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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die hellenische Kunst

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Die hellenische Kunst.

wurden. Solche Triumphthore kamen schon in der republikanischen Zeit auf, die Kaiser versäumten natürlich nicht, sich solche Denkmale zu setzen. Die einfache Form dieser Thore bestand in einem hochgespannten Bogen, dessen massige Pfeiler mit je zwei Säulen auf jeder Seite geschmückt waren; bei größeren Thoren traten noch zwei kleinere Bogen zu beiden Seiten des mittleren hinzu. Auf dem Gebälk ruhten eine viereckige Attica mit der Widmungsinschrift oder am Giebelfeld mit Bildwerken. Das Ganze war reich gegliedert und mit Flachbildwerken bedeckt, welche die Siegesthaten darstellten.

Die Ehrensäulen, welche das Standbild des Gefeierten trugen, wurden erst in der Kaiserzeit üblich. Der Säulenschaft wurde ebenfalls mit Darstellungen aus den Kämpfen in Flachbildnerei geschmückt. Die Trajanssäule (27 m hoch) und die Säule des Kaisers Marc Aurel (29 m), welche im Innern eine Wendeltreppe besitzt, sind die bedeutendsten dieser Gattung.

Andere Bauten. Auf die reinen Nützlichkeitsbauten der Römer näher einzugehen, kann ich mir wohl erlassen, da sie mit der "Kunst" im engeren Sinne nichts zu thun haben. Die Reste dieser Wasserleitungen (Aquæducte), Brücken u. s. w. sind jedoch beredte Zeugen für die Arbeitsfertigkeit der Römer, welche "für die Ewigkeit" zu bauen verstanden. Nur Gewalt konnte ihre Werke zerstören.

Baustoff. Zum Schlusse muß noch des Baustoffes der Römer gedacht werden. Die griechischen Denkmalsbauten sind aus behauenem Stein aufgeführt; die Römer verwendeten in der älteren Zeit lufttrockene Ziegel, dann Backstein, den sie in vorzüglicher Art zu erzeugen verstanden. Die Backsteinbauten wurden sodann mit Platten aus Marmor oder anderem Gestein verkleidet. Erst unter Kaiser Augustus begann man den Haustein, - Marmor und den harten Tuffkalkstein, Travertin genannt - in ausgedehnterem Maße zu verwenden. Für die weitgespannten Gewölbe und Kuppeln erwies sich natürlich der Backstein als handsamer.

Verbreitung der römischen Bauweise. Römerbauten finden wir in allen Teilen der "alten Welt", in Mitteleuropa, Nordafrika und Vorderasien; zum Teil sind noch ansehnliche Reste davon erhalten. Im Gefolge der Baukunst verbreiteten sich auch die hellenisch-römische Bildnerei und Malerei allenthalben, und so gab es zu Ende des Altertums thatsächlich eine "Weltkunst", welche nicht mehr die Eigenart eines Volkes trug, sondern allgemein gewordenen Anschauungen entsprach. Dies war dadurch ermöglicht worden, daß die Römer mit "praktischem" Sinn und

^[Abb.: Fig. 193. Römischer Marmorkandelaber.

Rom, Vatikan. (Nach Photographie von Alinari.)]

^[Abb.: Fig. 194. Bronzener Dreifuß aus Pompeji.

Neapel, Museo Nazionale.]