Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ambraessenz; Ambrakĭa; Ambras; Ambraser Handschrift; Ambraser Sammlung; Ambratinktur; Ambriz; Ambrogini; Ambros; Ambrosĭa; Ambrosiānische Bibliothek; Ambrosianische Liturgie

504

Ambraessenz, Ambrain, Ambraöl - Ambrosianische Liturgie

Ambraessenz, Ambraīn (Ambrafett), Ambraöl, s. Ambra.

Ambrakĭa, s. Arta.

Ambras (Amras), Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Innsbruck in Tirol, in 628 m Höhe, 8 km südöstlich von Innsbruck, hat (1890) 725 E. (mit Pradl 1972 E.) und kaiserl. Schloß, ehemals Feste der Grafen von Andechs und Tirol, aus dem 13. Jahrh., dessen ältester Teil das sog. Hochschloß ist. Nach verschiedenen Schicksalen kam es an Kaiser Ferdinand Ⅰ. und 1564 an dessen Sohn Erzherzog Ferdinand, der sich mit seiner ersten Gemahlin, Philippine Welser (s. d.), meist hier aufhielt, 1566‒89 das Schloß erweiterte und mit kostbaren Sammlungen von Büchern, Waffen und Kunstsachen ausstattete, die nach Erlöschen der Tiroler Linien der Erzherzöge meist nach Wien kamen. Die Bibliothek fiel durch Maria Theresia der Universität Innsbruck, 5880 seltene Drucke und 538 Handschriften der Hofbibliothek, die schönsten Münzen dem kaiserl. Münzkabinett in Wien zu. Der größte Teil der Kunstkammer befindet sich seit 1806 unter dem Namen Ambraser Sammlung in Wien und ist jetzt im neuen kunsthistor. Hofmuseum aufgestellt. Sie enthält außer 69 wertvollen Handschriften (s. auch Ambraser Handschrift), vielen prächtigen Rüstungen und kunstgewerblichen Gegenständen 1200 Bildnisse berühmter Persönlichkeiten des 16. und 18. Jahrh. In neuester Zeit wurde das Schloß A., 1856‒58 Wohnsitz des Erzherzogs Karl Ludwig als Statthalter von Tirol, restauriert und 1882 als Museum dem Besuche eröffnet. – Vgl. Primisser, Die k. k. Ambraser Sammlung (Wien 1819) Ilg und Böheim, Führer durch die k. k. Ambraser Sammlung (ebd. 1879); Weller, Die k. Burgen und Schlösser in Wort und Bild (ebd. 1880).

Ambraser Handschrift, eine prachtvolle und umfangreiche Sammlung mittelhochdeutscher Ritter- und Heldendichtungen, die Kaiser Maximilian Ⅰ. 1504‒15 von dem Zöllner Hans Ried am Eisack bei Bozen aus einem jetzt verlorenen Heldenbuche abschreiben ließ. Nur in dieser Handschrift sind erhalten «Gudrun», Hartmann von Aues «Erec», «Biterolf und Dietleib», «Meier Helmbrecht» u. a.

Ambraser Sammlung, s. Ambras.

Ambratinktur, s. Ambra.

Ambriz, eine unter dem Gouverneur von Angola stehende portug. Landschaft an der Küste von Niederguinea, zwischen Kongo und Loje. Die Hauptstadt A. (Oporto do A. oder Mbrisch) mit 2450 E., an der Mündung des Loje in flacher, baumloser Gegend, mit ungünstiger Reede, früher der Hafenplatz eines kleinen Negerreichs (Quibanza), wurde 1855 von den Portugiesen in Besitz genommen. Diese bauten ein Fort, ein Zollhaus und eine Kirche, um die allmählich der Ort entstand. A. hat zahlreiche Faktoreien und Handel mit Kautschuk, Kaffee und Erdnüssen. Die früher zahlreichen Elfenbeinkarawanen aus dem Innern ziehen seit der Gründung des Kongostaates nach Nokki (s. d.) und den übrigen Handelsplätzen am untern Kongo. Der Warenumsatz in A. betrug 1885: 3200000 M.

Ambrogini (spr. -dschihni), s. Poliziano.

