Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Amboise; Ambon; Ambosāten; Amboß; Ambra; Ambrabaum; Ambracĭa

503

Amboise (George d') - Ambracia

denzen machte, erneuert wurde. Die Stadt hat lebhaften Tuch- und Lederhandel, Stahl- und bedeutende Feilenfabrikation. Das Edikt von A. beendete 1563 den ersten franz. Religionskrieg und gewährte den Hugenotten Duldung. - Nach A. nannte sich ein Geschlecht des franz. hohen Adels, dessen ältere Linie bereits im 13. Jahrh. erlosch. Die jüngere Linie, aus der der Kardinal George d'A. (s. d.) stammte, starb 1656 mit François Charles d'A., franz. Generallieutnant und Gouverneur von Languedoc, im Mannsstamme aus.

Amboise (spr. angboáhs'), George d', Kardinal und Minister unter Ludwig XII. von Frankreich, geb. 1460, wurde schon sehr jung Bischof von Montauban und Almosenier Ludwigs XI., später unter Karl VIII. Erzbischof von Narbonne und 1493 von Rouen. Von Ludwig XII. 1498 zum Minister ernannt, ward er der eigentliche Lenker der Politik und bewährte sich als trefflicher Berater in den innern Verhältnissen; weniger Glück hatte er in der äußern Politik, indem er den unglücklichen Krieg der Franzosen gegen Mailand befürwortete. 1498 erhob ihn Papst Alexander VI. zum Kardinal und bald darauf zum päpstl. Legaten in Frankreich, als welcher A. eine Reformierung der geistlichen Orden anbahnen wollte. Als nach dem Tode Alexanders VI. (1503) Julius II. zum Papste erwählt wurde, veranlaßte A. ein Schisma zwischen der franz. und der röm. Kirche und berief ein Konzil, das zu Pisa, Mailand und Lyon tagte. Aber das Unglück der franz. Waffen in Italien vereitelte seine Pläne. Er starb 25. Mai 1510 zu Lyon. - Vgl. Le Gendre, Vie du cardinal d'A. (Rouen 1726).

Ambon, s. Amboina.

Ambosāten (Ambassanten, Ambassadores), bei den deutschen Landsknechten die Sprecher des Fähnleins, die bei "Irrungen mit der Herrschaft", d. h. den Hauptleuten oder höhern Führern, gewählt wurden, um mit diesen zu verhandeln. Die A. sind nicht mit den Gemeinweibeln zu verwechseln.

Amboß (frz. enclume; engl. anvil), das Werkzeug der Metallarbeiter, das beim Hämmern dem Arbeitsstück als Unterlage dient. Der Hauptkörper besteht meist aus Schmiedeeisen, seltener aus Gußeisen und ist, um zugleich Festigkeit und Elasticität zu erreichen, mit einer bis zu 30 mm dicken, gehärteten, gelb angelassenen Stahlplatte belegt (kleine A. sind oft ganz aus Stahl hergestellt). Die Oberfläche der Platte bildet die Bahn, die bei größern A. länglich viereckig, bei kleinern quadratisch, rund, elliptisch, spitz zulaufend und meist etwas konvex geformt ist. Kleine A. haben eine pyramidale Verlängerung (Angel), mittels deren sie in den Werktisch oder einen aufrecht stehenden Holzblock eingesteckt werden, oder sind zu diesem Zweck mit einer Schraubzwinge versehen (die allerkleinsten werden in den Schraubstock eingespannt); größere erhalten schon dadurch hinreichende Stabilität, daß die untere Fläche etwas verbreitert und ausgehöhlt ist, so daß nur die vier Ecken derselben aufliegen. Bei den großen Schmiedeambossen ist, um ein seitliches Verschieben zu verhindern, in einer Vertiefung des zur Unterlage dienenden Amboßstocks, eines starken und langen, teilweise in die Erde eingegrabenen Holzklotzes, ein in eine Öffnung des A. passender eiserner Zapfen eingeschlagen; diejenigen für Hammerwerke sind in einem eisernen Gehäuse (Chabotte) festgekeilt, das in dem Amboßstock eingelassen ist und zur Vergrößerung der Amboßmasse dient. Bei den gewöhnlichen A. befindet sich an der einen Seite der Bahn eine Öffnung zum Einstecken der Hilfswerkzeuge. Die meisten A. sind in der Höhe der Bahn mit einem horizontal auslaufenden Ansatz (Horn) versehen, auf dem Metallstäbe umgebogen, Ringe und kurze Rohre geschweißt werden können; für besondere Arbeiten sind zwei derartige Verlängerungen (Sperrhorn) angebracht. Ist die Bahn dazu bestimmt, durch ihre Form wesentlich zur Ausbildung des Arbeitsstücks beizutragen und zu diesem Zweck mit einem der verschieden gestalteten Hämmer zu korrespondieren, so wird der A. gewöhnlich Stock genannt.

