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VrkenntnH.
schlössen aber dasselbe durch verführerische Lehren und Verkehrung der Schrift zu, Match. 23, 13. und verdienten also, daß das Wehe! über sie ausgerufen wurde. Christus deutet damit auf die Gewohnheit der Juden hin, welche, wenn sie Jemanden zum öffentliche« Lehrer machten, ihm einen Schlüssel ld. i. die Auslegung der Schrift) und eine Schreibtafel gaben.
§. 3. Erkenntniß Christi besteht darin, daß wir Christum nach seiner Person, Amt und Wohlthaten aus dem Wort des heiligen Evangeliums erkennen, seinen göttlichen Verheißungen Beifall geben, und seine in dem Wort offenbarten Wohlthaten mit gläubigem Vertrauen ergreifen und zu unsrer Seelen Heil und Seligkeit uns zu nutze machen. Dieser Grund des Christcnthnms, 1 Cor. 1, 30. c. 3, 11. besteht nicht in Worten, sondern in der Kraft, 1 Cor. 4, 20. Tit. 1. 16. Unser Heiland ist eitel Liebe, Demuth, Sanftmuth, eitel Tugend. Wer diese nicht in sich empfnnocn und Christo darin nachgeht, kennt ihn nicht. Wer nicht in der Tugend, im Glauben wächst, nimmt in Christo ab, 1 Tim. 1, 5. Christum lieb haben )c., Eph. 3, 19. GOttes und Christi Erkenntniß ist der Weg und das rechte Mittel zum ewigen Leben, Joh. 17, 3. (S. Erkenntniß GOttes z. 6. 7.)
Durch  sein Erkenntniß  wird   er,  mein  Knecht,  der Gerechte,
Viele  gerecht machen;   denn  er  trägt  ihre Sünden,   Esa.
53, II. Bis  daß wir Alle  hinan kommen,  zu  einerlei Glauben und
Erkenntniß des Sohnes GOttes 2c., Eph. 4, 13. Ich  achte  es  Alles  für Schaden  gegen der überschwanglichen
Erkenntniß ITsu Christi, meines HErrn, Phil. 3, 6. Wo solches reichlich bei euch ist,   wird  es  euch  nicht faul noch
unfruchtbar sein lassen m der Erkenntniß unsers HErrn IEfu
Christi, 2 Petr. 1, 6. Wachset aber in der Gnade und Erkenntniß unsers HErrn und
Heilandes JEsu Christi, 2 Petr. 3, 18. Denn so sie sind  entflohen dem Unsiath der Welt, durch die
Erkenntniß  des HErrn und Heilandes JEsu Christi, werden
aber wiederum in denselbigen   geflochten  und  überwunden;
ist  mit ihnen das Letzte ärger  geworden,  denn das Erste,
2 Petr. 2, 20. Daß dein Glaube, den wir mit einander haben, in dir kräftig
werde durch Erkenntniß  alles  des Guten, das  ihr  habt in
Christo IEsn, Philem. 6.
§. 4. Erkenntniß GOttes, a) welche er selbst hat, und welche Christo nach seiner göttlichen Natnr für sich, und nach der menschlichen Mittheilungsweise zukommt, Matth. 11, 27. Das ist die All-wissenlieit, und erstreckt sich nicht allein anf ihn, und was in ihm, sondern auch auf das, was außer ihm. Er ist, der Herzeu und Nieren prüfet. (S. AUwilrenheit.)
Solche  Erkenntniß  (da du, GOtt, mich und Alles  kennest),  ist
mir Zu hoch, ich kann es nicht begreifen, Pf. 139, 6. Auf welchem wird ruhen der Geist des HErrn, - der Geist der
Erkenntniß und der Furcht des HErrn, Esn. 11, 2. Wen fraget er um Rath, der ihm Verstand gebe  -  und  lehre
ihn die Erkenntniß :c., Esa. 40, 14. O welch eine Tiefe  des Reichthnms, beides  der Weisheit und
Erkenntniß, Röm. 11, 33. In welchem (Christo) verborgen liegen alle Schätze der Weisheit
und Erkenntniß, Col. 2, 3.
