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Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz

M. Gottfried Büchner, E. Ch. Lutz, H. Riehm, Verlag von Ferd. Riehm, Basel, 1890

Exegetisch-homiletisches Lexikon über alle Sprüche der ganzen heiligen Schrift für Geistliche, Lehrer, Sonntagsschullehrer und die Familie.

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Rechtfertigen.
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Ja, Ueber Mensch, wer bist du denn, daß du mit GOtt rechten willst? Rom. 9, 20.
z. 3. Mit GDtt rechten heißt so viel als von GOtt die Ursachen wissen wollen, warum Er so und nicht anders verfahre. In diese Sünde verfallen oft die Wiedergeborneu, wie an Hiob, Iere-nna und Andern zn ersehen, Hiob 13, 3. c. 10, 2. Ier. 12, 1. aber aus Schwachheit und Uebereilung, ohne Vorsatz. Am meisten aber thun es die Unwie-dcrgebornen, wenn sie ans Bosheit mit GOtt er-postnliren und rechten wollen, Esa. 58, 2. Es ist dies ans folgenden Gründen durchaus verwerflich: I) Diejenigen, welche mit GOtt rechten, sind seine Geschöpfe, die von sich Nichts, von ihm aber Alles haben, und deren Bestes der liebreiche GOtt sucht, Sir. 10, 9. II) Das, worüber sie hadern, über seine Eigenschaften, über sein Wort, welches den Weisen von der Welt überflüssig, dunkel, schwer zu sein scheint, über seine Wege, Willen, Werke, Wundergerichte, Vorsehung, Haushaltung und Regierung, besonders wenn er zu ihrer Bekehrung solche Wege mit ihnen gehen muß, die ihrem Eigensinn nicht anständig sind, 2 Kon. 5, 11. darüber, daß GOtt den Menschen fallen lassen; ferner über die Gnadenwahl, über die begangenen Sünden, über die Gnadenmittel, über die Heilsordnnng, sind Gegenstände, die die Grenzen der menschlichen Erkenntniß übersteigen, und worüber dem schwachen Menschen abzusprechen nicht gebührt. III) Dieses Rechten widerstreitet ganz und gar der kindlichen Ehrfurcht, De-mnth, Liebe und Vertrauen, die wir GOtt schuldig sind, und rührt her aus einem tiefen Verderben des Menschen, aus Blindheit, schändlicher Eigenliebe und thörichtem Hochmuth, Ps. 50, 21. I Mos. 4, 9. c. 6, 3. und kann, wenn es nicht unterdrückt und bereut wird, zum völligen Bruch mit GOtt, znr Anf-gebung alles Glaubens, und Verzweiflung, mithin in völlige Verdammniß führen. IV) Es' geschieht aber nicht allein auf eine grobe, sondern auch auf eine subtilere Weise, wenn man GOtt und seiner Stimme nicht glauben und gehorchen will, Ps. 78, 41. V) Alles solches Hadern aber ist eine wirkliche und formale Lästerung GOttes, und eine Verletzung seiner Majestät, 4 Mos. 14, 27. o Sünder! lege deine Hand auf deinen Mnnd, Hiob 39, 34. 35. c. 42, 3. 6. und lerne mit allen Sündern sprechen: Du, HErr! bist gerecht, wir aber müssen uns schämen, Esr. 9, 6.' Dan. 9, 7. Bar. 1, 15. c. 2, 6. Luc. 18,13. Wer bist du, daß du mit GOtt rechten willst? Lerne aber auch ein festes Vertrauen znr Weisheit und Liebe GOttes fassen, die nur dein wahres Heil will, und den Frommen Alles zum Besten dienen läßt; lerne stille sein zu GOtt, Ps. 62,2. Rom. 8, 28.
Rechtfertigen, Rechtfertigung
§. 1. I) S. Gerechtfertigt.
Ich weiß wohl, daß ein Mensch nicht rechtfertig bestehen mag
vor GOtt, Hiob 9, 2. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertiget (freigesprochen)
werden 2c., Matth. 12, 37. GOtt ist offenbaret ? gerechtfertiget im Geist, i Tim. 3, 16.
(S. Geheimniß §. 2.)
z. 2. II) Meistern, eines Bessern unterrichten. (Herades ließ die Hüter rechtfertigen 2c., A.G. 12, 19. d. i. Kriegsrecht über sie halten und hinrichten.)
Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen von ihren Kindern, Matth. 11, 19. (A.: die yMliche Weisheit in der ver-Mienen «.'«btn»n,tise d«s Johannes und IEsu, so sehr sie ver-
kannt Mtrdt, wird doch desto mehr «an OOtte« Kindern aner-kaunt.)
z. 3. III) Sich selbst, Luc. 10, 29. c. 16, 15.
Sich ans eingebildeter Heiligkeit das Lob der Gerechtigkeit zurechnen, ist ein pharisäisches Laster.
z. 4. Die Rechtfertigung des Sünders vor GOtt ist (nicht Gerechtmachung, 86nsn pli^ieo, sondern Rechtsprechung, 86N8u korknsi) ein göttliches Gnadenwerk, oder eine richterliche Handlung, da GOtt aus Gnaden um Christi und seines Verdienstes willen dem bußfertigen Sünder, der sich mit Glauben an diesen seinen Heiland hält, seine Sünde vergiebt und ihm die Gerechtigkeit seines Sohnes znrechnet, daß er also im göttlichen Gericht gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens wird. Wie nun durch Eines Sünde die Verdammmß über alle Menschen gekommen ist, also ist auch durch Eines Gerechtigkeit d:e Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen, Röm. 5, 18.
§. 5. Von diesem Grunde, worauf unsre Seligkeit beruht (s. Gerechtigkeit §. 4.) und von der Qnelle, woraus aller Trost für unsre geängsteten Gewissen stießt, weiß die Vernunft nichts; die Natur sagt in keinem ihrer Werke etwas von Vergebung; das Gewissen kann den Sünder eher schrecken und Besorgniß gegen die Vergebung einflößen. GOtt, wenn er von seinem Willen, zu vergeben, den Menschen gewiß machen wollte, mußte es feierlich erklären, offenbaren: dies ist in seinem Worte geschehen, und vor Allem predigt es das Evangelium, und zeigt thatsächlich uns den, durch welchen wir gerecht werden, 1 Cor. 1, 30. 2 Cor. 5, 21. Röm. 10, 4.
§. 6. Der dreieinige GOtt macht die Sünder gerecht, a) GOtt, der Vater, Röm. 8, 33. welcher uns seinen Sohn geschenkt, Joh. 3,16. t») der Sohn, Matth. 9, 6. welcher nns seine Gerechtigkeit mittheilt, Gal. 2, 16. c) und der heilige Geist, welcher den gerechtmachenden Glauben, 1 Cor. 6,11. durch Wort, 2 Cor. 5, 18. 19. und Sacramente, Tit. 3, 5__7. Matth. 26, 27. 28. wirkt.
§. 7. Van Innen wird GOtt durch die Liebe und Gnade, Röm. 3, 24. Tit. 3, 5. von Außen durch das blutige Verdienst Christi nns zu rechtfertigen bewogen, Röm. 3, 24. 25. Eph. 1, 7. 2 Cor. 5, 21. Auf unsrer Seite muß der Glaube, Röm. 3. 22.^ 28. c. 4, 3. c. 5, 1. das Verdienst Christi zuversichtlich ergreifen. (S. Gerecht §. 5.10.) Werke gelten nichts, Eph. 2, 9. Gal. 2, 20. Röm. 4, 5. Christus allein hilft hier, Menschenhülfe ist kein nütze. (Wider die Papisten.)
z. 8. Die Art und Weise der Rechtfertigung besteht in der Vergebung oder Nichtzurechnuug der Sünde, Röm. 4, 7. 8. c. 3, 25. S. Ezech. 18, 22. Esa. 38, 17. Mich. 7, 19. und Zurechnung der vollkommenen Gerechtigkeit Christi, 2 Cor. 5, 21. Das ist die Wurzel eines gottseligen und der Anfang des himmlischen und ewigen Lebens. Die Rechtfertigung geht der Heiligung voran, denn ohne die Zusicherung, daß GOtt vergeben habe und gnädig sei, kann es der Mensch zu gar keiner Annäherung an GOtt, zu keiner Liebe gegen ihn, d. i. zn keiner Heiligung bringen. S. Melanchthon ^poloF. ^.. 0. ^.rt. 3. äo Dilßetiouy und wenn der Mensch meinte, sich selbst durch seine Besserung die Vergebung verdienen zu müssen, würde er nie derselben gewiß werden, und seine Besserung wäre durch Hochmuth verunreinigt. Daher bleibt die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben das Kleinod der evangelischen Kirche!