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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Baustile; Tempelbauten

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Indien.

ausgestaltet wurde. Ueber dem Eingang in die Tempelgrotte befindet sich gewöhnlich eine tiefe Nische. Das Schiff enthält meist zwei Säulenreihen, endet mit einem Halbrund, in welchem der Reliquienschrein - in der üblichen Stûpa- oder Dagopaform - steht. Die Decke ist tonnen- oder kuppelförmig gestaltet.

Bisweilen wurden die Tempel auch ganz aus dem Felsen herausgearbeitet, so daß sie frei in einem Hofe stehen, der in den Berg gebrochen ist, und der Tempel aus einem einzigen Riesenblock ausgemeißelt erscheint. Das berühmteste Beispiel dieser Art ist der Kailasa bei Ellora.

Tempelbauten. Die Freibauten von Tempeln zeigen in ihrer Grundanlage eine Verbindung der Stûpaform mit den Grottenhallen. Sie bestehen aus zwei Teilen, der Vorhalle (mandapa), in welcher sich die Gläubigen versammeln, und dem Heiligtum mit dem Götterbild, gewöhnlich nur den Priestern zugänglich. Ueber diese Götterzelle erhob sich der hohe Turmbau.

Baustile. Nach den verschiedenen Abweichungen in den Einzelheiten dieser Hauptgrundform kann man mehrere Stilunterarten aufstellen. In Nordindien ist die Götterzelle viereckig angelegt, der Turmbau ist einfach, kräftig, senkrecht gegliedert. Bisweilen wird das Dach der Vorhalle als Kuppel gestaltet, welche auf Säulen ruht (sogen. Dschaina-Stil); andererseits die Zelle sternförmig angelegt und mit einem pyramidenförmigen Dache versehen (Tschalukja-Stil). Im Süden herrscht der sogen. dravidische Stil, Zelle und Vorhalle sind im Rechteck angelegt, der Turmbau besteht aus einer Reihe sich verjüngender Stockwerke und ist oben mit einer Kuppel gekrönt. Die Tempel sind in der Regel von einem Hofe (manchmal 2-3) umgeben, in welchen pagodenförmige Thorbauten führen; auch finden sich große Säulenhallen in den Höfen angelegt.

^[Abb.: Fig. 53. Flachbilder aus dem Tempel von Karli.

(Nach Photographie.)]