Amboß, Gehörknöchelchen, s. Gehör.

Amboß, kegelförmiger Vorsprung am Boden von Patronenhülsen, im Lager für das Zündhütchen (in der Zündglocke), gegen den beim Abfeuern die Zündmasse des Zündhütchens durch den vorschnellenden Schlagbolzen gedrückt wird.

Ambra (Amber, graue Ambra) ist die Bezeichnung für eine Substanz, die hauptsächlich von Java, Madagaskar, Surinam u. s. w. über England und Holland nach Deutschland kommt. Die A. wird auf dem Meere schwimmend angetroffen, kommt aber neuerdings immer seltener in den Handel. Man findet zwar vereinzelt Massen von 20 bis zu 50 kg, meist aber kommt sie nur in kleinern Stücken vor. Die A. stammt vom Kaschelot (Catodon macrocephalus L.), manche Forscher glauben,sie entstände im Darm, andere in einer Höhlung des Rachens oder der Harnblase; Jäger vermutet, sie hätte ihren Ursprung ähnlich dem Bibergeil zur Brunstzeit in einer Hauttasche. Die A. ist eine graubraune oder hellgraue, undurchsichtige Masse, von hellern und dunklern Adern und Flecken durchzogen; sie zerbröckelt leicht, erweicht aber schon beim Kneten zwischen den Fingern; an größern Stücken erkennt man schalig angeordnete Schichten. Der Geruch der A., der sich besonders beim Erwärmen entwickelt, ist in Masse nicht sehr angenehm, im verdünnten Zustande aber eigentümlich lieblich, etwas an Benzoe und noch entfernter an Moschus erinnernd. A. schmilzt bei 60° C. und hat ein spec. Gewicht von 0,908 bis 0,920. Der Hauptbestandteil (zu ungefähr 85 Proz.) ist neben etwas Benzoesäure eine dem Cholesterin ähnliche Fettsubstanz, Ambrafett oder Ambraïn genannt; der den Geruch bedingende Bestandteil ist ein flüchtiges Öl, das Ambraöl, welches bis zu 13 Proz. vorhanden ist. - A. wird jetzt nur noch für Zwecke der Parfümerie benutzt; man fertigt daraus eine alkoholische Tinktur, die Ambratinktur oder Ambraessenz, die als Zusatz zu sog. Riechwässern und andern Parfümerien Verwendung findet und besonders in Frankreich beliebt ist. In frühern Zeiten wurde die A. auch medizinisch verwendet. Die Versendung der A. geschieht in Blechbüchsen; der Preis ist ein sehr hoher und im Steigen begriffen; während noch in neuerer Zeit der Preis für 1 kg etwa 4000 - 4500 M. betrug, ist derselbe 1891 bis auf 7000 M. gestiegen. Verfälschungen sind daher nicht selten; eine gute Probe besteht neben der Prüfung der oben angegebenen Eigenschaften darin, daß man ein Stück A. mit einer glühend gemachten Nadel ansticht; beim Herausziehen darf an letzterer keine harzige Masse hängen bleiben. Ferner darf die A. beim Verbrennen keine Asche hinterlassen.

Ambra, flüssige, s. Storax.

Ambrabaum, s. Liquidambar.

Ambracĭa, alte Stadt in Epirus, s. Arta.