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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die zweite Kulturstufe

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Die Urgeschichte der Kunst.

die Ausgestaltung dieser Naturwohnungen, anstatt auf den Bau künstlicher. Diese mußten sich nach dem Klima richten, je rauher und feindseliger dieses war, um so stärker war das Bedürfnis nach wirksamem Schutz.

Daraus ergab sich der eine Unterschied in den Fortschritten hinsichtlich der Wohnungsbauten; der zweite war bedingt durch die Baustoffe und die Fähigkeit, sie zu bearbeiten. Wenn Steinblöcke und -Platten vorhanden waren, lag deren Benutzung näher als die Verwendung von Holzstämmen, und auf Schwemmlands-Boden, in welchem Steine selten waren, mußte der Mensch auf die Verwertung des Lehms gelenkt werden.

Da nun vom Baustoff auch die Bauform abhängig ist, so ergab sich auch hinsichtlich jener schon ursprünglich eine Verschiedenheit in den einzelnen Gebieten, welche auch in der späteren Zeit bei der weiteren Entwicklung der Baukunst einen gewissen Einfluß übte. Man kann beispielsweise sehen, wie die Formen des Holzbaues auch bei späteren Steinbauten maßgebend blieben.

Waffen und Geräte. Bei den Werkzeugen, Waffen und Geräten ahmte der Mensch natürliche Vorbilder nach: Zahn und Kralle waren die Nächstliegenden für die Waffen - die Meißelform ist daher auch die älteste bei den Werkzeugen -; natürliche Schalen (von Früchten, Schädeln) für die weiteren Geräte zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten. War bei den Behausungen durch die natürlichen Verhältnisse schon ursprünglich eine Verschiedenheit bedingt, so ergab sich auf dem Gebiete der Werkzeuge durch die Gleichartigkeit der Vorbilder von selbst eine völlige Uebereinstimmung in den ersten Formen.

Die ältesten Aexte, Pfeilspitzen, Töpfe u. s. w. der europäischen Steinzeit unterscheiden sich in keinem wesentlichen Punkte von solchen der Naturvölker in den Tropenländern.

Die zweite Kulturstufe. Auf einer höheren Kulturstufe stand der Mensch, als er nicht bloß für sein Bedürfnis Wohnstätten errichtete, sondern auch für Verstorbene und für seine Gottheiten; also Grabmäler und Heiligtümer. Hier sind die ältesten Formen, die auch in verschiedenen Gebieten gleichartig auftreten, der Grabhügel und die Kennzeichnung des heiligen Ortes durch geordnete Aufstellung von Steinen.

^[Abb.: Fig. 6. Einige Formen aus der Hallstadt-Zeit. (Z. T. nach Hoernes.) 1. Schwert mit Eisenklinge und Elfenbeingriff. 2. Schwertgriff aus Bronze in der "Antennen-Form", so genannt wegen der Aehnlichkeit mit den Antennen - Fühlern - einiger Insekten. 3. Gerippter Eimer aus genietetem Bronzeblech. 4. Gewandnadel aus Bronze mit Klapperblechen und Andeutungen von Vogelgestalten. 5 und 6. Gewandnadeln aus Bronze mit einfachen schönen Formen. 7. Tiergestalt aus gegossener Bronze. (Fundort sämtlicher Gegenstände ist Hallstatt.)]