Schnellsuche:

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Verwertung von Fallobst

74

Sachen verdorben wird und deshalb nicht so bald erneuert werden muß. Wollen wir Zwiebel- oder Fischgeruch von Messern und Gabeln entfernen, so bestretcht man altes Zeitungspapier mit Seife und reibt die Gegenstände damit ab. Darauf brauchen wir sie nur in kaltem Wasser nachzuspülen, um den fatalen Geruch völlig zu entfernen. Das Reinigen der Abwaschgefäße machen wir uns mühelos so leicht, sofern wir sie ebenfalls mit eingeseiftem Papier ausreiben und sie hernach mit frischem (klarem) Wasser nachspülen.

Beim Ueberkochen von Brühe, Milch u. dergl. wissen sich manche nicht gut zu helfen hinsichtlich der Reinigung der beschmutzten Stellen. Man reibt die befleckte Herdplatte am besten mit Salz und Papier ab. Hat man die Herdplatte geschwärzt, so wird sie zuletzt noch kräftig mit Papier nachgerieben; sie färbt dann nicht ab und wird besonders blank. Auch zum Nachreiben von gescheuertem Messing- und Kupfergeschirr ist weiches Zettungspapier vortrefflich geeignet; es saugt den letzten Rest der vom Scheuern zurückgebliebenen Feuchtigkeit auf, und wir verhindern auf diese Wetse das "Anlaufen."

Wir haben gesehen, daß man altes Zeitungspapier, sowohl weiches als auch weniger weiches, ganz gut auf verschiedene Weise verwerten kann, daß wir uns durch eine rationelle Verwendung derselben noch manches ersparen können. Altes Zeitungspapier ist also im Haushalte nicht zu verachten, das werden die werten Hausfrauen jetzt selbst eingestehen müssen; und wenn sie aus den vorstehenden Zeilen für ihre praktische Tätigkeit Nutzen ziehen, so wird der Zweck obiger Ausführungen erreicht sein. H.

Verwertung von Fallobst.

"Fallobst ist nur gut für das liebe Borstenvieh!" pflegten die Leute früher zu sagen. Wenn man das Wörtchen "nur" ausläßt, so mag der Satz vielleicht einige Berechtigung besitzen - ich habe leider nicht genügende Erfahrung auf dem Gebiet der Viehfütterung, um ein kompetentes Urteil darüber abzugeben - aber jedenfalls weiß ich, daß man aus Fallobst auch allerhand vortreffliche Genußmittel für Menschen, und zwar verwöhnte, herzustellen vermag. Eine Tante von mir, die vor einer Reihe von Jahren starb, war Meisterin darin und zwar zog sie einen recht hübschen baren Erlös aus ihren Fabrikaten. Das Terrain, auf dem die Obstbäume standen, war einer der nach alten Prinzipien angelegten Landgärten, deren Eigentümlichkeit es ist, daß sie zwar ungeheuer viel Schatten bieten, aber im Vergleich dazu verblüffend geringe Erträge liefern. Um so erstaunlicher erschienen die erzielten Resultate an Konserven und Präserven, die sie allein vom Fallobst herstellte. Freilich wurde aber auch jeder noch so kleine, steinharte Apfel, jedes noch so winzige Birnchen, die am Boden lagen, sorgsam aufgehoben und verwertet. Hatte man nun eine hinreichende Anzahl von Früchten beisammen, so sortierte man sie, Aepfel und Birnen wurden von einander gesondert und hier wie dort die wurmstichigen und besonders unreifen ausgelesen.

Von den besten Aepfeln machte man in der Regel Gelee. Das Rezept dazu ist folgendes: die Früchte werden von Stiel und Blüte befreit, abgewaschen, in vier Teile geschnitten und mitsamt dem Kernhaus in einem Kessel voll Waffer aufs Feuer gebracht. Das Wasser muß die Aepfel gerade bedecken. Nachdem sie weich gekocht sind, schüttet man sie auf ein Haarsieb, über das zuvor ein Batisttuch gebreitet ist und läßt den Saft ablaufen. Dieser muß alsdann bis zum nächsten Tage stehen, worauf man die klare Flüssigkeit sorgfältig vom Bodensatz abgießt. Nun wird der Saft von der gleichen Gewichtsmenge an Zucker in einem Messing-, Kupfer- oder Porzellankessel abermals aufs Feuer gesetzt und unter fleißigem Schäumen so lange gekocht, bis einige Tropfen, die man auf einen Teller gießt, steif stehen bleiben. Jetzt füllt man die Gelee in Gläser und Tassen und überzieht deren Oeffnungen, nachdem die Konserve kalt geworden ist, mit Gelatine oder mit Seiden-Papier, das durch rohe Milch gezogen ist. Nach dem Trockenwerden gibt beides einen luftdichten Verschluß, es wird hart wie eine Trommel. Ein Verbinden der Gefäße ist überflüssig, da Gelatine, wie Seidenpapier fest antrocknen, wenn man die Ränder ein wenig andrückt.

Sehr gut lassen sich henkellose Tassen und Gläser mit abgebrochenem Fuß zum Aufbewahren des Gelees gebrauchen; der letztere besitzt dann später, wenn man ihn ausstülpt, eine hübsche Form. Die Gelee hat eine schöne, rosa ähnliche Farbe, hält sich vortrefflich und steht in nichts dem aus reifen Aepfeln gekochten nach.

Die dickbreiigen Rückstände der Aepfel, die in dem Sieb Zurückgeblieben sind, kocht man nochmals mit recht viel Wasser aus; preßt sie dann durch einen kleinlöcherigen blechernen Durchschlag - worauf nur Kernhäuser und Schalen fortgeworfen werden - und läßt alsdann in dieser Brühe Gries oder Sago dick ausquellen. Man erhält auf diese Weise einen sehr schmackhaften Pudding, der gesüßt und mit etwas gestoßenem Zimmt durchgebrüht und kalt gestellt, zu süßem Rahm oder Vanillensauce gegessen wird. Den trüben Bodensatz des Apselsaftes stellt man einstweilen beiseite.

Die kleinsten und unreifsten Aepfel und Birnen werden ebenso, wie es bei der Gelee geschieht, mit Wasser weich gekocht, indessen läßt man den Saft nicht bis zu Gelee einkochen. Beiläufig bemerkt, würde das auch schwer gelingen, da