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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

cama, welche theils zu Peru, theils zu Chile gerechnet wird. Sie ist vollkommen regenlos, und der Salpeter findet sich hier theils an der Oberfläche als schmutzige schneeige Masse auskrystallisirt, theils in einzelnen Krystallen, theils in krystallinischen Schichten unter der sandigen, steinigen Oberfläche. Er wird hier gegraben und in Säcke verpackt durch Maulesel nach der Küste transportirt, wo er durch Auflösen in heissem Wasser und nachheriges Krystalliren oberflächlich gereinigt (raffinirt) wird. Der so raffinirte Salpeter enthält selten mehr als 90-93 % Natriumnitrat, ausserdem Chlornatrium, Natriumsulfat 1-2 %, Feuchtigkeit und andere Unreinigkeiten. Er wird in Säcken von ca. 100 kg Inhalt versandt und zwar hauptsächlich über die Hafenplätze Iquique in Peru und Conception in Chile. In Europa wird er dann für die meisten Zwecke noch weiter gereinigt.

Anwendung. In kleinen Mengen medizinisch als harntreibendes und entzündungswidriges Mittel; technisch in sehr grossen Mengen zur Bereitung des Kalisalpeters, der Salpetersäure und als ein vorzügliches Düngematerial, das namentlich die Körnerbildung beim Getreide ungemein heben soll.

Ueber die Gewinnung des Rohsalpeters etc. gab die Salpeterfirma Fölsch & Martin in Hamburg in ihrem Katalog bei der Gewerbe- und Handels-Ausstellung zu Hamburg folgende interessante Daten:

Die Rohsalpeter-("Caliche"-)Ablagerungen in der Republik Chile befinden sich in der regenlosen Zone der Provinzen Tarapacá bis Atacama vom 20° bis 27° südlicher Breite. Die Ablagerungen sind ausschliesslich an den östlichen Hängen und daran stossenden Thälern der Küsten-Cordillere zu finden, in einer Entfernung von 18 bis 60 engl. Meilen von der Meeresküste.

Ueber den ursprung des Salpeters sind verschiedene Theorien aufgestellt worden, von welchem die wahrscheinlichste die ist, dass der ganze Küstenstrich früher submarin gewesen und, durch vulkanische Einflüsse gehoben, mächtige Binnenseen geschaffen wurden, welche im Laufe der Jahrtausende durch die atmosphärische Einwirkung verdunsteten, so dass die Salze, Seetange, vulkanische Auswürfe etc. etc. als schliessliche Rückstände verblieben und diese Mischung den Rohsalpeter bildete. Beweis für diese Annahme ist auch das Vorhandensein von Jod und Brom in dem Rohsalpeter. Die verschiedenen Farben des "Caliche" dürfen auch durch obenerwähnte Annahmen zu erklären sein.

Nachdem die Ablagerungen sich gebildet hatten, müssen noch Ueberschwemmungen von der Cordillere aus stattgefunden haben, wodurch die auf dem Rohsalpeter liegende Stein- und Erdschicht erklärt wird.

Die Lager selbst laufen parallel mit der Erdoberfläche, ohne sich

^[Abb:Fig. 196. Krystallformen des Natriumnitrats.]