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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die hellenische Kunst

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Die hellenische Kunst.

kräfte aus. Handel, Gewerbe und Kunst gelangen daher hier zu hoher Blüte, und Athen wird zum Mittelpunkt großer Städtebünde. Als Vormacht, welcher sich die große Mehrheit der Griechen in freiwilliger Bundesgenossenschaft anschließt, erscheint dann Athen nach den Perserkriegen als Hauptvertreter des ganzen Volkstums.

Baudenkmale des ersten Zeitraums. Von diesem Zeitraume der aufstrebenden Entwicklung gilt namentlich, was über die Oertlichkeiten vorhin gesagt wurde. Damals entstanden der berühmte Artemistempel in Ephesus, der Tempel von Assos, der Heratempel auf Samos, vor allem die bemerkenswerten Bauten in Sicilien (Selinunt, Syracus, Agrigent) und Unteritalien (Pästum, Metapont). Auf dem griechischen Festlande stammen Tempel in Korinth, auf Aegina, in Rhamnes, der Apollotempel von Delphi und die erste Anlage des Zeustempels in Athen aus dieser Zeit. Die meisten Bauten sind freilich untergegangen, so der delphische Tempel und das alte Parthenon in Athen. Der dorische Stil erreichte seine Ausbildung, aber nicht die Vorherrschaft, denn schon in diesem Abschnitte tritt auch der jonische Stil allenthalben auf.

Zweiter Zeitraum bis Alexander d. Gr. Der folgende Zeitraum reicht von etwa 470 v. Chr. bis zur Unterwerfung Griechenlands unter die makedonische Herrschaft durch Alexander (338 v. Chr.). Er läßt sich in zwei Unterabschnitte teilen: den ersten kennzeichnet die Vorherrschaft Athens bis zum Peloponnesischen Kriege (431-404 v. Chr.), der zweite ist die Zeit der politischen Auflösung, herbeigeführt durch die spartanische Oberherrschaft.

Mit der hohen Machtstellung Athens ist auch die Blütezeit der griechischen Kunst verbunden, im "Zeitalter des Perikles" steht sie auf ihrer Höhe. Der jonische Stil erfährt jetzt seine vollendete Ausbildung. Nach dem peloponnesischen Kriege tritt zwar kein eigentlicher Verfall der Kunst ein, immerhin aber ein Stillstand und ein gewisser Niedergang hinsichtlich der Kunstthätigkeit überall dort, wo die politischen Wirren die Kräfte und Mittel des Volkes aufzehrten.

Baudenkmale des zweiten Zeitraums. Die bedeutendsten Baudenkmale dieser Zeit finden sich selbstverständlich in Athen - Parthenon und Erechtheion, jenes das vollendetste Werk dorischen, dieses des jonischen Stils, der Theseustempel, das Prunkthor der Propyläen -

^[Abb.: Fig. 97. Aristogeiton.

Aus der Gruppe der Tyrannenmörder. Neapel.]