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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

Lebenswahrheit, welche durch die kraftvolle bestimmte Zeichnung erzielt wird. Die Kupferstiche nach seinen Bildern sind daher fast ebenso wertvoll wie diese selbst, da sie seine Eigenart gleich bezeichnend wiedergeben. In den Bildnissen verwendet er auch mehr Sorgfalt auf die Farbe, und in diesen zeigt sich sein "malerisches" Können im besten Lichte.

Reynolds. Im Gegensatze zu Hogarth, der ausschließlich von der Natur ausging, hatte Josuah Reynolds (1723-92) den "ekklektischen" Weg betreten; in Italien hatte er die großen Farbenkünstler Tizian und Correggio studiert, dann auch von Rubens und Rembrandt verschiedene Züge aufgenommen, und dies alles mit eigenen Studien nach der Natur zu einer Art Mischstil verbunden. Der englische, oder besser gesagt, persönliche Grundzug tritt immerhin stark genug hervor, um ihm selbständige Eigenart zusprechen zu können, und schließlich liegt auch ein nicht unwesentliches Verdienst darin, daß er auf die Farbe mehr Gewicht legte, als seine Landsleute bisher gewohnt waren. Durch diese farbenkünstlerische Behandlung gewannen seine Bilder einen großen Reiz, der das Ansehen rechtfertigte, welches Reynolds damals genoß (Fig. 700). Seine besten Werke sind die Sittenbilder, in denen die eigene Auffassung zum Ausdruck kommt, während er in den Allegorien und in mythologischen Darstellungen, wobei er mehr den italienischen Vorbildern folgt, minder bedeutend erscheint. Unter seinen Nachfolgern ist nur Thomas Lawrence hervorzuheben, bei dem jedoch die Art des Meisters bereits "verwässert" erscheint.

Gainsborough. Der größte Meister, den England im 18. Jahrhundert aufzuweisen hat, ist Thomas Gainsborough (1727-88), der im Bildniß, vor allem aber in der Landschaftsmalerei Vorzügliches leistete. Gleich Hogarth hatte er ausschließlich sich durch Naturstudien ausgebildet, von diesem unterscheidet er sich aber, daß er die Wirklichkeit mit dichterischem Empfinden auffaßt. Dieser dichterische Zug verleiht namentlich den Landschaften einen zauberischen Reiz; er giebt dabei die Eigentümlichkeit der heimischen Natur mit einer unmittelbaren Wahrheit und Frische wieder, die kaum zu übertreffen ist. Gainsborough ist daher auch für die englische Malerei vorbildlich geworden, er hat sie auf den Weg der Naturtreue und Lebenswahrheit gewiesen, auf welchem allein sie zu einer volklichen Eigenart gelangen konnte.

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Spanien. Malerei im 15. und 16. Jahrhundert. Die Malerei Spaniens und Portugals hatte bis zum 14. Jahrhundert denselben Entwicklungsgang gehabt, wie die süd-französische, stand auf einer ziemlich bescheidenen Stufe und war ganz abhängig von Baukunst und Bildnerei. Wie an anderer Stelle erwähnt worden ist, waren in Spanien die in Holz geschnitzten Altarwerke (Retablo) sehr verbreitet, welche farbig bemalt zu werden pflegten; daraus ergab sich nun auch für die Tafelmalerei ein bildnerischer Stil, ähnlich

^[Abb.: Fig. 701. Velasquez: Krönung der Jungfrau.

Madrid. Prado.]