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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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den schönen Leinenglanz. In gleicher Weise wird die andere Hälfte des Einsatzes fertig gestellt. Hier muß man vor allem darauf achten, daß dieselbe nicht mehr und nicht weniger gestreckt wird als die obere Hälfte. Ungleichmäßiges Strecken beim Glätten ist oft die Ursache des "Schlechtsitzens" eines Hemdes.

Um das Zusammenlegen des Hemdes hübsch und gleichmäßig zu bewerkstelligen, empfiehlt es sich, das Halsbändchen zusammenzustecken und die Brustmitte genau in gerade Richtung zur hintern Göllermitte zu bringen. Der obere Teil des Hemdes wird so weit heruntergezogen, daß das Goller nahe der Rundung gebogen und gelegt werden kann. Dann faltet man das Hemd links und rechts der Brust und wendet es, um die Aermel derart zu legen, daß die Manschetten über das Hemd hervorstehen. Ist nach Heraufnahme des Rumpfes das Hemd gelegt, wird das Halsbändchen noch schön aufgerichtet.

Vor dem Aufbewahren der gestärkten und ungestärkten Wäsche ist es ratsam, solche in einem warmen Zimmer auszulegen, damit sie vollständig austrocknen, "ausröschen" kann. Die Wäsche wird erst, nachdem sie recht verkühlt und getrocknet ist, wieder in Kästen und Kommoden verwahrt, sonst nimmt sie leicht einen moderigen Geruch an und wird eher schadhaft. Das zuletzt Gewaschene wird zu unterst, das noch im Kasten vorrätige zu oberst gelegt, damit nicht einzelne Stücke fast beständig im Gebrauche sind und andere jahrelang nie zur Verwendung kommen.

Das wären so im Großen und Ganzen die Arbeiten des Waschens, die oft so manche üble Laune verursachen. Wenn man sich diese Arbeit nicht über den Kopf wachsen läßt, sondern sie von Zeit zu Zeit vornimmt, gehörig einteilt, so wird man sie auch gerne besorgen, und der Spruch Göthe's wird unser Motto sein:

"Immer niedlich, immer heiter.

Immer lieblich, und so weiter,

Stets natürlich, aber klug;

Nun das, dacht' ich, wär genug."

M. H.

Heilkraft der Zitronen.

Mancher würdigt die Zitrone nur als angenehmes Genußmittel und für die Hitze als erfrischendes und niederschlagendes Getränk (d. i. in Verdünnung mit Wasser). Diese edle südliche Frucht birgt jedoch große, schätzenswerte und vielseitige Heilkräfte in sich und sollte nach dieser Beziehung vielmehr gewürdigt werden. Als Heilmittel gegen Gicht ist die Zitrone wohl Manchem bekannt, sie dient jedoch, wie aus Folgendem zu sehen ist, noch bei mancherlei Leiden, z. B. gegen Würmer und Hautkrankheiten ist der regelmäßige Genuß der Limonade (aus frischen Zitronen bereitet) von erprobter Wirkung und schadet hier wie auch in andern Fällen niemals. Selbst gegen Stein-, Leberleiden und Gelbsucht soll sie von wohltätigem Einflüsse sein. Aber eins der besten Mittel ist sie gegen Skorbut. Die Matrosen, welche infolge ihrer eigentümlichen Lebens- und Ernährungsweise dieser Krankheit besonders ausgesetzt sind, genießen gern den mehr oder weniger verdünnten Zitronensaft ebenso als Vorbeugungs- wie als Heilmittel gegen dieses lästige Uebel. Ferner werden Frostbeulen durch Aufkleben von Zitronenscheiben erfolgreich behandelt. Hühneraugen erweichen durch das gleiche Verfahren in einer Nacht derart, daß sie am andern Morgen mit Leichtigkeit herausgehoben werden können. Desgleichen sollen Warzen, diese unästhetischen Gäste der äußeren Haut, einer längeren Behandlung mit Zitronensäure weichen. Ebenso sollen Schuppen auf der Kopfhaut durch kräftiges Einreiben mit Zitrone zum Verschwinden gebracht werden. Bei Halsleiden ist deren Saft, wenn möglich unverdünnt genommen, von großer Wirkung, sogar ist er ein gutes Vorbeugungsmittel gegen Diphteritis. Wir haben es hier in der Tat mit einem Volksheilmittel im besten Sinne des Wortes zu tun, das vor allem den Vorzug absoluter Unschädlichkeit aufweist.

Ein beliebtes Nahrungsmittel.

Von J. Engell-Günther.

Von allen Süßwasserfischen ist besonders in Norddeutschland keiner so beliebt, und wird deshalb auch keiner soviel gezüchtet und auf den Markt gebracht, als der Karpfen. Derselbe ist nicht erst, wie vielfach behauptet wird, im 15. Jahrhundert von England nach Italien und von da nach Deutschland gebracht worden, sondern schon viel früher. Bereits im 11. Jahrhundert gab es viel Ortsnamen, die mit dem Wort "Karpfen" verbunden sind, und etwas später waren in Sachsen nachweisbar eine Menge von Karpfenteichen vorhanden. Wegen seiner außerordentlichen Vermehrungsfähigkeit galt dieser Fisch übrigens den alten Römern schon als Sinnbild der Fruchtbarkeit; und seine Zucht in (vor Raubtieren geschützten) Teichen hat sich immer als sehr lohnend erwiesen. Von den vielen hunderttausend Eierchen, die jedes Weibchen im Mai und Juni legt, wird nämlich sonst mehr als die Hälfte eine Beute der Hechte, Krebse, Frösche, Molche, Wasserkäfer u.s.w. Die mit Netzen gefangenen Karpfen sind im Winter leicht in Schnee verpackt zu versenden, da sie erstarren und dann, ins Wasser gebracht wieder munter zu werden pflegen. Sonst muß