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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

570 ^[Seitenzahl nicht im Original]

Die Malerei des 16. Jahrhunderts. ^[Titel nicht im Original]

b. Deutschland und die Niederlande.

Deutschland. Die deutsche Malerei des 15. Jahrhunderts besaß eine sie hauptsächlich kennzeichnende Eigenschaft, die man am besten mit dem schlichten Worte "Tüchtigkeit" ausdrücken kann. Die Malerwerkstätten lieferten nichts Außerordentliches und Blendendes, aber "gediegene" Arbeit, wie sie einem zwar nicht überfeinen, doch verständigen und gesunden Geschmack bürgerlicher Kreise entsprach. Die einzelnen "Meister" traten nicht sonderlich hervor, denn ihre "Gesellen" waren ihnen mehr ebenbürtige Mitarbeiter als nachahmende Schüler. Nicht so sehr die Persönlichkeit, als vielmehr die Oertlichkeit - der Geist und die Anschauungen städtischer und landschaftlicher Kreise - bestimmt die Richtung, in welcher da und dort die Kunst gepflegt wird. Wir finden nur "örtliche Schulen", die von einander nicht sehr erheblich verschieden sind, oder mit anderen Worten: die deutsche Malerei hat eine "allgemeine Kunstsprache", die nur in den einzelnen Gauen "mundartlich" verschieden gesprochen wird.

Zu Ende des 15. Jahrhunderts tritt nun der Umschwung ein. Eine Anzahl von Meistern erheben sich über das allgemeine Mittelmaß der Werkstattkunst und treten mit ihrer eigenen künstlerischen Persönlichkeit hervor: sie befreien sich aus dem Banne des Zünftigen und Oertlichen, ihr selbständiger Geist giebt sich in den Werken kund und bestimmt die Eigenart der Kunstweise. Außerhalb des Kreises dieser großen und freien Künstler sehen wir aber auch in den "örtlichen Schulen" einen Fortschritt zu einer höheren Auffassung im Geiste der neuen Zeit: also mit Grundzügen der "Renaissance" in dem Sinne, wie dies zu Beginn des Abschnittes erörtert wurde. Der Aufschwung der deutschen

^[Abb.: Fig. 565. Dürer: Das Rosenkranzfest.

Kloster Strahow.]