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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Sapo; Seife

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Chemikalien organischen Ursprungs.

durch weitere chemische Manipulationen gereinigt werden muss. Zuerst wird es durch Behandeln mit Thierkohle möglichst entfärbt und vom üblen Geruch befreit, dann event. die Säuren oder der Kalk etc. gebunden und die weitere Reinigung durch ein- oder zweimalige Rektifikation vorgenommen (s. Fig. 204). Man unterscheidet Gl. flavum, in den schwächeren Graden für Gasuhren, in den stärkeren Graden zur Buchdruckerwalzenmasse verwendbar. Ferner Gl. album und albissimum, wiederum in verschiedenen Stärke- und Reinheitsgraden.

Anwendung. Medizinisch namentlich äusserlich gegen spröde Haut, auch zu Gurgelwässern, Mundwässern und Pinselsäften. Für alle diese Zwecke muss es rein, namentlich frei von Ameisen- und anderen Säuren sein, weil es sonst die Haut reizt. Technisch findet es eine sehr grosse und mannigfache Verwendung: zum Füllen von Gasuhren (es genügt hierzu schon ein Glycerin von 18° Bé., doch muss dasselbe säurefrei sein); zur Verfertigung der Walzenmasse (Leim und Rohglycerin); zur Fabrikation von Glycerinseifen (hierzu ist nur ein kalkfreies verwendbar); ferner in grossen Quantitäten zur Herstellung des Nitroglycerins und endlich auch vielfach zum Versüssen von Wein, Bier und Spirituosen, obgleich diese Verwendung, wenn das Glycerin nicht absolut rein, tadelnswerth ist. Das Glycerin muss, weil stark hygroskopisch, stets in gut verschlossenen Gefässen aufbewahrt werden. Es muss hierbei bemerkt werden, dass man gut thut, alles Glycerin, welches zu äusserlichen Zwecken dienen soll, nicht in einer Stärke von 28° Bé., sondern höchstens in einer solchen von 24-25° abzugeben. Sehr starkes Glycerin reizt wegen seiner starken Affinität zum Wasser die Haut zu sehr, weil es auch dieser Wasser entzieht. Ein solches Glycerin ruft, selbst wenn es frei von Säuren und Kalk ist, ein brennendes Gefühl auf der Haut hervor. Die beste Anwendung geschieht in der Weise, dass man unmittelbar nach dem Waschen ein mäßig starkes Glycerin auf der nur schwach abgetrockneten Haut verreibt.

Sapo.

Seife.

Unter diesem Namen versteht man dem Sprachgebrauch nach nur die Verbindungen des Kali oder Natrons mit den verschiedenen Fettsäuren oder auch der Harzsäuren. Die zuweilen in der Technik gebrauchten gleichen Verbindungen mit Kalk oder Magnesia sind in Wasser unlöslich, heissen daher auch wohl "unlösliche Seifen". Die fettsäuren Verbindungen der Metalloxyde sind ebenfalls unlöslich in Wasser und heissen "Pflaster" (s. d. ). Die Rohstoffe für die Seifenfabrikation sind ausser dem Aetzkali oder Aetznatron vor Allem Talg, Kokosöl, Palmöl, Palmkernöl, Abfälle von Schmalz und Butter, Oliven-, Sesam-, Baumwollsamenöl, ferner Thran, Lein- und Hanföl, sowie überhaupt jedes billige Fettmaterial. Die Bereitungsweise ist eine sehr mannichfache, auch die Art der Seifen ist je nach dem Fettmaterial und dem angewandten Alkali eine verschiedene.