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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Cellulose; Nitrocellulose

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Chemikalien organischen Ursprungs.

Cellulose siehe chemische Einleitung S. 397.

Nitrocellulose, Schiessbaumwolle, Collodiumwolle.

Trägt man 1 Th. reine, entfettete Baumwolle in ein Gemenge von 10 Th. Kalisalpeter und 12 Th. englischer Schwefelsäure ein und lässt sie stundenlang damit in Berührung, so resultirt nach dem vollständigen Auswaschen und Trocknen der Körper, welcher als Pyroxylin oder Schiessbaumwolle bezeichnet wird. Die Baumwollenfaser zeigt sich äusserlich in ihrer Struktur wenig verändert, nur fühlt sie sich weit härter und rauher an; chemisch dagegen ist ein ganz neuer Körper entstanden, was sich schon dadurch zeigt, dass sich das Gewicht der Baumwolle fast um die Hälfte vermehrt hat. Der Cellulose ist ein Theil ihres Wasserstoffs entzogen, je 1 Mol. desselben hat sich mit 1 Mol. Sauerstoff aus der Salpetersäure verbunden und die rückbleibende Molekülgruppe (NO2^[NO_{2}]) ist an die Stelle des Wasserstoffs getreten. Beim Pyroxylin sind 5 Mol. Wasserstoff durch 5 Mol. NO2^[NO_{2}] ersetzt, daher der Chemiker die Verbindung mit Pentanitrocellulose, d. h. 5fach nitrirte Cellulose, bezeichnet. Die Schiessbaumwolle ist ungemein explosiv und in weingeisthaltigem Aether nicht löslich, sie kann daher nur zu Sprengzwecken, nicht zur Herstellung von Collodium verwandt werden. Für diesen Zweck darf die Einwirkung auf die Cellulose nur bis zur 3 fachen Nitrirung fortgeführt werden, Trinitrocellulose oder Colloxylin. Zu deren Herstellung hat man zahlreiche Vorschriften. Entweder wird die Baumwolle in eine ganze konzentrirte Salpetersäure von 1, 400 spez. Gewicht eingetaucht oder in ein Gemisch von schwächerer Salpetersäure und Schwefelsäure. Die Temperatur der Mischung darf 15-20° C. nicht übersteigen und die Zeit der Einwirkung richtet sich nach der Stärke der angewandten Säure. Hager giebt hierfür folgende Daten an.

2 Th. Baumwolle erfordern

Salpetersäure und Schwefelsäure von 1,833-1,840 spez. Gew Die Bildung des Colloxylins ist vollendet nach Stunden

Theile spez. Gew. Theile

11 1,460 11 5

12 1,450 12 6

12 ½ 1,440 13 7

13 1,430 14 1/2 8

14 1,420 16 9

15 1,410 17 10

16 1,400 18 1/2 12

17 1,390 20 15

18 1,380 22 20

Nach der angegebenen Zeitdauer wird die Wolle herausgenommen und so lange mit Wasser ausgewaschen, bis ein angedrücktes Reagens-[folgende Seite]