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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

demselben ein runder Turmaufbau mit offener Bogenhalle und einer stattlichen Kuppel. Der sonstige Schmuck beschränkt sich auf kleine Laubgewinde unter den Fenstern der Halbgeschosse.

Das Innere schließt sich strenge der baulichen Gliederung des Aeußeren an und in dieser vollen Uebereinstimmung zeigt sich der wesentliche Unterschied von der Barockweise noch mehr, als in der maßvollen Anwendung des Schmuckwerkes, das gänzlich der Baufügung untergeordnet bleibt und nicht zur Gliederung verwendet wird. Die Ausschmückung des Giebelfeldes mit Flachbildnerei ist ebenfalls eine Besonderheit, die man sonst bei gleichzeitigen Werken nicht findet. Die bildnerische Durchführung der Gruppe - sie stellt die Stadt Amsterdam dar, von Nymphen umgeben - ist von hoher Schönheit.

Der stattliche Eindruck dieses Baues wurde von keinem anderen holländischen wieder erreicht, obwohl er, namentlich hinsichtlich der Anordnung der Wandpfeiler und des Zusammenfassens von Ganz- und Halbgeschossen zu Unterteilungen vorbildlich wurde. Das Streben nach antiker Einfachheit führte schließlich zu einer Schmucklosigkeit und Kahlheit, welche dem Auge nichts Erfreuliches mehr bietet. Die Wissenschaftlichkeit ertödtete die Einbildungskraft. Der Wortführer dieser Richtung war Philipp Vingboons, dessen Schriften nicht nur auf die holländischen Baumeister großen Einfluß ausübten, sondern späterhin auch außerhalb Hollands zu dem Umschwung nach der "hellenisch-klassischen Richtung" hin beitrugen. In dieser Beziehung war Holland seinen Nachbarn um ein volles Jahrhundert voraus: hier entstanden schon vor 1680 Bauten, die ihres Gleichen in Deutschland und Frankreich erst um 1780 finden.

^[Abb.: Fig. 648. Kirche del Pilar in Zaragoza.]