Schwämme, gewöhnlich Pferdeschwämme genannt, die noch obenein den Fehler haben, dass sie am Boden, d. h. an der Stelle, wo sie am Felsen fest sassen, dunkelbraun gefärbt sind. Doch kommen in letzter Zeit auch von amerikanischen Schwämmen bessere Qualitäten in den Handel. Die Bahama Sch. werden gewöhnlich feucht zusammengepresst und dann getrocknet. Diese Methode hat den Vortheil, dass die Sch. beim Versand wenig Platz einnehmen, dafür aber den Nachtheil, dass man ihre Qualität nicht früher beurtheilen kann, bis sie aufgeweicht sind. Sie pflegen kugelig zugeschnitten zu sein. Die dunkelbraune Färbung der Bodenfläche kann