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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Puder und Schminken

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Puder und Schminken.

durch Blanc fixe (gefälltes Bariumsulfat) ersetzen. Dasselbe hat in seinen feinsten Marken eine vollständig genügende Deckkraft und ist, bei seiner gänzlichen Unlöslichkeit, absolut unschädlich.

Die rein weisse Farbe des Puders ist, weil unnatürlich, nicht immer erwünscht, man setzt ihm daher vielfach kleine Mengen färbender Bestandtheile, namentlich Roth und Gelb zu. Für erstere Farbe verwendet man durchgängig Karmin, für Gelb Goldocker und ähnliche Farben. Für Theaterzwecke, wo oft ganz andere Farben als die der kaukasischen Rasse gewünscht werden, richten sich die Zusätze nach den gegebenen Verhältnissen. Gebrannte und ungebrannte Terra de Siena, rother Bolus, Umbra, Kastanienbraun und ähnliche Erdfarben ermöglichen alle nur irgend gewünschten Farbennüancen.

Der Name Fettpuder, wie er vielfach benutzt wird, ist in den weitaus meisten Fällen ein gänzlich falscher. Nur höchst selten werden dem Puder Fettsubstanzen zugemengt, soll dieses wirklich geschehen, so können es nur solche Fette sein, welche dem Ranzigwerden nicht oder doch nur in äusserst geringem Masse unterworfen sind. Die meisten Fette und Oele würden bei der ungemein grossen Vertheilung sehr rasch ranzig werden, und in Folge davon äusserst nachtheilig auf die Haut wirken. Wirklich brauchbar für diesen Zweck sind nur Walrat, Lanolin und als Mineralfett Vaselin. Soll Walrat verwandt werden, so schmilzt man denselben und verreibt ihn in diesem Zustände nach und nach mit Talkum.

Mit dem Ausdruck "Schminken" bezeichnet man speziell alle diejenigen kosmetischen Präparate, welche ausschliesslich zur Färbung der Haut dienen sollen. Ihre Anwendung ist eine uralte, denn sie lässt sich schon bei sämmtlichen Kulturvölkern des Alterthums nachweisen. Und so viel auch von Seiten der Aerzte und der Laien gegen die Anwendung von Schminken geredet und geschrieben ist, so ist doch, wie bei allen Modethorheiten nichts dadurch geändert und ihr Verbrauch ist in manchen Zeiten ein geradezu kolossaler gewesen. Auch heute noch ist ihre Fabrikation immer eine recht lohnende und es wird ihr Verbrauch ein immer weniger schädlicher werden, sobald die betreffende Industrie sich bemüht, die schädlichen Substanzen, namentlich die Metallverbindungen, durch möglichst unschädliche Farben zu verdrängen.

Die Form, in welche die Schminken gebracht werden, sind sehr verschiedener Natur. Theils sind es die schon erwähnten, sog. Schminkpuder, theils bringt man sie in flüssige Form (Paschkis nennt diese Art der Anwendung die schädlichste), theils bringt man die färbenden Substanzen in Verbindung mit Fett, in die Form von Salben oder Stiften (Fettschminken). Die Schminkstifte finden namentlich auf dem Theater Verwendung zum Färben der Augenbrauen, Wimpern, Augenränder oder zur Hervorbringung künstlicher Gesichtsfalten etc. etc.

Endlich verwendet man die Schminken auch in trockener Form, als