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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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chen, das keine Kinder und gute Dienstboten hatte, bei einem Umzug von einer Straße in die andere aber derart kopflos und aufgeregt war, daß die Frau immer mit einem Wischtuch hinter den Aufladern herging und putzte, während er die Hände rang und fragte, wie er nur seine Bücher wieder unterbringen solle? An Essen und Trinken hatten sie nicht gedacht, bis es Mitternacht und alle Wirtshäuser geschlossen waren, sie hatten keinen Bissen Brot und aßen verzweiflungsvoll und heißhungerig eingemachte Heidelbeeren ohne Zucker und dazu trockenen Käse!

(Schluß folgt.)

Das Waschen der Kinder.

Nicht nur gute und regelmäßige Nahrung ist erforderlich, unsere Lieblinge gesund und munter zu erhalten, sondern auch das gründliche Waschen der Kinder darf nicht vernachlässigt werden, denn gerade dieses ist zu ihrem Wohlbefinden durchaus nötig. Oft wird es aber nur erst nach Kämpfen mit dem sich heftig sträubenden Kinde möglich, diese Prozedur auszuführen; dieser Kampf wiederholt sich dann alltäglich und besonders des Abends; das begleitende heftige Geschrei der Kleinen ist nicht nur eine Pein für die Mutter oder Pflegerin, sondern für alle, die gezwungen sind, es mitanzuhören. Oft ist es die Kühle des Wassers, welche die Kinder abschreckt, noch öfter die Ungeschicklichkeit derer, die sie zu Bett bringen. Jede Mutter weiß wohl, daß die meisten Kinder sich abends in einem gereizten Zustande befinden, der einfach der Müdigkeit entspringt und soll daher die Zeit des Schlafengehens nicht zu weit hinausgeschoben werden, wenn auch die Kinder noch so sehr darum bitten. Wer mit Kindern umzugehen versteht, braucht keine Gewalt anzuwenden, die Mutter etc. weiß den Kleinen das Unangenehme reizvoll zu gestalten; man muß letztere überzeugen, daß das Zubettgehen und Gewaschenwerden eine Annehmlichkeit ist, auf die sie sich zu freuen haben, das ihnen kleine Ueberraschungen bringt. Kinder sollen auch, wenn es irgend möglich zu machen ist, nichts genießen, ohne sich vorher die Hände zu waschen; das ist nicht nur vom ästhetischen Standpunkt Gebot, sondern auch von dem noch viel wichtigeren sanitären. Die Sitte, sich zum Essen sorgfältig anzuziehen, hat volle Berechtigung. Bekanntlich fassen Kinder alles an und am liebsten das, was sie nicht anfassen sollten, daher die Händchen säubern, bevor sie dieselben zum Munde führen, es wird ihnen alles besser bekommen, was sie genießen und unwillkürlich essen sie auch reinlicher, wenn sie vorher gewaschen wurden. So gewöhnte Kinder fühlen sich höchst unbehaglich, wenn ihre Händchen nicht ganz rein und trocken sind und reichen dieselben ohne Ermahnung seitens der Mutter, nachdem sie Obst, Kuchen etc. gegessen oder etwas Zweifelhaftes berührt haben, zum "Abwischen" entgegen, sie strecken die Händchen weit von sich, um nur gar nicht ihr Schürzchen oder Kleidchen zu beschmutzen. E. Paul.

Spielschachtel.

Einem 37 cm langem, 16 cm breitem und 12 cm hohem Kistchen nagelte ich schönen Gobelinstoff auf; dem Deckel ein figürliches Muster, Herren und Damen Schach spielend, an den Seiten kleinere Blumenmuster. Innen wurde das Kistchen mit altrosa Leinwand ausgefüttert. An der einen Langseite brachte 4 Taschen, fürs Halma berechnet, an. Jede Tasche aus schönen Leinen in der Farbe der bezüglichen Halmafiguren, rot, grün, gelb und schwarz; jede Tasche durch stark überreichende Klappe einzeln zuzuknöpfen.

An der andern Seite nähte etwas größere Taschen an in den Farben braun und goldgelb; für Damenbrett und Neunemalfiguren. An der einen Schmalseite 2 hübsche Taschen in grüner Leinwand, für je ein deutsches und französisches Kartenspiel; diese Taschen erhielten je eine Spielkarte aufgemalt.

An der vierten Seite wieder 2 Taschen für die Schachfiguren und Dichterspiel, jedes mit der bezüglichen Verzierung durch Bemalen.

Eine kleine Schiefertafel mit eingebranntem Veilchenrand, Griffel, Kreide, Schwämmchen und eine kleine Holzschachtel mit gleicher Malerei wie die Tafel, die als Kassa dient, vervollständigen die praktische Kiste. Auf der inneren Seite des Deckels nähte solides, altrosafarbenes Halbseidenband, von 4 cm Breite und 4 Reihen an. Unter dieses Band werden die Bretter für Halma, Schach etc. eingeschoben. Die Scharniere müssen für diese Kassette besonders solid gekauft werden, überhaupt die ganze Arbeit dauerhaft geleimt, genagelt und genäht werden.

Frau Irma.

Die Pflege zahnender Kinder.

Die Vorstellung vieler Mütter, welche das Zahnen der Kinder als Ursache aller möglichen Krankheiten beschuldigen, ist ein unausrottbarer Bestandteil medizinischen Aberglaubens. Der Arzt muß dieses Vorurteil immer wieder zurückweisen; immerhin verdient es Beachtung, daß das Zahnen des Kindes eine eingreifende Veränderung in seinem ganzen Dasein hervorruft. Denn in derselben Zeit, in welcher das Kind zahnt, beginnt das Kind herumzukriechen, es beschmutzt sich seine Finger und steckt dieselben in den Mund, teils aus Gewohnheit, teils um den Zahnschmerz zu betäuben. Auch die Mütter sündigen in dieser Hinsicht; um das Kind zu beruhigen, schieben sie ihm alle mög- ^[folgende Seite]