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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; bei der Post bestellt 10 Cts. mehr; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.
Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.
1904. 18. Dezember. Inüalt: Holländische Reinlichkeit. - Allerlei Erwerbsgebiete. - Aus unserem Leserkreise.  Für die Küche.  Gesundheitspflege  Kochrezepte.  Briefwechsel der Abonnenten unter stch.  Nekame.  Inserate.
Holländische HlewtichkeU.
Von Hermann Cuntz (Heidelberg.)
(Schluß.)
Man findet in Holland im allgemeinen, daß die Dienstmädchen meistens jahrelang in derselben Stellung bleiben. Oft werden sie in demselben hause alt. Aber dann kommt zuletzt doch noch ein Freier. Denn so ein altes Mädchen hat sich auch etwas Hübsches erspart. Und dann wird geheiratet. Sehr oft ist der Mann jünger. Doch das tut nichts. Es gibt meistens sehr gute, friedliche Ehen. Denn der Mann hat ja das Geld nicht ge-heiraiet, um es zu vertun, oder um sich ein leichteres Leben damit zu machen. Er hat das Mädchen mit dem Geld genommen, weil sie auf diese Weise nun zusammen so ein recht behagliches Leben führen können. Dazu bringen beide den besten Willen mit. Man begegnet Sonntags auf dem Kirchweg sehr oft solchen "ungleichen" Ehepaaren. Aber man sieht, sie gehen sehr zufrieden nebeneinander, die junge alte Frau sieht sogar oft etwas triumphierend drein. Und wer nun diese Verhältnisse kennt, weiß: die sitzen heute nachmittag sehr behaglich in ihrer gemütlichen Stube. Vielleicht kommt noch ein anderes bekanntes Ehepaar dazu. Und dann sitzen sie "gezellig" zusammen und erzählen sich wohl auch gern aus der Zeit, als die Frau noch im Dienst war. Aber es wird nicht mit Bitterkeit oder gar mit haß über die alte Dienstherrschaft gesprochen. Man war so lange zusammen, daß man sich, trotz dem Abstand, der immer bleibt, doch gut verstanden hat. Und man hat gesehen, wie Mynheer sich auch tüchtig hat abschaffen müssen, uno man rühmt, wie peinlich reinlich Mevrouw gewesen ist. Und man erzählt, wie man das und jenes geputzt hat. Denn das ist immer ein interessantes Thema.
Im holländischen guten Haushalt wird jeden Tag ein anderes Zimmer geputzt: "goed
gedaan". Dann wird alles Tragbare hinausgetragen auf die Veranda oder auf den Gang. Wo man über viele Zimmer verfügt, hat man wohl auch eines, wo alles so lange hingestellt werden kann. Die Möbelstücke, die man nicht hinaustragen kann, werden mit großen weißen Tüchern zugedeckt. Die Gardinen und Portieren werden in lange weiße "Gardinensäcke" hineingehängt. Für jedes Gemälde und für jeden Spiegel hat man besonders dafür bestimmte weiße "Decktücher". Erst wenn das Zimmer auf diese Weise sorgfältig weiß "gedeckt" ist, dann beginnt die Behandlung der Teppiche, die ja alle immer das ganze Zimmer bedecken, und fest aufgenagelt sind. Denn die Fußböden selbst in den großartigsten Häusern sind einfach weiße Holzbretter. Und nun folgt eine ganz genau festgesetzte Reihenfolge der Arbeit, die nie verändert wird. Aber diese Reihenfolge ist fast in allen Häusern dieselbe. Und in allen Häusern wird alles Möbel mit "Boenwas", mit einem roten Möbelwachs gerieben, bis es spiegelt. Erst wenn alles glänzt und spiegelt, dann ist die echte Holländerin mit ihrer Arbeit zufrieden. Aber kein Dienstmädchen wird sich jemals darüber beklagen, wenn sie von Montags bis Freitags jeden Vormittag ein anderes Zimmer putzen muß. Freitags kommt dann der Speicher daran mit dem Mägdezimmer, Diese Räume werden mit derselben Sorgfalt geputzt wie alle anderen. Der Boden eines Speichers in einem guten hause muß blendend rein sein, sonst sagen sich die Dienstboten untereinander nach, daß sie schmutzig seien. Und das ist das Schlimmste, was man einer echten Holländerin antun kann.
Samstags werden dann die Gänge und Treppen geputzt, die Haustüre, und alles, was vor dem hause doch noch zum Bereich des Hauses gehört.
Da wird dann freilich auf der Straße tüchtig geklopft und gebürstet. Aber das ist halt "Landes Art, Landes Ehr". Sie können ja auch sonst nirgends all diese Arbeiten ver--