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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Girard; Girardet; Giraud

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Girard - Giraud.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gingelen'

eignen Bilder. Zahlreiche Künstler dieses Faches gingen aus seiner Schule hervor.

Girard (spr. schiráhr), 1) Firmin, franz. Genremaler, geb. 31. Mai 1838 zu Poncin (Ain), kam schon in früher Jugend nach Paris, trat 1853 in eine Zeichenschule und 1854 in das Atelier von Gleyre, wo er einige Jahre blieb. 1859 debütierte er in der Ausstellung mit einem Historienbild (der heil. Sebastian) und sandte seitdem regelmäßig seine Bilder, die aber erst durchschlagenden Erfolg hatten, als er sich dem Genre widmete. Sie sind, wenn auch nicht reich an Gedanken, doch anziehend durch ihre Frische und Wahrheit und ihr glänzendes Kolorit. Die besten derselben (teilweise prämiiert) sind: nach dem Ball (1863), die Verlobten aus der Zeit Ludwigs XIII. (1874), die ersten Liebkosungen, der Garten der Patin, der Quai aux Fleurs in Paris, der Bärenführer und eine Hochzeit im 18. Jahrhundert (1878).

2) Noël Jules, franz. Bildhauer, geb. 22. Aug. 1816 zu Paris, besuchte die École des beaux-arts und war Schüler von David d'Angers und Petitot. Nachdem er bereits 1846 den großen römischen Preis davongetragen, trat er in der Ausstellung zuerst 1849 mit einem Terrakotterelief auf und schuf später einen traubenpressenden Winzer aus Bronze (1852), die geopferte Iphigenia (1855), die Statuen Larochefoucaulds und der Astronomie für den Neuen Louvre (1857), eine Marmorstatue der Wahrheit für den Hof des Louvre (1864), einen Jäger aus Sandstein (1872), die sehr wohl gelungenen Statuen der Komödie und des Dramas für das Giebelfeld der Neuen Oper und einen Christus am Kreuz für den Friedhof in St. Denis.

Girardet (spr. schirardäh), Paul, franz. Kupferstecher, geb. 8. März 1821 zu Neuenburg in der Schweiz, Sohn des Kupferstechers Charles Samuel G. (gest. 1863) und Bruder des 1880 verstorbenen Genremalers und Kupferstechers Edouard Jules G., war in Paris Schüler seines Vaters, widmete sich aber nur der Kupferstecherkunst und brachte bis jetzt nur Stiche nach neuern Meistern. Nachdem er in der Ausstellung von 1842 mit vier Blättern ↔ in Linienmanier debütiert hatte, brachte er auch zahlreiche Stiche in Mezzotinto. Die bedeutendsten derselben sind: die Schlacht bei Isly und die erste Messe in Kabylien, nach Horace Vernet; Karfreitag, nach Delaroche; Gefecht bei Rivoli, nach Philippoteaux; das Kolloquium von Poissy, nach Rob.-Fleury; Schlacht bei Fredericia, nach Simonsen; Übergang Washingtons über den Delaware, nach Leutze; die goldne Hochzeit, nach Knaus; eine Hochzeit im Elsaß, nach Brion; der Taschenspieler, nach Knaus (1865); Verlesung der letzten Opfer der Schreckensherrschaft in der französischen Revolution, nach Charles Louis Müller.

Giraud (spr. schiróh), 1) Pierre François Eugène, franz. Historien-, Genre- und Porträtmaler, geb. 9. Aug. 1806 zu Paris, Schüler von Hersent und der École des beaux-arts, trug 1826 in der Kupferstecherkunst den großen römischen Preis davon, bildete sich aber nachher fast nur im historischen Genre und in der Porträtmalerei aus. Nach längerm Aufenthalt in Italien machte er mit Alex. Dumas eine Reise nach Spanien (1844) und dem Orient (1847). Zahlreicher als seine Grabstichelblätter, z. B. eine heil. Jungfrau nach Andrea Solari und ein Porträt nach Rubens, sind daher seine originell und energisch ausgeführten (historischen) Genrebilder und Porträte. Zu den ältern derselben gehören: freiwillige Anwerbungen (1835), die Rettung des Dauphins Karl durch Stephan Marcel, den Vorsteher der Innungen in Paris, 1358 (1836), Übergang der Armee Condés und Colignys über die Loire (1837), Fieberkranke in der Campagna (1846), Tanz in einer Posada zu Granada (1853) und zahlreiche Porträte bekannter Persönlichkeiten, z. B. Jules Janin, der Graf v. Nieuwerkerke und Prinzessin Mathilde. Nachher folgten dann noch: Heinrich IV. im Turm von St. Germain des Prés, Überschwemmung des Nils, eine Pariser Nacht, Tänzerin in Kairo, la devisa (1869, Scene aus einem Stiergefecht, Museum des Luxembourg), Abreise zur Armee Condés, Enttäuschung (1873), Juwelenhändlerin im Harem (1874), Büchertrödler (1875),

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 209.