Schnellsuche:

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

235

Rotweinflaschen, Weingläser, Kaffeetassen eignen sich für vorliegenden Zweck gleichfalls ganz ausgezeichnet, am vorteilhaftesten dann, wenn ihnen Hals, Fuß oder Henkel abgeschlagen sind. Die Rotweinflaschen schneidet man bei Beginn des Halses hübsch gerade ab und hat nun eine ganz feststehende Zier- und Blumenvase, die zumeist noch mit Malerei verziert wird. Wer in der Führung des Pinsels nicht bewandert ist, mag etwas Damarlack dünn aufstreichen, ein passendes Abziehbild als Schmuck benutzen und die übrige Fläche mit Bronzepulver bestreuen. Fußlose Weingläser und henkellose Tassen setzt man wie die Zylinder in ein Gestell. Um die Sache nicht dürftig erscheinen zu lassen, verdeckt man auch hier das äußere durch irgend eine Malerei oder auch nur durch Ueberstreichen von weißer oder gelblicher Emailfarbe, wonach die Gegenstände stets apart und neuartig erscheinen und nur selten verraten, daß man in ihnen sonst gänzlich wertlose Dinge vor sich hat. Das Aufmalen von Emailfarben muß möglichst wenig geschehen, jedoch streiche man die Farbe nicht sogleich dick auf, sondern mache 3-4 Anstriche, jedesmal nur ganz dünn und stets erst nach dem Trocknen des vorhergehenden Auftrages. In diesem Falle trocknet die Farbe viel schneller auf und der Ueberzug wird auch schöner.

Im nächsten Artikel sollen einige weitere Ratschläge folgen.

Sollen unsere Töchter das Schneidern erlernen.

In Familien, wo heranwachsende Töchter sind, hört man diese Frage viel erörtern und leider von sehr vielen Müttern rundweg verneinen. "Ach, es wird ja doch nichts Rechtes! Wenn man nicht fortwährend schneidert, kommt man aus der Uebung und aus der Mode heraus. Fortwährend ändert sich die Mode und die Schnitte. Und dann wie lange quält man sich mit einem Kleide herum, ehe es fertig ist, es wird womöglich schon vorher unscheinbar, durch das lange daran - arbeiten! Und die Ersparnis ist gar keine so große!" So hört man die Widerreden von allen Seiten, und die lieben Töchterchen stimmen sehr lebhaft bei und bestärken die Mutter noch in dieser Ansicht.

Nun wollen wir aber doch einmal diese Einwände etwas kritischer beleuchten und widerlegen; vielleicht erscheint dann vielen die Sache in einem ganz andern Lichte. Also der Reihe nach: Es wird doch nichts Rechtes, wenn man das Schneidern nicht ernst nimmt, es als eine jener vielen, nur scheinbar nützlichen Handarbeiten betrachtet, die ein junges Mädchen nun einmal lernen soll, ganz gleich, ob sie dann später etwas darin leistet oder nicht. Es wird auch nichts Rechtes, wenn man wie gewöhnlich, so eine Art Schnellkursus besucht, wo gegen ein unvernünftig hohes Honorar, aber dafür in kürzester Zeit das Schnittezeichnen und Schneidern gelehrt wird. Auf das Erlernen des Schnittezeichnens wird ein Wert gelegt, den die Sache an sich gar nicht verdient. Gewiß ist es gut, wenn man das theoretische Schnittzeichnen nach bestimmten Körpermaßen lernt, doch heutzutage, wo jede bessere Modenzeitung für wenige Groschen streng modern und tadellos sitzende Schnitte nach Maßangabe liefert, ist der Wert des Selbstzeichnens der Schnitte ein illusorischer geworden, zumal eben auch die Taillen- und Rockschnitte gar sehr dem Wechsel der Mode unterliegen. Meines Erachtens nach ist das Hauptaugenmerk bei Erlernung der Schneiderei darauf zu richten, daß die praktische Arbeit von gediegenen Kräften und in der einmal dazu nötigen Zeit gelehrt wird. Von der Pike auf lernen! Das ist auch hier das einzig Richtige. Der kleinste Handgriff falsch ausgeführt, kann den Sitz eines Kleides beeinträchtigen, das weiß jede Berufsschneiderin und schult ihre Arbeitskräfte demgemäß, während die ausschließliche Lehrerin auf diese Kleinigkeiten, wie überhaupt auf die Praxis weniger Wert legt. Ein junges Mädchen, das bei einer tüchtigen Berufsschneiderin einige Monate - von Wochen darf gar nicht die Rede sein - in die Lehre geht, wird also naturgemäß mehr profitieren, als eine andere, die einen mehr theoretischen Lehrkursus besucht.

Da kommt aber meist das Standesgefühl oder besser gesagt, der Kastengeist, in erster Linie. Man kann doch nicht seine Tochter zu einer Schneiderin schicken, wo sie mit gewöhnlichen Nähmädchen zusammen arbeitet! Warum denn nicht? Fürchtet man, daß der Verkehr mit solchen Mädchen abfärben, demoralisieren, könnte? Dann wäre es doch schlecht um den Charakter der betreffenden Tochter bestellt. Die Furcht ist auch unbegründet. Der Unterricht findet doch im Beisein der Schneiderin statt, die man natürlich kennen muß als anständige, einwandfreie Person, und diese wird schon dafür sorgen, daß der herrschende Ton unter den Mitarbeiterinnen derartig ist, daß auch eine Tochter aus höheren Kreisen darunter sein kann. Und unsern lieben, verwöhnten Haustöchtern tut es einmal ganz gut, wenn sie einen Blick in das oft sehr schwere Dasein ihrer ärmeren Altersgenossinnen werfen, die ihr Brot mit der Nadel verdienen und oft noch Angehörige davon unterhalten müssen.

(Schluß folgt.)

Italienische Küche.

Welche Geheimnisse haben sich doch schon mancher Hausfrau enthüllt, wenn sie italienischen Boden betrat, und die hier heimische Kost auf den manchmal nicht gerade übersauberen Tischlinnen dampfen sah. Wenn sie ihre