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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Zur Dienstbotennot

Kochschule und Ratgeber für Familie und Haus

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag von Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1903. 18. Juli Inhalt: Zur Dienstbotennot (Schluß.) - Küchenzettel. - Vermischtes. - Gesundheitspflege. - Haus- und Zimmergarten. - Mittel zur Entfernung der Flecken. - Ginmachkunst. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Zur Dienstbotennot.

(Schluß.)

Bei ganz jungen Mädchen wird von Seite der Frau oft darin gefehlt, daß man sich um ihre geistige und sittliche Erziehung zu wenig bemüht. Man hält die Erziehung für vollendet, das Mädchen für erwachsen, während dasselbe gerade in der Zeit der Charakterbildung der mütterlichen Obsorge der Herrin bedarf.

Betr. Arbeit und Leistung stellt manche Frau an den Neuling zu hohe Forderungen, setzt ein bedeutendes Wissen und Können voraus und unterläßt es, dasselbe gründlich in seine Obliegenheiten einzuführen. Andere begehen den gegenteiligen Fehler. Um dem neuen Dienstboten die Stelle in möglichst günstigem Licht erscheinen zu lassen und sich selber von der vorteilhaftesten Seite zu zeigen, stellt die Frau die Forderungen zu niedrig, läßt grobe Fehler, Nachlässigkeit und unordentliche Arbeit hingehen in der Hoffnung auf bessere Zeit. Ist dann das Mädchen in einen gewissen "Schlendrian" geraten, so wird der Frau die Sache einmal zu bunt. Jetzt bricht ein heftiges Gewitter los. Im tiefen Unwillen wird all das Tadelnswerte der Reihe nach gerügt; all' die kleinen und großen Fehler werden an's Licht gezogen und gezeigt. Leider aber hat diese Rüge wenig oder gar keinen Erfolg, im Gegenteil: das Mädchen sieht nun auch den gerechten Tadel nur als Ausfluß übler Laune an, wird vielleicht sich eigenrichtig und unbotmäßig zeigen.

Deshalb weist man gleich anfangs dem in den Dienst tretenden Mädchen bestimmt und präzistert seine Arbeit an und prüfe dieselbe auch nach; denn achtet die Hausfrau nicht darauf, wie gut oder wie schlecht die Obliegenheiten erfüllt werden, so ist große Gefahr, daß das Mädchen alles etwas oberflächlich nimmt. Was dasselbe noch nicht kann und weiß, das zeige und lehre die Herrin freundlich, mild und ernst. Unordnung, grobe Fehler, lasse sie nicht stillschweigend hingehen, sondern rüge gleich anfangs, was gerügt werden muß. Anderseits anerkenne sie auch, was das Mädchen Gutes an sich hat und leistet. Ein einziges freundliches Wort der Zufriedenheit schafft mehr guten Willen, als eine kalt gegebene "Belohnung". Man sage nicht: "Ja, wenn ich nichts sage, dann wissen Sie, daß es recht ist; bin ich nicht zufrieden, so sag ich's schon." Unendlich wichtig ist es, dem Mädchen einen für den Haushalt gemachten Arbeitsplan zu geben. Derselbe soll erstens eine ganz genaue Reihenfolge und Anordnung der täglichen laufenden Arbeiten erhalten und zwar in kurzer, klarer und bestimmter Fassung, die dem Verständnis des einfachen Mädchens zugänglich ist. Nebst diesem Plan ist dann noch eine Wochentabelle auszufüllen, welche die verschiedenen, wöchentlich wiederkehrenden Geschäfte verteilt, wie Wäsche, Klopfen der Teppiche und Polster, Fensterreinigen, Messing und Metallwaren polieren, Fußböden 2c. *)

Das Mädchen, das durch diese Art zu einer gewissen Selbständigkeit gezwungen wird, arbeitet nach dem Plan sicher ebenso fleißig und willig und besser, als wenn die Hausfrau permanent hinter ihr steht und von Viertelstunde zu Viertelstunde kommandiert. Selbstverständlich kann auch hier nicht pedantisch am Plan festgehalten werden, wenn etwas Außergewöhnliches dazwischen kommt.

Die Teilnahme, welche die Frau am Wohl ihrer Dienstboten nehmen muß, zeigt sich nicht darin, daß sie dieselben verwöhnt, sondern daß sie ihnen in persönlichen Angelegenheiten, wie Anschaffung von Kleidung und Wäsche, Anwendung des pünktlich bezahlten Lohnes 2c. mit gutem Rat zur Seite steht (ohne Aufdringlich-

*) Z. B.: ? Uhr aufstehen, waschen, kämmen, Zimmer ordnen, Eßzimmer reinigen, Sachen der Herrschaft reinigen. ? Uhr Kaffee; dann übrige Räume reinigen, beim Kochen der Hausfrau zur Hand gehen. ? Uhr Mittagessen. ? Uhr Abwäschen, Aufräumen. ? Uhr Kaffee. ? Uhr Einkäufe besorgen. ? Uhr Nachtessen, Aufräumen.

Wöchentlich: an Nachmittagen: Montag: Küchenwäsche. Dienstag: spezielle Reinigung der Lampen, Teppichklopfen, Herrichten von Kleinholz. Mittwoch: Flicktag. Donnerstag: Estrich und Keller aufräumen. Freitag: Fenster Putzen. Messing polieren. Samstag: Fußböden, Treppen, Küche. -