Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Räucherpulver

211

Räucherpulver.

Räucherpulver.

Von den Räucherpulvern unterscheidet man 2 Sorten, von welchen die eine ihren Wohlgeruch abgiebt durch Aufschütten auf eine nicht zu heisse Ofenplatte, während die andere direkt auf glühende Kohlen gestreut wird. Letztere findet namentlich ihre Benutzung in den katholischen Ländern zur Räucherung in den Kirchen. Sie muss selbstverständlich in der Hauptsache nur aus wohlriechenden Harzen bestehen, während die erste Sorte aus mittelfeinen Spezies von Blüthen und gewürzhaften Rinden besteht, welche dann noch mit einer Räucheressenz getränkt werden. Die Namen dieser Sorte sind, nach der Gegend, sehr verschieden, bald heissen sie Berliner Räucherpulver, Königs - Räucherpulver, Kaiser-Räucherpulver etc., doch sind sie in ihrer Zusammensetzung fast immer gleich. Da man von ihnen neben einem guten Geruch auch ein schön buntes Aussehen verlangt, so werden vielfach statt der getrockneten Blüthenblätter von Rosen, Päonien, Lavendel, Ringel- und Kornblumen, die man früher fast ausschliesslich verwandte, Veilchenwurzelspezies oder auch nur Holzspähne mit Anilinfarben aufgefärbt und nachher parfümirt, benutzt. Ein weiteres Erforderniss ist, dass die Räucherpulverspezies gleichmässig fein sind. Sie müssen namentlich von den staubigen Bestandtheilen, aber auch von gröberen Stücken auf das Sorgfältigste durch Sieben gereinigt sein.

Am schönsten färben lassen sich die Veilchenwurzeln, doch da dieselben in der nöthigen Speziesform nicht immer leicht und namentlich nicht billig zu haben sind, so ist man vielfach gezwungen, Sägespähne zu benutzen. Hierzu darf man aber nicht verwenden Spähne von Kiefern- oder Tannenholz. Diese sind zu langfaserig und verbreiten stets beim Erwärmen einen terpentinartigen Geruch. Am besten sind Buchenholzspähne, dieselben sind kurz, nicht faserig und wenn trocken, von reinem Geruch. Sie werden zuerst von den groben und feinen Bestandtheilen gereinigt, dann gefärbt, scharf getrocknet und schliesslich zum zweiten Mal abgesiebt. Nachher vermischt man sie mit dem Parfüm und zwar, um die Farbe nicht zu beeinträchtigen, in der Weise, dass man die Räucheressenz mit einem Theil ungefärbter Spähne vermengt und erst nach dem oberflächlichen Trocknen die bunten Spähne zumischt.

Als Mischungsverhältnisse für die Farben können folgende Zahlen dienen:

Roth 3 Th.

Gelb 1 Th.

Blau 1 S Th.

Grün 1 S Th.

Weiss 1 S Th.

Ungefärbt 1 S Th.

Die letzten ungefärbten 1 S Th. dienen zur Aufnahme der Räucheressenz; für Weiss verwendet man Veilchenwurzeln. Will man das Pulver noch verbessern, so fügt man ihm je 1 Th. Benzoe und Kaskarillrinde, beide ebenfalls in Speziesform, hinzu.