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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIII. Band. Nr. 28

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage Zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts. Verlag von Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1904. 9. Januar.Inhalt: Verschiedene Toilettenzimmer. (Forts.) - Sparsamkeit in der Kleidung. - Der Hausschwamm und seine Lebensweise. - Eine bemerkenswerte Mahnung. - Aufgesprungene Haut. - Vermischtes. - Hausmittel und Rezepte. - Fleckenreinigung. - Gesundheitspflege. - Kosmetik. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Verschiedene Toiletten-Zimmer.

Von Dr. J. Hertz.

II. (Fortsetzung.)

Auch die Frau des "gemütlichen Toilettenzimmers" nimmt von Luxus nur spärlich etwas an.

Man wird häufig finden, daß das gemütliche Toilettenzimmer unter seinen Requisiten uralte Dinge hat. Ein Kanapee, auf dem die Großmutter noch gesessen, ist ihm ein teures Möbel. Das Stückchen Borde an der Lehne hat sich abgelöst, weil Bébé's Händchen damit gespielt. Was ist eine moderne Chaiselongue gegen diese köstliche Erinnerung! -

Aber die Frau des gemütlichen Toiletten-Zimmers macht nichtsdestoweniger gewisse Ansprüche auf Eleganz. Sie liebt es, sich zuweilen still hieher zurückzuziehen und zu träumen. So ist ihr Zimmer mit heller, freundlicher Tapete bekleidet, über die sich nicht selten noch ein feiner Stoffbezug breitet.

Dieser Stoffbezug der Wände tritt in harmonische Beziehung zu den drapierten Türen, denen sich die Bezüge der Möbel und Gardinen wiederum anpassen.

Der bequeme, geräumige Toilettentisch mit dem Spiegel darüber, der die Konzession macht, verstellbar zu sein, erhält seinen Platz nach Maßgabe der Beleuchtung, für welche der Grundsatz gilt, daß dieselbe nicht von der Seite, sondern von vorn auf den Spiegel falle. War es hier möglich, ein großes helles Zimmer einzurichten, so wird die Durchführung dessen keine Schwierigkeiten machen. Es ließ sich das folgendermaßen einrichten. Es bleiben drei hohe und breite Fenster und eine Haupt- und eine Seitentür angenommen; dadurch ergibt sich eine breite Wandfläche links vom Eingange, eine durch die Seitentür gebrochene rechts. An der breiten Wand findet ein Ruheplatz mit drapierten Gardinen seine Stelle, rechts und links kleine Chiffonieren für die Details der Toilette. Die Höhe der obersten Etagen dieser Chiffonieren darf diejenige des menschlichen Auges nicht überragen. Die gebrochene Wand erhält zu jeder Seite der Tür ein bequemes Spiel. Die Wand zwischen den Fenstern füllen große Spiegel aus, dem mittleren Fenster gegenüber, in das Zimmer hineingerückt, wird sich der Toilettentisch der vorteilhaften Beleuchtung aussetzen. Aber nun das Kanapee, die Fauteuils, der Arbeitskorb, und wer weiß alles, wohin damit? Es tut nichts, daß an den Wänden kein Platz mehr dafür ist; es wird in der Mitte des Zimmers gruppiert. Das Kanapee lehnt sich an die Rückseite des Toilettentisches; es ist groß und tief, mit niedrigen Lehnen, um als Ruhebett zu dienen. Etwas seitwärts steht der Arbeitskorb auf zierlichem Ständer. Regellos verteilt kleine Taburets ^[richtig: Tabourets] und Sessel, auch ein einladender Großvaterstuhl hat sich auf unhörbaren Rollen dazwischengeschoben. Die niedergelassenen Vorhänge an Fenstern und Türen schließen das Toilettenzimmer am Abend vollkommen ab. Der Teppich ist dunkel, in Farbe und Muster zu den übrigen Stoffen passend. Eine Ampel von mattgeschliffenen ^[richtig: mattgeschliffenem] rötlichem Glas hängt in zierlicher Form vom Plafond herab. Aber nun jene hundert kleinen, individuellen Sachen, wie sie sich in solchem gemütlichen Toilettenzimmer finden - welcher Kultus mit Erinnerungen, welche Atmosphäre voll Andenken, lieber Phantasiebilder, kleiner Nippes, erst diese Art des Komforts gibt dem Toilettenzimmer seinen warmen, anheimelnden Charakter.

Es ist ja nicht dieses anmutige Spiel selbst, was hier mit einem Blumentopf, mit einem Stückchen Schleier oder einem welken Kranze, der über einem Bilde hängt, getrieben wird, und wenig äußerlicher Reiz liegt in dem alten, unmodernen Kästchen, das die Reliquien alter Freundschaften, mystischer Bänder, vergilbter Atlaskästchen, entblätterter Blumen und blonder Kindslocken enthält - aber über dem allen liegt der Duft wie von einer Blume, der Atem eines warmen, poetischen Gemüts. -

Man kann verstehen, daß dieser Raum der