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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

aber der Formation derselben genau anzuschliessen, und befinden sich in einer Tiefe von ½ bis 6 Meter unter dieser, stellenweise sogar an der Oberfläche. Unter dieser Steinschicht liegt der "Caliche" in einer Mächtigkeit von ¼ bis 3 m, und unter dem "Caliche" selbst befindet sich eine Schicht von Thonerde ("Coba") in einer Stärke von ¼ bis ½ m. Nach dieser folgt festes Gestein. Stellenweise liegt auch der "Caliche" direkt auf dem Gestein oder ist mit diesem vermischt.

Nachdem durch Abbau der oberen Steinschicht vermittelst Sprengungen durch Schiesspulver und Dynamit die Salpeterablagerung blossgelegt ist, erfolgt die Förderung des "Caliche" in gleicher Weise.

Der "Caliche" wird - ähnlich wie die Rüben in den Zuckerfabriken, deren Prozess mit der Salpetergewinnung analog ist - zur Verarbeitung an die Fabrik angefahren, dort durch starke Steinbrechmaschinen vermittelst Dampf zerkleinert, um alsdann in die Kochgefässe zu wandern, wo derselbe mit Dampf gekocht resp. ausgelaugt wird.

Die Auslaugungsapparate bestehen aus Sektionen von 4 bis 6 zusammenhängenden grossen offenen Kochkesseln, welche mit Spiralen von Dampfröhren versehen sind, um die nöthige Hitze zum Kochen zu erhalten.

Der Prozess ist äusserst einfach, indem die Laugen vom ersten bis zum letzten Gefäss cirkuliren, bis die gesättigte Lauge aus dem letzten Gefäss abläuft, während durch gleichmäßiges Zuführen dünner Laugen in das erste Gefäss die Cirkulation eine konstante wird. Ist der "Caliche" im ersten Gefäss soweit ausgelaugt, dass die Rückstände nur noch 3 bis 3 ½ % Salpeter enthalten, so wird dieses Gefäss ausgeschaltet, von den Rückständen befreit und neu gefüllt, so dass es als letztes Gefäss wieder eingeschaltet werden kann. Der ganze Prozess besteht also in einem kontinuirlichen Kreislauf der Laugen.

Die gesättigten Laugen fliessen gleichmäßig und kontinuirlich ab zu den Krystallisationspfannen, in welchen sie 4-5 Tage stehen müssen, bis durch das vollständige Erkalten der Salpeter ausgeschieden ist. Dann werden die kalten Laugen (Mutterlaugen) zur weiteren Benutzung in die Kochgefässe zurückgepumpt. Die Mutterlaugen enthalten immer noch ca. 40 % Salpeter.

In Etablissements, welche jodreichen "Caliche" haben und Jod extrahiren, werden die Mutterlaugen, in welchen sich das Jod zum grössten Theil ansammelt, erst auf Jod verarbeitet, ehe sie zur Salpetergewinnung wieder verwendet werden.

Die Laugen werden in diesem Falle aus den Krystallisationspfannen direkt in die Jodfabrik gefördert, und dort wird durch Einleitung von schwefligen Säuredämpfen etc. auf chemischem Wege das in den Laugen enthaltene Jod frei und lagert sich in Form eines dunklen Schlammes auf dem Boden der Gefässe ab. Später wird das so gewonnene Produkt gewaschen, gereinigt, des grössten Theils seines Wassergehalts entledigt und