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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Ooms; Oppenheim; Orchardson; Orsi; Orth; Ortlieb

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Ooms - Ortlieb.

Ooms, Karel, belg. Historien- und Genremaler, geb. 27. Jan. 1845 zu Desschel (Antwerpen), besuchte die Akademie in Antwerpen unter de Keyser und machte zu seiner weitern Ausbildung Reisen in Holland, England, Deutschland, Frankreich und Italien. Zu seinen besten, in Belgien sehr geschätzten Werken gehören: die verbotene Lektüre (Museum in Brüssel), vollkommenes Glück, gerichtlicher Besuch in der Plantinschen Druckerei in Antwerpen 1566 und Philipp II. erweist seinem Bruder die letzte Ehre. Er ist Ritter des spanischen Ordens Karls III.

Oppenheim, Moritz, Genremaler, geb. 1801 zu Hanau, wo er den ersten Unterricht empfing, war dann Schüler der Akademie in München, setzte 1821-25 seine Studien in Paris und in Rom fort und ließ sich in Frankfurt a. M. nieder, wo er seitdem lebt. Er nahm die meisten seiner in etwas harten, kalten Farben gemalten Vorwürfe aus der Geschichte und dem Leben seiner israelitischen Glaubensgenossen; z. B.: Rückkehr des jungen Tobias (noch in Rom gemalt), Susanna im Bad, Rückkehr eines jüdischen Freiwilligen, das Innere eines Bildhauerateliers (im Städelschen Institut), Lavater und Lessing bei Moses Mendelssohn (1846), Noah und seine Familie, Cyklus aus dem altjüdischen Familienleben (bekannt durch photographische Nachbildung), Umrisse zu Goethes »Hermann und Dorothea« u. a.

Orchardson (spr. ork'rdssŏn), William Quiller, engl. Genremaler, geb. 1835 zu Edinburg, wurde mit 15 Jahren Schüler der dortigen Akademie. Da seine ersten Bilder Beifall fanden, so ging er 1863 nach London und stellte noch in demselben Jahr ein Porträt und »ein altes englisches Lied« aus. Dann ließ er mehrere zum Teil venetianische Genrebilder und mancherlei Scenen aus Shakespeare folgen, die nicht ohne Geist, aber mit einem oft etwas derben Humor behandelt sind. Genannt zu werden verdienen: Blumen des Waldes (1864), Hamlet und Ophelia (weniger gelungen), die Herausforderung (1865 preisgekrönt), Geschichte eines Lebens, Talbot und die Gräfin von Auvergne, Scene aus Shakespeares »Heinrich IV.«, ↔ auf dem Großen Kanal (1871), vor 100 Jahren, der casus belli (1872), der Protektor, Hamlet und der König, Ophelia, Zu spät, um wahr zu sein (1875), Mondschein auf den Lagunen, Entwischt etc. Ein bedeutendes Historienbild von ihm ist (1880) Napoleon am Bord des Bellerophon 23. Juli 1815.

Orsi, Achille d', ein erst seit einigen Jahren bekannter talentvoller Bildhauer in Neapel, der nicht, wie die meisten andern der jetzigen italienischen Bildhauer, das Wesen der plastischen Kunst in die elegante und zierliche kunstreiche Technik setzt, sondern in lebensvollen, charakteristischen Ausdruck und volle Naturwahrheit, worin er freilich bisweilen auch bis zum Niedrigen und Unschönen geht. Am bekanntesten wurde er durch die 1877 in Neapel ausgestellte Gruppe: die Parasiten (bronziertes Gipsmodell), das zwei verkommene, erbärmliche Subjekte aus der römischen Kaiserzeit in ergreifender Wahrheit und meisterhafter Charakteristik darstellt. Außerdem die Terrakottebüste eines Prälaten.

Orth, August, Architekt in Berlin, machte sich einen ehrenvollen Namen durch die Erbauung der dortigen Zionskirche gotischen Stils, ein Meisterwerk der modernen Kirchenbaukunst, harmonisch in den Verhältnissen, klar in den Gliederungen und zierlich in den Details (1866-73), durch den Entwurf zu einem Gebäude der Kunstakademie, durch seinen großartigen Plan zur Umgestaltung der Museumsinsel und durch seinen Konkurrenzentwurf für den Berliner Dombau. Er ist Baurat und Professor an der Akademie der Künste.

Ortlieb, Friedrich, Genremaler, geb. 1839 zu Stuttgart, bildete sich auf der dortigen Kunstschule, später in Berlin unter Steffeck und ließ sich dann in München nieder. Er malt meistens heitere, humoristische Genrebilder, in denen sich ein tüchtiges Streben und eine allmählich immer größere Klarheit der Farbe bekunden; z. B.: unerwünschter Besuch, schlechtes Quartier, bedenkliche Nachrichten, Rückkehr vom Jahrmarkt, Soldaten kommen! bei der kranken Freundin, auf Urlaub, Sonntagsnachmittag in Schwaben etc.