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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

das Geschick dazu verurteilte, des letzteren gewaltigste Schöpfung, "Das jüngste Gericht", verunstalten zu müssen. Da man nämlich an den nackten Gestalten Anstoß nahm, erhielt Daniele den Auftrag, die meisten derselben zu "bekleiden", was ihm den Spottnamen "Hosenmaler" eintrug. Als das hervorragendste Werk des Künstlers gilt die "Kreuzabnahme" in Rom, welches jedoch von den anderen so sehr absticht, daß die Annahme einer weitgehenden Mithilfe Michelangelos sehr gerechtfertigt erscheint. Für Danieles Eigenart erscheint daher der "bethlehemitische Kindermord" mehr bezeichnend; in den gewaltsamen heftigen Bewegungen läßt sich unschwer erkennen, wie der Schüler die Formenkunst des Meisters aufgefaßt hat, er sucht sie nachzuahmen und verfällt bereits in Uebertreibung.

Giulio Romano. Von den Mitarbeitern Raphaels eigneten mehrere sich derart dessen Richtung an, daß sie jegliche Selbständigkeit ganz und gar einbüßten, wie Francesco Penni und Pierino del Vaga. Der Hauptschüler des Meisters war Giulio Pippi, genannt Romano (1493-1546), der die Kunstweise Raphaels wenigstens in den Aeußerlichkeiten am glänzendsten vertrat. An den letzten Werken Raphaels hatte er in bedeutendem Maße mitgearbeitet und sich dabei eine außerordentliche Gewandtheit und Fertigkeit erworben. In ihrem inneren Wesen waren jedoch Beide grundverschieden, das feinsinnige Schönheits-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 555. Sebastiano del Piombo: Fornarina.

Florenz. Ufficien.]