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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Kosmetika

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Kosmetika.

verleihen sollen; sei es nun mangelhafte Färbung der Haut zu verdecken, oder, wie dies für das Theater namentlich nothwendig ist, für das grelle Lampenlicht stärkere Farben aufzutragen. Derartige Puder werden daher auch Schminkpuder genannt und bilden den Uebergang zu den eigentlichen Schminken. Ihr Grundbestandtheil ist fast immer aufs Feinste gepulvertes Talkum (Speckstein) mit Zusätzen von Calcium carbonat, Magnesiumcarbonat, Blanc fixe, Zinkweiss und anderen färbenden Bestandtheilen. Alle zu den Pudern verwandten Pulver müssen staubfein und auf das Sorgfältigste geschlämmt sein. Sie werden meist mit dem sog. Puderquast oder einem Hasenpfoten oder ganz feinem Batist aufgetragen und zwar am besten, wenigstens bei denen aus der dritten Gruppe, nachdem die Haut vorher ganz schwach und gleichmässig gefettet ist.

Ueber die Wirkung der Puder auf die Haut spricht sich Paschkis in seinem schon vielgenannten Buch über Kosmetik etwa folgendermassen aus:

"Die Puder und Schminken gehören zu den allerbedenklichsten Schönheitsmitteln, deren dauernde Benutzung fast unausbleiblich nachtheilige Folgen für die Haut mit sich bringt. Denn wenn auch der zeitweilige Gebrauch von austrocknenden Pudern von wirklichem Nutzen sein kann, weil sie die Haut vor den schädlichen Einflüssen der Luft schützen, so wirkt doch der dauernde Gebrauch selbst dieser nur unschädliche Mittel enthaltenden Puder schädigend auf die Haut, weil er die Poren und Talgdrüsen derselben verstopft und dadurch die Bildung von Mitessern, sowie von rauher und spröder Haut hervorruft. Ausserdem erleiden die pflanzlichen Bestandtheile durch den Schweiss und die sonstigen Ausscheidungen der Haut weitgehende Umsetzungen; es entsteht unter Anderem Milchsäure und Schleimsäure, welche reizend auf die Haut einwirken.

Diese Beobachtungen lehren uns, dass derartige Puder, wenn sie zur Abtrocknung der Haut angewandt werden, nach einiger Zeit durch Reiben mit einem Tuch zu entfernen sind. Am allerwenigsten schädlich für die Haut, weil es von den Ausscheidungen derselben nicht angegriffen und gelöst wird, ist das Talkum. Der einzige Uebelstand desselben ist nur der, dass es die Feuchtigkeit nicht besonders stark aufsaugt und die Haut zu glänzend macht. Beide Uebelstände sind aber dadurch zu verbessern, dass man demselben etwas kohlensaure Magnesia oder feinste Kreide zumengt.

Noch weit schädlicher wirkt der dauernde Gebrauch von Schminkpudern, deren färbender Bestandtheil fast immer aus Metallverbindungen besteht. Denn wenn auch das schlimmste derselben, das Bleiweiss, nicht mehr verwendet werden darf, so sind doch auch Perlweiss (basisch salpetersaures Wismuthoxyd) und Zinkweiss nicht ganz unlöslich in den Hautausscheidungen und wirken durch die entstandenen löslichen Metallsalze schädigend ein. Das Wismuthsalz hat noch ausserdem den Uebelstand, dass es durch die Einwirkung von Schwefelwasserstoff gebräunt wird. Bei Zinkweiss ist dies nicht der Fall. Man sollte, um die schädlichen Einflüsse der Metallsalze ganz zu vermeiden, dieselben am besten gänzlich