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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Thiere, Thiertheile und Thiersekrete.

Gerüche gleichsam zu verstärken und dauerhafter zu machen. Moschus fehlt daher fast in keinem feineren Parfüm, doch dürfen die Zusätze nur ganz verschwindend klein sein; andernfalls übertäubt derselbe alle anderen Gerüche und das Parfüm wird unfein. Man verwendet den Moschus zu Parfümeriezwecken stets in weingeistigem Auszug (80 % Sprit), dem man vortheilhaft einige Tropfen Salmiakgeist hinzufügt.

Prüfung. Moschus gehört bei seinem hohen Preise zu den Artikeln, welche leider vielen Verfälschungen unterliegen. Die Chinesen sind Meister in diesen Künsten und führen die Betrügereien wohl schon in frischem Zustände der Beutel aus. Theils entnimmt man diesen einen Theil ihres Inhalts, theils werden durch die Oeffnung des Beutels fremde Substanzen eingeschoben; diese bestehen aus Bleistückchen, erdigen Beimischungen, kleinen Steinchen oder getrocknetem Thierblute. Beim Einkauf der Beutel hat man zuerst auf die äussere Beschaffenheit zu achten; dieselbe muss, wie oben angegeben, sein; jede Verletzung oder eine Naht in der Haut macht den Beutel verdächtig. Nach dem Aufschneiden desselben ist die Masse selbst zu prüfen; hierbei finden sich bei genauer Untersuchung etwaige Beimengungen von Steinen, Blei etc. Ebenso muss die krümelige Beschaffenheit geprüft werden. Eine Spur auf dem Platinblech erhitzt, darf nicht nach verbranntem Horn riechen, sonst ist Blut oder Aehnliches zugemischt. Eine wässerige Lösung (1: 200) darf durch Quecksilberchlorid höchstens schwach getrübt, nicht gefällt werden; eine Fällung deutet auf einen Zusatz von Ammoncarbonat oder von Cabardiner Moschus. Die dem Beutel entnommene Moschusmasse, welche als Moschus ex vesicis in den Handel kommt, sollte nur von anerkannt guten und reellen Firmen entnommen werden. Die Moschusbeutel, Vesica moschi, können zur Herstellung von Tinkturen zu Parfümeriezwecken sehr gut verwendet werden.

Bei dem ungemein starken Anhaften des Moschusgeruchs ist bei der Benutzung von Löffeln, Waagen etc. die allergrösste Vorsicht nöthig. Wenn nicht eigene Löffel dafür vorhanden sind, so benutze man lieber ein Stückchen Kartenblatt zum Herausnehmen. Der Moschusgeruch wird ziemlich aufgehoben durch Kampher, Senföl, Goldschwefel etc. Man kann also, wenn man mit Moschus gearbeitet hat, die Hände durch anhaltendes Waschen mit Kampherspiritus oder mit Senfmehl und Wasser ziemlich vom Geruch befreien.

Für die Zwecke des Handverkaufs, wenn der Moschus zwischen Zeug gelegt oder am Körper getragen werden soll, vermischt man ihn am vortheilhaftesten mit einem nicht sauren Schnupftabak, welchem man noch eine Spur von Ammoncarbonat zusetzt. Eine solche Mischung im Verhältniss von 1: 50 ist noch von ausserordentlich starkem Geruch.

Herrn Dr. Baur in Gispersleben ist ein Patent auf die Bereitung von künstlichem Moschus ertheilt. Der Patentanspruch lautet:

"Verfahren zur Herstellung von künstlichem Moschus, darin bestehend,