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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Knarrende Stiefel; Wie man Obst pflückt

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zu spucken, ist einfach eine Schweinerei, die jeder vermeiden kann und muß. Für Menschen, die durch Krankheiten gezwungen sind, zu spucken, sind besondere hygienische Einrichtungen erfunden, die sie entweder bei sich tragen oder in Form von Spucknäpfen aufgestellt sind. Aber die andern können das Spucken füglich unterlassen, bis sie auf der Straße sind. Auch da ist es eine unerhörte Schmutzerei, daß auf das Trottotr, auf Treppen, auf asphaltierte Perrons gespuckt wird. Es ist bei uns so vieles auf der Straße verboten, warum nicht auch das Spucken außerhalb des Fahrdamms?

(Prof. Dr. Hansemann).

Knarrende Stiefel.

Auf ein kleines Rezept mit obiger Ueberschrift in Nr. 10 der Kochschule zurückkommend, möchte ich den lieben Leserinnen der Kochschule mitteilen, daß ich das Einölen der Schuhsohlen in meiner Familie schon seit mindestens 20 Jahren anwende und zwar folgendermaßen: Frisch gesohltes Schuhwerk (bei Neuen im Laden gekauften und daher aus getrocknetem Leder ist das Einölen nicht nötig, dagegen bei angemessenem Schuhwerk) wird zuerst zum gehörigen Durchtrocknen der Ledersohlen, die Sohlen nach oben, dieses an trockenem Orte ca. 14 Tage stehen gelassen. Dann wird das Leinöl, oder auch Oelfirniß in einem Bain-marie (Wasserbad) warm gemacht, wodurch das Oel leichtflüssiger wird und alsdann die Schuhsohlen mit einem Pinsel von diesem warmen Oel angestrichen und dieses Einölen des Tages so oft wiederholt, sobald die Sohlen alles Oel eingesogen haben und so etwa acht Tage fortgesetzt. In den letzten Tagen genügt dann auch ein 1- oder höchstens 2-maltges Einölen per Tag, da das Leder sich bis dann ganz mit Oel vollgesogen hat, und das überschüssige Oel nur auf den Sohlen haften bliebe. Natürlich müssen während der ganzen Zeit die Schuhsohlen gleichmäßig nach oben gerichtet werden, damit möglichst wenig Oel auf das Oberleder herablaufen kann und somit verloren ginge; auch ist dieses Oel am Oberleder gehörig und oft zu entfernen, damit dasselbe nicht hart wird. So eingeölt lasse ich die Schuhe und Stiefel 2c. noch ca. 14 Tage stehen an einem trockenen Ort, und die so präparierten Sohlen sind dann mindestens 2mal so lange haltbar, als ungeölte. Auch während des Tragens können die Schuhsohlen etwa hie und da einmal geölt werden, was von großem Nutzen ist. Der Kostenpunkt ist ein so minimer im Vergleich zur Haltbarkeit der Sohlen, daß er kaum in Betracht fällt. Das Knarren der Schuhsohlen habe ich jedoch nie durch das Einölen weggebracht, sondern erst durch das Neusohlen des Schuhwerks. H. Tsch.

Wie man Obst pflückt.

Die Zeit der Obsternte ist da, und das Obstpflücken, die lachenden schönen Früchte einheimsen, dürfte dann im Obstgarten mit zu den Hauptarbeiten gehören. Doch wie sollen die Früchte abgenommen werden, in welcher den Baum möglichst schonenden Weise soll das Obstpflücken geschehen? - Diese Frage ist, so leicht es auch anfangs scheint, nicht so einfach zu beantworten. Gerade bei dieser leichten Arbeit wird noch allzusehr gesündigt.

Der eine nimmt sein Obst ab, bevor die rechte Zeit der Reife, der sogenannten Baumreife, gekommen ist, was zur Folge hat, daß viele Fruchtkuchen mit abgebrochen werden. Dadurch werden aber die Ernten der folgenden Jahre vermindert, was solange andauert, bis sich an Stelle der weggebrochenen Fruchtgebilde wieder neue entwickelt haben. Baumreif nennt man eine Frucht, wenn sich der Stiel derselben leicht vom Zweige ablöst. Gegen das Ende ihrer Reifezeit am Baum nimmt eine Frucht in ihrer Entwicklung am meisten zu und bildet sich auch das Aroma aus, weshalb man mit dem Pflücken der Früchte diesen Zeitpunkt immer abwarten sollte. Bei nicht baumreifen Früchten werden auch viele Fruchtstiele abgebrochen, was man vermeiden sollte. Zur Erkennung einer Fruchtsorte ist der ganze Stiel einer Frucht, besonders bei den Birnen, durchaus notwendig.

Der eine nimmt sein Obst zwar in reifem Zustande ab, steckt es aber dann in einen angehängten Sack oder wirft es in einen Pflückkorb, je nachdem er den einen oder anderen Gegenstand benutzt, und leert diese dann in andere aus, so daß das Obst dadurch Druckflecken erhält, was seine Dauer und den Erlös immer mindert.

Das Pflücken selbst soll während trockener Tageszeit geschehen, weil feucht eingebrachte Früchte mehr zum Verderben neigen. Die abgenommenen Früchte lege man stets so in einen Pflückkorb, daß auch der kleinste Druck ausgeschlossen ist. Alle fehlerhaften Früchte sortiere man beim Pflücken gleich aus, damit das Obst, welches als Handelsobst bestimmt ist, tadellos erscheint. Das Pflücken selbst geschehe immer so, daß die Fruchtknoten dabei geschont werden, weil aus ihnen stets neue Fruchtgebilde heranwachsen. Zweckmäßige Leitern erleichtern das Geschäft des Obstpflückens ganz wesentlich. Alle Früchte, welche mit der Hand nicht zu erlangen sind. Werden, wenn sie als Tafelobst benützt werden sollen, mittels eines Obstbeutels abge-