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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Von den Orten in der Nähe von Ulm außerhalb der Mauern der Stadt

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Franziskaner, auch wie viele Nichtigkeitserklärungen, Verweisungen, Übereinkünfte und Verabschiedungen für beide Parteien, wie viele Berufungen der Ratsherren von Ulm an den apostolischen Stuhl und an kaiserliche Majestät, wie viele Ehrloserklärungen und Anklagen, Angebereien bei den Bischöfen und Beschuldigungen vor den Fürsten, und welche Verunglimpfungen, Herabsetzungen, Zornesäußerungen und Drohungen der Fürsten, Bischöfe, Adeligen und Gemeinden gegen die Ulmer hievon ausgingen, kann ich nicht leicht sagen. Aber wie groß auch bei allem dem die Festigkeit, der Mut, die Energie, Geduld, Klugheit und unermüdliche Beharrlichkeit der Herren von Ulm gewesen, zeigt der Erfolg der Sache. Denn wenn einer alles, was hiebei sich ereignete, für und wider schriftlich aufzeichnen wollte, so hätte er nötig, mehrere Quartbögen anzufüllen. Als nun die alte Äbtissin ihres Amtes entsetzt und andere Nonnen zum Dienst mit der neuen Äbtissin eingesetzt waren, lief zur selben Stunde die abgesetzte Äbtissin unter dem Geschrei, sie sei nicht abgesetzt und könne nicht abgesetzt werden, mit den Ihrigen im Kloster herum und schickten sich an, das Kloster zu verlassen. Als sie aber die Sachen, die sie als ihr Privat-Eigentum zurückbehielten, zusammengebracht und Kisten und Kasten verschlossen und zusammengebunden hatten, folgten fast alle der abgesetzten Äbtissin Frau Christina Strölin, (pag. 206) um das Kloster zu verlassen und konnten weder durch Versprechungen noch durch Drohungen zurückgehalten werden, außer wenn man erkläre, die abgesetzte Äbtissin sei noch Äbtissin und nicht abgesetzt. Aber da die Ulmer dies durchaus nicht tun konnten oder wollten, und die Nonnen selbst mit ihrer Äbtissin nun Halt machten und vom Ausgang wieder umkehren wollten, ließen die Herren von Ulm sie durch Knechte hinausführen. Und so wurden sie hinausgeführt und zogen in Prozession in der Stadt Ulm ein und in das Haus der Frauen-Congregation von der dritten Regel des hl. Franziskus. Aber nach Verlauf weniger Tage rieten die Anhänger ihrer Partei, sie sollen durchaus nicht in Ulm unter ihren Nebenbuhlerinnen bleiben, sondern unter den Schutz und die Flügel irgend eines Herrn sich flüchten. So erhoben sie sich nun und wanderten in die Stadt Güntzburg aus, über die damals der Herr (Bischof) von Augsburg die Herrschaft hatte, und hierauf zogen sie zu geringer Erbauung der Weltlichen zerstreut umher und erdachten mit ihren Anhängern laufend Kniffe, um die Ulmer zu beunruhigen, indem sie Fürsten und Gemeinden aufhetzten. Nachdem aber zwei Jahre so verflossen waren, ging die alte Äbtissin Frau Christina Strölin n sich, gab sich in den Gehorsam und wurde mit mehreren anderen in ihr Kloster zurückgeführt. Für andere aber, die nicht zurückkehren wollten, wurde gesorgt und sie wurden in andere Klöster gebracht. Und so steht auch bis heute das Kloster Seflingen in regelmäßigem Leben zur Erbauung vieler. Es ist aber das Kloster groß, reich und schön und mit Wasser versehen, und in seiner Umfriedigung fließt abgesehen von der Blau, von der ein Teil hier durchfließt, Wasser genug aus dem Erdboden heraus.

Kap. 13.

Von den Orten in der Nähe von Ulm außerhalb der Mauern der Stadt.

Aus dem Vorhergehenden ist bis jetzt zu ersehen, wie die Stadt Ulm von mannigfaltigen Andachtsstützen rings umgeben ist. Jetzt ist zum Beschluß noch übrig zu sehen, von