Ambros, Aug. Wilh., musikalischer Schriftsteller und Komponist, geb. 17. Nov. 1816 zu Mauth in Böhmen, studierte in Prag die Rechte und trat 1839 beim Fiskalamt in Prag ein. 1847 veröffentlichte A. eine auf die Genovevasage bezügliche Ouvertüre. Es folgten eine Musik zu «Othello», eine Ouvertüre zu «Käthchen von Heilbronn», eine Sinfonie, Trios und andere Klaviersachen, ein Stabat mater, zwei große Messen, zwei Klaviersonaten, Lieder u. s. w., die zur Richtung Mendelssohns und Gades hinneigen. A. wurde 1848 zum Staatsanwalt in Preßangelegenheiten ernannt, 1850 Staatsanwalt beim Prager Landesgericht, bald darauf auch Direktorialmitglied des dortigen Konservatoriums, wirkte seit 1870 als Professor der Musik und der Kunstgeschichte an der Universität und wurde 1872 nach Wien berufen, um neben einer Stellung im Justizministerium den Unterricht des Kronprinzen Rudolf in der Kunstgeschichte zu übernehmen. Er starb daselbst 28. Juni 1876. Außer zahlreichen Aufsätzen für Zeitschriften schrieb er: «Die Grenzen der Musik und Poesie» (Prag 1856; 2. Aufl., Lpz. 1872), «Das Konservatorium in Prag» (Prag 1858), «Die Lehre vom Quintenverbot» (Lpz. 1859), «Kulturhistor. Bilder aus dem Musikleben der Gegenwart» (ebd. 1860), «Geschichte der Musik» (Bd. 1‒3, Bresl. 1862‒68; Bd. 4, Fragment, Lpz. 1878; 3. Aufl., ebd. 1887‒92), «Bunte Blätter» (2 Bde., Lpz. 1872‒74), «Kleinere Schriften aus dem Nachlasse», Bd. 1: «Aus Italien» (Preßb. 1880).

Ambrosĭa (grch.), in den Homerischen Gedichten gewöhnlich die Speise der Götter im Gegensatze zum Nektar, der dort in der Regel den Göttertrank bezeichnet. Ferner kommt A. bei Homer noch in der Bedeutung Salbe und Reinigungsmittel (Seife), als Heilmittel bei Verwundungen und als Antiseptikum bei Einbalsamierungen vor. Vielfach wird ihr außerordentlicher Wohlgeruch und Wohlgeschmack (Süßigkeit) hervorgehoben. Das Gleiche gilt vom Nektar. Neben dieser Homerischen Auffassung bestand eine andere, nach der umgekehrt A. den berauschenden Göttertrank und Nektar die Götterspeise bedeutete. Diese eigentümliche Vieldeutigkeit der Ausdrücke A. und Nektar erklärt sich höchst wahrscheinlich aus der mannigfaltigen Verwendung des Honigs, der dieselben Funktionen hat wie A. und Nektar, d. h. bald als Speise, bald verdünnt als berauschender Trank (Met) genossen und vielfach als Salbe, Seife, Heil- und Einbalsamierungsmittel u. s. w. benutzt wurde. Vom Honig glaubte man ferner, daß er als sog. Honigtau vom Himmel falle, also an sich schon eine Himmelsspeise sei. – Vgl. Roscher, Nektar und A. (Lpz. 1883). – A. heißt auch der 193. Planetoid.

Ambrosiānische Bibliothek nannte zu Ehren des heil. Ambrosius, des Schutzpatrons von Mailand, Kardinal Federico Borromeo die von ihm 1602 aufgestellte, 1609 dem Publikum geöffnete Bibliothek zu Mailand. Er verband damit ein Kollegium von 16 Gelehrten, die, je in einem Fache, für Bekanntmachung der einschlagenden Werke sorgen und den Besuchern beratend zur Seite stehen sollten. Geldmangel beschränkte dies Kollegium der Doctores bibliothecae Ambrosianae auf wenige Mitglieder. Die A. B. enthält jetzt etwa 160000 Druckwerke und 8000 Handschriften. Mit ihr ist eine Kunstgalerie verbunden, die neben Gemälden von Brueghel, Botticelli, Borgognone, Luini und Dürer den Karton von Raffaels Schule von Athen, Studien von Leonardo da Vinci und frühere Kopien von dessen Abendmahl bewahrt. Von den 12 Bänden mit Schriften von der Hand Leonardos, die der patriotische Galeazzo Arconato schenkte, ist ein einziger, hinsichtlich der Zeichnungen der interessanteste, vorhanden; die andern sind nach Paris entführt.

Ambrosianische Liturgie (officium Ambrosianum, ritus Ambrosianus, missa Ambrosiana),