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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die hellenische Kunst

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Die hellenische Kunst.

Bronzebild des sogen. Redners, das wahrscheinlich im 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden ist. Schon in der Haltung besteht eine große Aehnlichkeit, doch beruht die größere Verwandtschaft in der Ausführung der Köpfe, die an beiden Werken getreu nach der Natur, d. h. ohne Verschönerung gebildet sind.

Der Kaiser ist dargestellt, wie er eine Ansprache an das Heer richtet. Den Oberkörper bekleidet die kurze Tunika und der Harnisch, der mit zahlreichen, sehr schönen Flachbildern geschmückt ist und jedenfalls einem wirklichen Bronzepanzer nachgebildet wurde. Die unbekleideten Füße sind kräftig, die Haltung ist ungezwungen majestätisch. Der kleine auf einem Delphin reitende Amor zu Füßen des Kaisers soll auf die angebliche Abstammung des julischen Hauses, zu dem Augustus gehört, von Venus hindeuten.

Reiterstandbild Marc Aurels (Fig. 170). Das Reiterstandbild des Kaisers Marc Aurel steht an künstlerischem Wert hinter dem Standbilde des Augustus zurück, die Haltung ist unschön, und der Kopf hat nicht die Bedeutung, die den römischen Bildnissen sonst eigen ist. Das Pferd ist plump und unnatürlich in der Fußhaltung. Bemerkenswert ist dieses Standbild deshalb, weil es lange Zeit das einzige bekannte Reiterbild der antiken Kunst war und als solches einen großen Einfluß auf ähnliche Werke zur Zeit der Renaissance hatte.

Antinousbilder. In der letzten Zeit der blühenden römischen Kunst gingen die Künstler bei den Bildnissen wieder auf die griechische veredelnde Weise zurück. Auch das Standbild Marc Aurels zeigt Bestrebungen in dieser Richtung, doch treten diese deutlicher an den Antinousbildern hervor. Antinous war der Liebling des Kaisers Hadrian, der ihm nach seinem Tode göttliche Ehren erweisen ließ. Es wurden ihm viele Bildsäulen errichtet, deren beste die Abbildung Fig. 171 zeigt. In der Haltung und in den Verhältnissen ist der Speerträger des Polyklet vorbildlich gewesen, doch zeigen die Formen größere Weichheit. Der Kopf zeigt trotz des Idealisierens eine feine Kennzeichnung der Eigenart des Jünglings. Die glatte Behandlung des Fleisches, die für die Kunst zur Zeit Hadrians bezeichnend ist, zeigt auch ein Flachbildnis desselben Jünglings. (Fig. 172.)

Römische Flachbilder (Fig. 173-175). Die römischen Werke dieser Gattung unterscheiden sich von den griechischen durch Vernachlässigung der Regeln für den guten Flachbildstil,

^[Abb.: Fig. 180. Medea.

Wandgemälde aus Pompeji. (Nach Photographie von Alinari.)]

^[Abb.: Fig. 181. Opfer der Iphigeneia.

Wandgemälde aus Pompeji. (Nach Photographie von Alinari.)]