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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Islamitische Kunst

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Islamitische Kunst.

das 16. und 17. Jahrhundert, in welcher die meisten der berühmten "Wunderwerke" entstanden, die das Erstaunen der Reisenden erregen. Die altindische Kunstrichtung gab hier der islamitischen Kunst einen Zug ins Großartige und Gewaltige, wozu auch die Verwendung gediegeneren Baustoffes, des Hausteins, wesentlich beitrug. Nicht blos im Inneren, sondern auch im Aeußeren zeigen die indischen Werke eine prächtige Ausgestaltung und Durchbildung; die Anlage ist klarer, die Fügung des Ganzen zweckmäßiger, im Schmuck giebt sich ein veredelter Geschmack kund. Die indisch-islamitische Kunst erscheint dadurch jener der anderen Gebiete des Morgenlandes wesentlich überlegen.

Ihr nahe kommt zwar die persische Kunst zu Ende des 10. Jahrhunderts, doch tritt hier mehr die Neigung zum Zierlichen und Malerischen hervor; und zeichnen sich die Werke hauptsächlich durch einen gewissen Farbenzauber aus. Hier begegnet man auch der sonst verpönten Darstellung von Menschen und Tieren.

Spanien. Eine besondere Stellung nimmt die spanisch-islamitische - maurische - Kunst ein, welche, antike, altchristliche, byzantinische Grundzüge verarbeitend, zu einer größeren Selbständigkeit gelangte und das der arabischen Eigenart Entstammende am reinsten und schönsten zum Ausdruck bringt. Auch hier waltet ein Zug ins Großartige, dagegen bleibt im Gegensatz zu Indien das Aeußere einfach und schmucklos und wird alle Kraft auf die prächtige Ausgestaltung des Inneren verwendet. Die dichterische Einbildungskraft des Morgenländers erscheint gezügelt und geläutert durch den Einfluß abendländischen Geistes, und es erscheinen daher die maurischen Denkmäler uns zwar märchenhaft, aber nicht befremdend. In rein baulicher Hinsicht ist die Moschee zu Cordova (786 begonnen) von den erhaltenen Werken das bedeutendste; in Fülle und Mannigfaltigkeit des Zierwerkes und an malerischer Wirkung steht die "weltberühmte" Alhambra (aus dem 13. und 14. Jahrhundert) voran. In diesem Bau offenbart die islamitische Baukunst zwar alle ihre Mängel, aber auch alle Vorzüge, die sich eigentlich gegenseitig bedingen. Das Leichte, Zierliche,

^[Abb.: Fig. 227. Inneres der Moschee zu Cordova.

Nach einer Photographie von J. Laurent und Co. in Madrid.]