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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Geschäftliche Praxis.

der Natur der zu kittenden Gegenstände. Oelkitte sind innige Mischungen von Leinöl mit Kreide, häufig mit Farbstoffen gefärbt (sog. Glaserkitt), oder von Leinöl mit Mennig zum Dichten und Kitten von Metalltheilen u. a. m. Glycerinkitt ist eine Mischung von Glycerin mit Bleiglätte. Die Mischung muss stets frisch hergestellt werden und bedarf zum völligen Erhärten, je nach der Konzentration des Glycerins 6-24 Stunden. Die Mischung wird aber sehr hart und ist widerstandsfähig gegen die Einwirkung des Wassers.

Kautschukkitte sind Lösungen von Kautschuk in Benzin oder anderen Kohlenwasserstoffen, gewöhnlich verdickt durch Asphalt, Kreide u. a. m.

Kaseinkitte. Das reine Kasein bildet, mit Alkalien oder alkalischen Erden zusammengebracht, sehr hart werdende Kitte, die ihrer grossen Billigkeit wegen für viele Zwecke sehr empfehlenswerth sind. Das Kasein wird entweder frisch verwendet oder getrocknet aufbewahrt. Im letzteren Falle lässt man es vor dem Gebrauch in warmem Wasser quellen. Eine Hauptbedingung für die Erzielung guter Kaseinkitte ist die, dass das Kasein möglichst fettfrei sei. Man scheidet es daher aus völlig abgerahmter Milch ab, wäscht das Gerinnsel wiederholt mit warmem Wasser aus, lässt auf einem Leinentuch abtropfen und presst aus. Soll das Kasein getrocknet werden, so breitet man es auf Porzellan, Glas oder auch auf Papier aus und trocknet es an mäßig warmem Orte. Es entstehen hierbei durchsichtige, hornartige Massen, die sich gut aufbewahren lassen.

Kältemischungen. Sie dienen dazu, eine möglichst grosse Herabsetzung der Temperatur hervorzubringen. Ihre Wirkung beruht darauf, dass Wärme gebunden wird; entweder dadurch, dass Salze mit viel Krystallwasser mit einer möglichst geringen Menge Wasser verflüssigt werden, oder dass neue chemische Verbindungen entstehen. Regel ist, dass alle anzuwendenden Stoffe, namentlich das Wasser, sowie die Gefässe, möglichst abgekühlt verwandt werden; steht Schnee zur Verfügung, so dass man diesen statt Wasser verwenden kann, ist der Effekt um so grösser. Als Kältemischungen benutzt man z. B. Mischungen von Chlorammon und Sulfat mit möglichst wenig Wasser, oder Natriumsulfat, Chlorammon, Kaliumnitrat und Wasser, oder Schnee mit krystallisirtem Chlorcalcium u. a. m. In allen Fällen wird hierbei Krystallwasser frei, welches, indem es in den flüssigen Aggregatzustand übergeht, Wärme bindet.

Ungeziefermittel. Unter Phosphorlatwerge verstehen wir eine Mischung, bestehend aus Mehl, Wasser und fein vertheiltem Phosphor. Man stellt die Latwerge dar, indem man in einer Schaale den Phosphor sehr vorsichtig unter Wasser schmilzt und dann die nöthige Menge Mehl einrührt. Noch einfacher und gefahrloser ist die Bereitung, wenn man fein vertheilten Phosphor vorräthig hält. Diesen erhält man, wenn man in einer Flasche Phosphor mit Kochsalzlösung übergiesst und dann im Wasserbade vorsichtig zum Schmelzen bringt; sobald dieses geschehen, wird die Flasche verkorkt und bis zum Erkalten kräftig geschüttelt. Der Phosphor