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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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sicher, demselben von seiten des Milchlieferanten eine tadellose bakterienarme Milch geben zu können, so tut man besser daran, sich an die vorzügliche sterilisierte Alpenmilch der Berner Alpenmilch-Gesellschaft zu halten, die von hohem Wert für die künstliche Säuglingsernährung ist. Steht dieselbe nicht zu Gebote, so tut auch eine saubere, gute Dürrfuttermilch gute Dienste. Macht der kleine Sorgenbereiter Fortschritte und treten die früher skizzierten Verhältnisse ein, die wir beim kleinen Hungrigen kennen lernten, so nehme man wieder Zuflucht zu einem der gleichfalls rühmend hervorgehobenen Kindermehle Nestle, Englers Zwieback, Astra etc. Auch für solche Stadien der Rekonvaleszenz stellt die Berner Milchgesellschaft ein zweckmäßiges Milchmehl zur Verfügung, das als konsistentere Nahrung für spätere Lebensmonate dient, aus der sterilisierten Alpenmilch bereitet wird und den nahrungsbedürftigen Kleinen die wertvollen Bestandteile der kräftigen Berner Alpenmilich ^[richtig: Alpenmilch] in leichtverdaulicher Form zuführt.

Wir kommen zur Ernährung fieberkranker Kinder. Welch andern Eindruck macht ein fieberndes Kind gegenüber einem gesunden. Die glückliche Mutter denke nur an ihren kleinen, wenige Monate alten gesunden Liebling, an sein nur im Schlafe rastendes Mienen- und Geberdenspiel ^[richtig: Gebärdenspiel]. Wie dehnt und reckt sich das kleine Körperchen behaglich im warmen Bettchen, es strampeln seine runden Beinchen wie zwei zierliche Dreschflegelchen und kaum hat die ängstliche Mutter sie manchmal nur allzu fürsorglich versorgt, liegen sie schon wieder in schamloser Nacktheit da. Dabei guckt es mit seinen blauen, glänzenden Aeuglein die liebe Mutter an, als sprächen sie jetzt schon eine beredte Sprache. Das ganze rosige Gesichtchen atmet innern Frieden und eine seelische Harmonie, die noch nicht vereitelt wird durch die vielen Verdrießlichkeiten späterer Jahre. Wir können Jean Paul nur Recht geben, wenn er sagt: "Verächtlich ist eine Frau, die Langeweile haben kann, wenn sie Kinder hat." Schläft das kleine Wesen, so liegt es auf dem Rücken, der kleine Mund ist geschlossen, macht hie und da saugende Bewegungen, als träumte der schlafende Schelm von feinem Schoppen. Die Aermchen sind im Ellbogen gebeugt, die Händchen emporgehoben, die Fingerspitzchen in der Höhe der Ohren.

(Schluß folgt.)

Für fleißige Hände.

Kleine Handarbeiten.

I.

Die heutige Zeit mit ihren weitverzweigten verwandtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen, denen wohl niemand ganz entgehen kann und mag, stellt oft große Anforderungen an die Werktätigkeit einer Frau, insofern da und dort kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten erwartet werden oder auch direkt angebracht sind und insofern man auch der eigenen Häuslichkeit gern das Gepräge eigenen Fleißes verleihen möchte, namentlich in Betreff aparter Ausschmückung. Zu großen Dingen hat man nicht immer Zeit, Geduld und Mittel und so heißt man nur zu oft jede Anregung willkommen, welche es gestattet, in wenig Zeit und mit wenig Kosten etwas gutes und originelles zu stande zu bringen. Das sind dann eben die sogen. kleinen Handarbeiten, kleine Aufmerksamkeiten, deren Hauptwert darin besteht, daß sie nichts Gekauftes sind, sondern den Stempel eigener Schöpfung und damit eigener Mühe, sei sie auch noch so klein, an sich tragen. Im nachfolgenden möchten wir daher auch nach dieser Richtung hin einige Anregungen haben, von denen die und jene vielleicht schon einzelnen bekannt sein dürfte, jedenfalls aber gern wieder aufgenommen werden wird.

Da sind zunächst kleine originelle Blumenvasen; man kann solche aus Eierschalen, Fleischextraktbüchsen, Lampenzylindern, Rotweinflaschen, zerbrochenen Weingläsern, sogar aus Kaffeetassen u. v. a. herstellen. Die Eierschalen müssen möglichst groß sein, sie werden schon an der Oeffnung zackig abgebrochen, gut gereinigt und Zwecks größerer Haltbarkeit innen mit einem Zementbrei bestrichen, wonach sie ganz hart werden. Hiernach bemalt man die Schalen außen mit Emailfarben, die ihnen einen porzellanartigen Glanz verleihen, rändert die Zacken mit einem Goldstreifen, malt wohl auch noch ein Bildchen auf oder klebt ein solches daran und setzt schließlich das Ganze auf 3 aus Ton geknetete Kugeln oder in ein Gestell, das man hübsch aus Draht oder Blechstreifen nach Art der Kleineisenarbeit zusammenbiegt. Auch aus kleinerem Astwerk läßt sich ein niedliches Gestell zu Stande bringen. In gleicher Weise verwendet man Fleischextraktbüchsen, welche ebenso wie die Eierschalen auch zur Aufnahme von Zahnstochern, Haarnadeln und dergl. dienen können.

Lampenzylinder geben gleichfalls ganz reizende Blumenbehälter, namentlich für langstielige Blumen: Astern, Margueriten, Georginen, Chrysanthemum, Narzissen etc. Man verschließt die untere breite Oeffnung des Zylinders ganz fest mit einem größeren Korkspund und kann diesen auch noch mit Siegellack überstreichen, um jedwedes Durchdringen von Wasser zu verhüten. Sodann verziert man das Glas mit Aetzarbeit oder leichter Malerei in Oel- oder Emailfarben oder windet auch wohl nur ein helles Seidenband geschmackvoll in schräger Richtung darum, welches oben und unten mit einer Schleife abgeschlossen wird. Den Zylinder setzt man hiernach ebenfalls in ein Gestell aus Draht, Kleineisen-Arbeit, Laubsäge-Arbeit oder Astwerk und man kann sicher sein, mit der schönen Ausführung Beifall zu ernten.