Schnellsuche:

Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

44

Lauf, im Sprung, im Schwimmen, Zureiten der Rosse und widmeten sich der Jagd (pag. 63), zu welchem allem der edle Adel von Natur geneigt erkannt wird. Aber jetzt geben manche dies auf, eilen in die. Städte und geben sich den Geschäften der Städte und dem Handel hin, wie der Rabe aus der Arche Noä entlassen beim Aas geblieben und nicht zurückgekehrt ist Gen. 8.; denn wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler. Luc. 17. So geben verwerflicherweise manche Adelige um der Genüsse und Schmausereien willen ihre Adelssitze auf, weil sie unter den schwelgerischen und gierig alles verschlingenden Schlemmern, den dick und fett gewordenen Städtern verweilend auch die Sitten des Adels verlieren. Einige aber begeben sich aus Mangel an Kräften oder an Mitteln von den Burgen in die Städte, so z. B. betagte Adelige, die dem Gottesdienste beizuwohnen und Arzte in ihrer Nähe zu haben wünschen, und diesen folgen dann bisweilen ihre Söhne und bleiben auch; entweder weil sie mit geringeren Kosten in der Stadt das Notwendige sich verschaffen können, oder weil sie, auf den Burgen verarmt, in den Städten sich Geschäften widmen wollen, um dem Bettelstab zu entgehen. Auf alle diese Weisen sind in alter und neuer Zeit die Adeligen mit den Städten verbunden, und besonders jetzt mehren sich die Adeligen in den Städten, was wh. an der Verödung der Burgen sehen, welche stattlich dastehen ohne Bewohner, bis sie von selbst zusammenstürzen. Auf dieselbe Weise verlassen die Landleute das Land und gehen in die Städte über, sie erwerben sich durch Handel oder Handwerke Geld und kommen endlich in den Rang von vornehmen Bürgern. Und diese werden Bürger zu ihrem Vorteil und verlieren dadurch nicht die Privilegien der Markgenossen (ff. [digest. ] de adopt. 1 per adoptionem). Obgleich aber die Adeligen durch ihren Übergang in die Städte und durch die Einverleibung mit den Bürgern, wie gesagt, die Privilegien des Adels nicht verlieren, verlieren sie doch im Verlauf der Zeit, wenn sie durch Verheiratung und anderes den Bürgern in allem gleich werden, die Zuneigung der noch auf den väterlichen Wohnsitzen und Burgen lebenden Adeligen, weshalb diese sie von den Turnieren und gewissen anderen besonderen Übungen der Adeligen als Entartete ausschließen, oder, wenn sie keinen genügenden Anlaß sie auszuschließen haben, sie doch nach Verabredung härter treffen und behandeln.

Ein dritter Unterschied von adeligen Bürgern besteht darin, daß manche von ihnen von einem adeligen Vater und einer nicht adeligen Mutter und umgekehrt herstammen. Diese können (pag. 94) Heroen genannt werden in der Art, wie bei den maßgebenden Schriftstellern der Heiden diejenigen Heroen genannt werden, welche von einem sterblichen Vater und einer unsterblichen Mutter und umgekehrt abstammen, wie Achilles von dem sterblichen Vater Peleus und der unsterblichen Göttin, Thetis genannt, seinen Ursprung hatte. Diese Thetis war nämlich nach der Lehre der Dichter von den Göttern eine sehr mächtige Wassergöttin, mit der sich jedoch Jupiter nicht verbinden wollte, da er wußte, daß von ihr ein Sohn werde geboren werden, der größer würde als sein Vater. Deswegen war sie dem Menschen Peleus, der jedoch immer an großen Taten teilgenommen hatte, übergeben und zu ihrer Hochzeit alle Götter und Göttinnen eingeladen worden mit Ausnahme der Discordia (Zwietracht). Bei dieser Hochzeit fand der Streit zwischen Pallas, Venus und Juno über den goldenen Apfel u. s. w. statt. Nach der Empfängnis nun und der Geburt des Achilles übergab ihn seine Mutter dem Centauren Chiron, der ihm keine Speise gab außer von den von ihm erlegten Tieren, und so wurde