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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Abriss der allgemeinen Chemie.

kommen gleich. Aehnlich ist es, wenn Eisen in feuchter Luft zu rothbraunem Rost, brennendes Magnesium zu weissem Pulver, Holz zu Kohle Wein zu Essig wird etc. Alle Erscheinungen, bei welchen durch stoffliche Veränderung (Zersetzung, Umsetzung, Vereinigung) neue Körper mit neuen Eigenschaften entstehen, sind chemische. Chemie ist die Wissenschaft von der stofflichen Verschiedenheit der Körper.

Wenn rothes Quecksilberoxyd stark erhitzt wird, erhält man blankes metallisches Quecksilber und ein Gas (Sauerstoff); es hat dabei eine chemische Zerlegung oder Zersetzung stattgefunden. Durch Vereinigung von Quecksilber und Sauerstoff kann aber auch wieder Quecksilberoxyd hergestellt werden. Ebenso kann man, wenn auch auf Umwegen, aus Schwefeleisen wieder Schwefel und Eisen erhalten.

Die Ermittelung der Bestandtheile eines Körpers nennt man Analyse, während die Darstellung chemischer Verbindungen aus einfacheren Stoffen Synthese heisst.

Eine Untersuchung, welche bezweckt, nur festzustellen, aus welchen Stoffen ein Körper besteht, heisst qualitative Analyse, aber eine solche, bei welcher die Menge der Bestandtheile ermittelt wird, nennt man quantitative Analyse.

Solche Stoffe wie Quecksilber, Schwefel, Sauerstoff etc. in verschiedene Bestandtheile zu zerlegen, ist bis jetzt nicht gelungen: man nennt sie Elemente (Grund- oder Urstoffe), im Gegensatz zu den zerlegbaren oder zusammengesetzten Körpern. Ein Element ist ein solcher Körper, der als Bestandtheil zusammengesetzter Körper auftritt und aus denselben abgeschieden werden kann, aber selbst einer Zerlegung in einfachere Bestandtheile nicht mehr fähig ist. Die Zahl der bisher bekannten Elemente beträgt etwa 70. (S. Tab. S. 367.)

Nach der Häufigkeit und Menge ihres Vorkommens ergiebt sich die, Reihenfolge: O, Si, Al, Fe, Ca, Mg, Na, K, H, Ti, C, Cl, Br, P, Mn, S, Ba, N, Cr etc.

Als chemische Zeichen (Symbole) benutzt man den ersten, oder wo es nöthig ist, um Verwechselungen zu vermeiden, noch einen zweiten Buchstaben des lateinischen Namens eines Elementes. Chemische Verbindungen werden durch eine Formel bezeichnet, indem die Zeichen ihrer Elemente neben einander gesetzt werden, z. B. FeS (Schwefeleisen), KJ (Jodkalium), NaOCl (unterchlorigsaures Natrium), CNH (Cyanwasserstoff), CNOH (Cyansäure) etc. Sind mehrere Atome ein und desselben Elementes in der Verbindung vorhanden, so schreibt man sie meist nicht einzeln (HHO), sondern setzt ihre Anzahl als Faktor hinter das Atomzeichen, z. B.: H2O^[H_{2}O], NH3^[NH_{3}], SO2^[SO_{2}], P205^[P_{2}O_{5}], CHCl3^[CHCl_{3}]. Steht eine Zahl vor einer Formel, so bezieht sie sich auf sämmtliche Elemente derselben, z. B. 2 CO2^[CO_{2}] heisst: CO2^[CO_{2}] + CO2^[CO_{2}].

Jedes Element denkt man sich zusammengesetzt aus gleichartigen kleinsten, nicht weiter zerlegbaren Theilchen, welche man Atome nennt.