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Tiefladelinie – Timgad
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tiefbohrungen'
sich jedoch nacheinander mehrere Gestängebrüche, deren letzter (2. Nov.) das Weiterbohren derart erschwerte, daß 21. Nov. 1893 die
Arbeit definitiv eingestellt wurde, wobei man Gestängeteile in einer Gesamtlänge von etwa 1380 m in der Tiefe ließ.
Von diesem Bohrloch von 2003,34 m Tiefe wurden 83 Steinkohlenflöze in einer Gesamtmächtigkeit von
89,5 m durchbrochen. Die Bohrarbeit erheischte 399 Tage und verursachte 75225 M. Kosten, so daß auf
1 m Tiefe 37,5 M. Kosten kommen, während 1 m des Schladebacher Bohrloches
121,4 M. Kosten verursachte. Das Gewicht des Bohrzeuges, dessen Hohlgestänge aus
Mannesmannröhren bestehen, beträgt 13875 kg. Die Temperaturmessungen wurden in der Weise vorgenommen, daß man an 64
verschiedenen Stellen mit je sechs Thermometern die Temperatur feststellte. Dabei ergab sich eine sehr unregelmäßige
Temperaturzunahme. Im Durchschnitt kam auf 34,14 m eine Zunahme von 1° C. Die Temperatur der
tiefsten Stelle betrug 69,3° C.

Textfigur:
*Tiefladelinie. Die jetzigen Marken für die (englische) T. sind in folgender Weise eingeteilt:
Die Marke durch die Mitte des Kreises stimmt stets mit der Sommerlademarke überein; dieselbe Marke zeigt an, wie viel das Schiff sich
hebt, wenn es aus frischem (Fluß-)Wasser in Salzwasser übergeht und vorher bis zur Frischwassermarke beladen war. Die leichteste
Beladung, also das geringste Eintauchen des Schiffskörpers und somit der größte Freibord wird für die Schiffe dann gefordert, wenn sie
im Winter den sturmreichen Nordatlantischen Ocean kreuzen wollen, weil in dessen Gebiet die meisten Seeunfälle vorkommen. Das
engl. Handelsamt (Board of Trade) hat Freibordtabellen für die verschiedene Größe und Bauart der
Schiffe aufgestellt, nach denen die Lage der T. berechnet wird. Diese Behörde ist befugt, überladene Schiffe, oder solche, bei denen die
Ladung unzweckmäßig verstaut ist, so daß Gefahr für die Besatzung entstehen könnte, am Auslaufen aus den Häfen des
Großbritannischen Reichs zu hindern. Diese Vorschrift gilt auch für fremde Schiffe; das hat dazu geführt, daß ein großer Teil deutscher
Schiffe, die engl. Häfen besuchen, ebenfalls die englische T. sich hat bestimmen lassen. In Deutschland haben seit Jahren alle
Seefischervereine und viele Nautiker, darunter W. von Freeden, die Einführung eines Gesetzes über eine deutsche T. befürwortet; in
Frankreich hat sich 1893 die Commission de la sécurité de la navigation ähnlich ausgesprochen;
indes ist bisher in beiden Ländern noch kein Gesetz über eine T. erlassen worden. – Vgl. G. Wislicenus, Schutz für unsere Seeleute
(Lpz. 1894).
*Tilgner, Victor, starb 16. April 1896 in Wien. T.s «Ausgewählte Werke. Erläuternder Text von A. Ilg»
erscheinen seit 1896 in Wien.
Tillier (spr. tillǐeh), Claude, franz. Schriftsteller, geb. 11. April 1801 in Clamecy, nahm
bereits an ↔ den Kämpfen von 1815 teil, studierte dann bis 1819, wurde darauf Lehrer und ging 1821 nach Spanien,
von wo er 1828 nach Frankreich zurückkehrte. Infolge seiner stark liberalen Streitschriften mußte er bald seine Lehrerstelle niederlegen.