z. 5. o) Welche wir von GDtt haben. Diese ist I) die natürliche und zwar 1) die in dem ange-bornen Gefühle seiner Abhängigkeit gegründete, da der Mensch es inne wird, daß er nicht durch sich selbst ist und besteht, sondern im Sein und Fortdauern von einer höhern Macht abhängig ist. Dieses Gefühl nöthigt ihn, an GOtt zu glauben und dieser Wahrheit Beifall zu geben; und wenn er dieser widerstehen will, wird er in seinem Gemüthe etwas fühlen, das ihn gleichsam zurück hält. Ein Gottesleugner oder Atheist wird leichter sagen, daß
er dergleichen Regungen Zelt seines Lebens nicht gespürt, als mich, es zu glaubeu, überreden. 2) Die erlangte, welche auf der Betrachtung der Natur, und   den   daher fließenden Beweisgründen beruht.
a)  von   dem   Weltgebäude.    Ist   die   Welt   nichts Nothwendiges, sondern etwas Zufälliges, und kann sie daher nicht von Ewigkeit gewesen sein; so mnß sie von einem Andern herkommen, der nnunterworfen und  unumschränkt   nach   seinem Gefallen   andere Dinge außer sich darstellen kann.    Ist in der Welt eine gewisse Drdnung, eine künstliche Structur, und Zweckmäßigkeit sichtbar, so mnß auch ein Geist sein, der, um diese Welt zu schassen und zn ordnen, Weisheit, Macht und Güte besitzt.   (S. hiebei Hiob 12, 7 ff.   Weish. 13, 5. 9.  A.G. 14, 15.  Röm. 1, 20.
b)  von dem Menschen.    Haben alle Menschen  ein angcborms,   unendliches   Verlangen,   welches    in keinem endlichen Gut  bernhigt wild; so mnß ein unendliches Gut, dessen Wesen, Vollkommenheit und Daner keine Grenzen hat, und folglich ein GOtt sein.    c) von   unserm   Gewijsen.    Seine   doppelte Kraft, die gesetzgebende und die richtende, welcher, als einer höhern Gewalt, der Mensch sich nnbedingt unterworfen  fühlt, und  der  er sich nicht willkürlich    entledigen   kaun,   ist   ein   inneres   Zeugniß GOttes,   der  im Gewissen   seinen  Thron  in  dem Menschen anfgerichtet hat.   Je sorgsamer der Mensch auf sein Gewissen hört, desto mehr wird er GOttes inne; und ein frommer rechtschaffner Wandel ist der beste Beweis, den wir Anderen vom Dasein GOttes geben können, Matth. 5, 16.    d) von dem Beifall aller Völker.    Es   ist   kein   Volk   so   ungezähmt, wild   und   grausam,   welches,   ob   es   wohl   nicht weiß,   was für einen,   zum  wenigsten   doch   nicht wissen  sollte, daß man   einen  GDtt  haben  müsse. Eicero.
§. 6. Diese Erkenntniß ist 1) unvollkommen. Denn durch den Fall haben die ersten Eltern, und also alle Menschen, das herrliche und anerschaffenc. Licht, GOtt zu erkennen, verloren; das natürliche Wissen ist nur Stückwerk, und 2) nicht hinlänglich, die Seligkeit zu erwerben. Wider die Naturalisten.) Sie weist zwar den Weg, den HErrn zu suchen, A.G. 17, 27. 28. aber nicht znr Erkenntniß des Heils, Luc. 1, 77. Sie giebt uus keiue beruhigende Gewißheit von der Vergebung der Sünden, und von einer göttlichen Erbarmung über sündige, gefallene Wesen. Durch die Natur sehen wir GOtt von außen an, Röm. 1, 20. aber da wir nichts von Christo wissen, anßer dem kein Weg zum Leben, A.G. 4, 12. c. 16, 31. Joh. 17, 25. so sehen wir ihm nur durch das geoffenbarte Wort gleichsam ins Herz, und empfinden die süßeste Lust aus der Liebe und erbarnnmqsvollen Sendung seines Sohnes, Joh. 3, 16. (H. 3.) GOtt anßer Christo kennen, ist, ihn als einen Feind, in Christo, als einen Vater, Erbarmer 2c. kennen. Also müssen wir haben:
§. 7. II) die übernatürliche. Diese ist ein solches Werk GOttes in uus, da der Mensch durch Kraft und Wirkung des heiligen Geistes aus der heiligen Schrift nicht allein gewiß wird, was GOtt nach seinem Wesen, Personen, Eigenschaften, Willen und Werken sei, sondern auch im Herzen kräftig und lebendig empfindet und fühlet, daß dieser GOtt sein GOtt sei, ihn angeht, ihn selig haben wolle, und daß er so es lernt und vermag, diesen GOtt über alle Dinge zu fürchten und zu lieben, sein ganzes Vertrauen aus ihn zu setzen, damit er hier und dort