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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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B. Farben für Malerei und Druckerei.

gewonnen. Während dort dieselben, um sie zum Färben benutzen zu können, stets zuvor in Lösung gebracht werden mussten, werden die Farben dieser Abtheilung in ungelöstem Zustande mit den betreffenden Bindemitteln (Oel, Lack oder wässerige Flüssigkeiten) nur gemengt und bilden einen undurchsichtigen Ueberzug.

Aus dem eben Gesagten geht hervor, dass die erste Bedingung für ihre Güte darin besteht, dass die Farben auf das Allerfeinste gepulvert gemahlen oder geschlämmt sind. Je kleiner die einzelnen Partikelchen der Farbe sind, um so grösser wird ihre Deckkraft sein; denn selbstverständlich wird durch ein gleiches Quantum bei feinerer Vertheilung eine weit grössere Oberfläche bedeckt werden können, als bei grobem Pulver. Nur wenige sind von so konstanter Zusammensetzung, dass die chemische Untersuchung auf ihre eventuelle Reinheit maßgebend für ihre Beurtheilung ist. Bei einer weit grösseren Anzahl derselben geben die physikalischen Eigenschaften, als Feinheit, Deckkraft und Reinheit des Farbentones den Ausschlag. Vielfach sind die helleren Nüancen einer bestimmten Farbe überhaupt nur mit nichtfärbenden Beimischungen hergestellt, so dass hier eine chemische Untersuchung nicht ausschlaggebend ist. Wir werden also in dem Folgenden nur dort Prüfungsmethoden angeben, wo es sich um bestimmte chemische Verbindungen handelt, bei welchen jede fremde Beimengung als eine betrügerische anzusehen ist. Hierher gehören z. B. Bleiweiss, Zinkweiss, Zinnober etc.

Vielfach theilt man sie in zwei Gruppen, erstens in Erdfarben, d. h. solche, welche aus natürlich vorkommenden Erden oder Mineralien durch blosses Pulvern und Schlämmen oder doch durch einfache Manipulationen, wie Brennen etc. gewonnen werden. Hierzu gehören z. B. Kreide, Ocker, Terra de Siena, grüne Erde etc.; zweitens chemische, auch wohl Mineralfarben genannt, welche durch besondere chemische Operationen künstlich aus anderen Körpern hergestellt werden. Sie sind theils einfache Oxyde, wie Zinkoxyd, Bleioxyd; theils Schwefelmetalle, wie Zinnober; theils wirkliche Salze, d. h. Verbindungen von Oxyden mit Säuren, wie chromsaures Bleioxyd (Chromgelb). Wir halten eine solche Eintheilung für ziemlich überflüssig, da die Grenzen der beiden Abtheilungen nirgend scharf zu ziehen sind. Ebensowenig würde dadurch etwas erreicht werden, wenn man versuchen wollte, die Farben nach ihren hauptsächlichsten Grundstoffen systematisch einzutheilen. Auch dieses würde zu den grössten Uebelständen führen, weil dadurch Farben nebeneinander kämen, welche ganz verschiedener Natur sind, andererseits aber auch wieder solche weit auseinander gerissen würden, welche ihren physikalischen Eigenschaften nach nebeneinander gehören. Die einzige für den Praktiker brauchbare Eintheilung ist die rein empirische, nach den einzelnen Farben, und zwar nach denen, wie sie der Sprachgebrauch kennt. Die strenge Wissenschaft kennt ja bekanntlich nur 3, Blau, Gelb und Roth, während Weiss die Vereinigung Aller darstellt (Theilung derselben durch ein Glas-^[folgende Seite]