Er übernahm nun 1841 in Nevers die Redaktion einer Zeitung («L'Association»), die aber bald
wieder einging, und schrieb darauf zwei neue Serien von Streitschriften, vor deren Vollendung er noch 12. Okt. 1844 in Nevers starb.
Seine «Œuvres» (hg. von Pyat, 4 Bde., Nevers 1846) bestehen aus zwei verschiedenartigen Teilen;
der erste, wozu auch seine bekannteste Schrift, das humoristisch-satirische Genrebild
«Mon oncle Benjamin» (deutsch von L. Pfau, 2. Aufl., Stuttg. 1876, auch in Reclams
«Universalbibliothek»), gehört, enthält novellistische Betrachtungen in der Art Sternes, Fieldings und Töpffers, während der zweite seine
Pamphlete umfaßt.
Tillo, Alexej Andrejewitsch, russ. Generallieutenant und Geograph, geb. 25. (13.) Nov. 1839 in Kiew, besuchte
die Michajlowsche Artillerieakademie sowie die geodätische Abteilung der Nikolajewschen Militärakademie, und war dann zwei Jahre auf
der Sternwarte in Pulkowa beschäftigt. Hierauf leitete er an der Spitze einer Militärabteilung die Triangulierung des Orenburger Landes,
veranstaltete astron. Bestimmungen in den Gebieten Turgajsk und Uralsk, magnetische im Steppengebiet zwischen Orenburg und dem
Aralsee und 1874 Nivellements zur Bestimmung der absoluten Höhe des letztern. 1879–81 studierte er auf den Universitäten Straßburg
und Leipzig. 1883–94 war er Chef des Generalstabes des ersten Armeekorps und ist seitdem Commandeur der 37. Infanteriedivision in
Petersburg. Neben seiner dienstlichen Thätigkeit beschäftigte sich T. besonders mit der physik.-geogr. Erforschung Rußlands, ist
Oberleiter der hydrogr. Untersuchungen der Quellen der Hauptflüsse des europ. Rußlands und Vorsitzender der Abteilung für mathem.
Geographie bei der Kaiserl. Russischen Geographischen Gesellschaft. T.s hauptsächlichste Arbeiten sind das «Aralokaspische
Nivellement» (russisch, Petersb. 1877), «Materialien zur Hypsometrie des europ. Rußlands» (russisch, ebd. 1881–96), «Untersuchungen
über die Verteilung des Erdmagnetismus im europ. Rußland» (deutsch und russisch, ebd. 1881–85; mit Karten), «Über die
Hauptwasserscheiden der Erde» (Gotha 1887), «Hypsometrische Karte des europ. Rußlands» (russisch, 4 Blatt, Petersb. 1889) und von
Westrußland (4 Blatt, ebd. 1896), «Untersuchungen über die Verteilung des atmosphärischen Druckes in Rußland und auf dem asiat.
Kontinent» (russisch, ebd. 1890; mit Atlas), «Tables fondamentales du magnétisme terrestre» (ebd.
1896), «Atlas des isonomales et variations séculaires du magnétisme terrestre» (ebd. 1896).
*Tilsit, Stadtkreis (seit 1. April 1896), hat (1895) 28217 (13446 männl., 14771 weibl.) E., darunter 26507
Evangelische, 681 Katholiken, 429 andere Christen und 600 Israeliten, ferner 1316 bewohnte Wohnhäuser, 6416 Haushaltungen und 23
Anstalten, d. i. eine Zunahme seit 1890 um 3672 Personen oder 14,96 Proz. Die Zahl der Geburten
betrug 1895: 896, der Eheschließungen 210, der Sterbefälle (einschließlich Totgeburten) 738.
Timgad, Stadt in Algerien, am Nordfuß des Aurès (Provinz Constantine) gelegen, im Altertum
Thamugadi, in der Provincia Numidia, zusammen mit dem
nahen Lambäsis und dem weiter östlich
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 978.