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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

Malkunst vollzieht sich auf süddeutschem Boden, in Franken und Schwaben, und wird vornehmlich durch zwei Meister herbeigeführt, welche alle anderen überragen: Albrecht Dürer und Hans Holbein den Jüngeren. In zweiter Reihe neben diesen stehen dann noch einige andere Künstler, die gleichfalls selbständige Bedeutung erlangen.

Albrecht Dürer. Nürnberg war um 1480 unstreitig die Hauptstätte der deutschen Kunst, deren Ruf mit Recht den aller anderen Schwesterstädte übertraf. Hier besaß die Pleydenwurff-Wolgemutsche Malerwerkstätte das größte Ansehen, und in diese trat 1466 der junge Albrecht Dürer ein. Im Jahre 1471 als Sohn eines Nürnberger Goldschmiedes geboren, sollte er ursprünglich das Handwerk des Vaters erlernen, aber die hervorragende Begabung für das Zeichnen, welche der Knabe bewies, bestimmte die Eltern, diesen zu Wolgemut in die Lehre zu geben. Mit 13 Jahren hatte Dürer ein Selbstbildnis, im 14. Jahre eine Madonna gezeichnet (beide befinden sich in Wien), welche selbst einem gereiften Manne zur Ehre gereicht hätten. Bei Wolgemut konnte er wohl nicht viel anderes lernen als die Handfertigkeit, und in dieser bildete er sich während seiner dreijährigen Lehrzeit gründlich aus. Wie er selbst berichtet, hatte er dabei von den "Gesellen viel zu leiden", welche den aufstrebenden, ihnen überlegenen Geist wohl herausfühlten und eine solche "Ueberhebung" mißgünstig ansahen. Mit hingebendem Fleiß studierte er auch die Werke anderer Meister, insbesondere auch jene Schongauers, welcher fast größeren Einfluß auf ihn übte, als Wolgemut selbst. Die Arbeiten aus dieser Lehrzeit lassen aber bereits erkennen, wie sein eigener Geist durchbricht und dem Schulmäßigen entwächst. Im Jahre 1490 ging Albrecht Dürer auf die Wanderschaft und wandte sich nach Kolmar, um hier in der Werkstatt Schongauers - welche nach Martins Tode dessen Bruder Ludwig weiterführte - zu arbeiten, trat dann in eine Straßburger Malerwerkstatt

^[Abb.: Fig. 566. Dürer: Randzeichnung.]