Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Acetónum; Ketone

581

Chemikalien organischen Ursprungs.

Verbindung der Schwefelsäure mit dem Aethyloxyd, die sog. Aetherschwefelsäure, welche aber bald wieder in Aether und Säurehydrat zerfällt. Das zuerst gewonnene Destillat wird dann durch Rektifikation gereinigt und auf die gewünschte Stärke gebracht.

Anwendung. Medizinisch innerlich in mancherlei Mischungen als anregendes belebendes Mittel; äusserlich mittelst der Aetherspritze als lokales Betäubungsmittel; ferner zur Darstellung von Collodium, äth. Extrakten etc. In der chemischen Industrie ist der Aether eines der am meisten gebrauchten Lösungsmittel für Alkaloide und eine Menge anderer Körper.

Prüfung. Auf einen etwaigen Säuregehalt durch angefeuchtetes Lackmuspapier; auf die Stärke durch Schütteln von 10 Th. Aether mit 10 Th. Wasser in einem graduirten Cylinder; hierbei darf nach dem Absetzenlassen die Menge des Wassers sich nur um 1 Th. vermehrt haben; stärkere Zunahme zeigt einen grösseren Gehalt an Alkohol an, als der Aether besitzen darf.

Der Aether erfordert wegen seiner ungemein leichten Entzündlichkeit, noch mehr wegen seiner Explosionsgefahr bei der Mischung seines Gases mit Luft die allergrösste Vorsicht. Beim Umfüllen benutze man stets einen Trichter und beleuchte den Raum, wenn nöthig, nur von Aussen, da offenes Licht schon auf 6-8 Schritte Entfernung entzünden kann. Wegen seiner grossen Ausdehnung bei höheren Temperaturen dürfen die Gefässe nur etwa zu 4/5 gefüllt werden. Im Laden bewahre man stets nur ein kleines Quantum auf, die Vorräthe an möglichst kühlem Orte. Für den Eisenbahntransport müssen tadelfreie Ballons mit gutem Verschluss, oder in Sägespähne und Holzkisten verpackte starke Flaschen verwendet werden die Beförderung geschieht nur mit den sog. Feuerzügen.

Ketone.

Acetónum, Aceton.

C3H6O^[C_{3}H_{6}O].

Eine klare, farblose und sehr flüchtige Flüssigkeit; deren spez. Gew. 0, 790-0, 800 beträgt. Siedepunkt 56°. Der Geruch erinnert an Essigäther; der Geschmack ist scharf, hinterher kühlend; es brennt mit leuchtender Flamme. Bereitet wird es durch trockene Destillation von 2 Th. wasserfreiem Kalkacetat mit 1 Th. Aetzkalk aus einer eisernen Retorte. Das Destillat wird mit Natriumcarbonat gesättigt und dann über geschmolzenem Chlorcalcium rektifizirt.

Anwendung. In vollkommen reinem Zustande wurde das Aceton in kleinen Gaben gegen Schwindsucht, Gicht etc. empfohlen. Die rohe Handelswaare wird hier und da als ein kräftiges Lösungsmittel für Harze Kautschuk und zur Fabrikation von Lacken verwandt.

Prüfung. Auf die Abwesenheit von Wasser durch Schütteln mit Chlorcalcium; dasselbe zerfliesst, sobald Wasser zugegen.