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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aperea; Aperi; Aperientia; Aperiodisch; Aperitiva; Apert; Apertorium; Apertur; Apetalen; Apex; Apfel

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Aperea - Apfel

Aperea, s. Meerschweinchen.

Aperi, Hauptort der Insel Skarpanto (s. Karpathos).

Aperientia oder Aperitiva (lat.), eröffnende, auflösende, besonders Stuhlgang befördernde Mittel.

Aperiodisch (grch.) nennt man Galvanometer (s. d. und Elektrische Telegraphen), deren Nadel, zufolge geeigneter Dämpfung, nach jeder Ablenkung in der neuen Gleichgewichtslage, ohne vorherige Schwingungen um dieselbe, sofort stillsteht.

Aperitiva, s. Aperientia.

Apert (lat.), offen, geöffnet, eröffnet; apertum feudum, eröffnetes Lehn; apeto termino, nach Eröffnug des Termins.

Apertorium (lat), chirurg. Instrument zur Erweiterung einer Öffnung.

Apertur (lat.), Öffnung, Eröffnung; in der Anatomie der Anfang einer Höhlung, z. B. des Mundes; in der Optik eine runde Öffnung in der Bedachung eines Fernrohrs; in der Jurisprudenz die Eröffnung, Erledigung eines Lehns (s. Heimfall).

Apetalen, s. Choripetalen.

Apex (lat.), Spitze; die kegelförmige Priestermütze der alten Römer; in der Grammatik das Längenzeichen über einem Vokal. - In der Astronomie nennt man A. nach dem Vorgange Schiaparellis denjenigen Punkt des Himmelsgewölbes, auf den hin die Bewegung der Erde in ihrer Bahn um die Sonne gerichtet ist. Da die Bahn der Erde nahezu kreisförmig ist, so liegt derselbe immer ungefähr 90° westlich von der Sonne in der Ekliptik und erreicht seine höchste Stellung über dem Horizont etwa um die Zeit des Sonnenaufgangs. Von seiner Lage über dem Horizont ist die Häufigkeit der Sternschnuppen abhängig. - A. der Sonnenbewegung heißt der Punkt des Himmels, nach dem hin die Bewegung unsers gesamten Sonnensystems gerichtet ist. (S. Centralsonne.) Man hat die Lage desselben aus den Eigenbewegungen (s.d.) der Sterne bestimmt, indem man unter Benutzung recht zahlreicher Sterne mit gut bestimmter Eigenbewegung den allen Sternen gemeinsamen Teil ihrer Eigenbewegung aufsuchte. Argelander fand für den A.: Rektascension = 260°, Deklination = +32,5°. Nach neuern Untersuchungen sind 265° und +30° wahrscheinlichere Werte; jedenfalls aber ist der A. im Sternbilde des Hercules zu suchen.

Apfel, Apfelbaum, eine Art der Gattung Pirus oder Pyrus aus der Familie der Rosaceen (s. d.); die Gattung liefert Ziergehölze (s. Strauchapfel) und Nutz- oder Obstbäume; die Früchte der erstern werden neuerdings zum Teil auch zur Obstweinbereitung verwendet, so besonders einige Varietäten von Pirus baccata L. Die Stammformen unserer Äpfel sind Pirus malus L., der filzig-blätterige Apfelbaum, bis 16 m hoch, Pirus silvestris Mill., der glattblätterige Apfelbaum, und Pirus pumila Mill., der Strauchapfel. Der baumartige Apfelbaum besitzt eine sich tafelförmig abstoßende Rinde, eine weitästige, meist etwas unregelmäßig gebaute Krone, dornspitzige Zweige (Kunsttriebe), große rosa oder seltener fast weiße Blüten, die zu drei bis sechs in doldenartigen Büscheln stehen, und kleine rundliche, derb- oder fade-süßlich schmeckende Früchte (Holzäpfel). Die Heimat des Apfelbaums, der in den Laubwaldungen Mittel- und Südeuropas häufiger strauch- als baumartig auftritt, scheint das westl. Asien zu sein; darauf scheint auch hinzudeuten, daß in keinem Lande Europas die wilden Apfel- und Birnbäume so häufig in den Wäldern auftreten wie im südl. Rußland, wo sie einen bedeutenden Gemengteil der Laubwälder bilden. Das Holz des Apfelbaums nimmt eine vorzügliche Politur an und ist gesucht für Tischlerarbeiten.

Der edle Apfelbaum, von dem durch eine mehrtausendjährige Kultur eine Unzahl von Formen und Sorten entstanden ist und ununterbrochen neue Sorten erzogen werden, ist unbestritten die wichtigste Obstart Europas, ja der ganzen Alten Welt, und seine Kultur unter allen Obstbaumkulturen die verbreitetste und ausgedehnteste, indem er gegenwärtig sogar in Australien, Ost- und Westindien, am Kap der Guten Hoffnung und in den Gebirgen des tropischen Amerikas, im gemäßigten und kalten Nordamerika sogar sehr häufig gebaut wird. Man kann daher sagen, die Kultur des Apfelbaums sei fast über die ganze Erdoberfläche, soweit solche von civilisierten Völkern bewohnt ist, verbreitet. Immerhin aber wird der Apfelbaum in Mitteleuropa und neuerdings in Nordamerika am häufigsten kultiviert und von hier aus der Weltmarkt mit Äpfeln und deren Produkten versorgt. In Europa wird die Zucht des Apfelbaums vorzüglich in Deutschland, Böhmen, Südtirol, Dänemark, England, Frankreich, Oberitalien und Nordspanien betrieben. Er gedeiht am besten in nahrhaftem, lehmigem Sandboden, der nicht zu trocken ist, aber noch weniger an Grundwasser leidet; in leichtem Boden widersteht er weniger gut den Stürmen, sonst aber verlangt er recht freie Lage. Die Vermehrung erfolgt durch Veredelung, meist Okulation auf den Wildlingsstamm; dieser wird aus dem Kern harter Wirtschaftssorten gezogen; ältere, aber gesunde Apfelstämme können, wenn die Sorte nichts taugt, in den einzelnen Zweigen umveredelt werden; namentlich durch Pfropfen und Pelzen; bezüglich der weitern Kultur s. Obstbaumzucht.

Der Apfelbaum bildet den wichtigsten Gegenstand der gesamten pomolog. Litteratur; er gehört zum Kernobst. Die zahllosen Sorten des edlen A. werden nach äußern Merkmalen, Gestalt, Größe, Gehalt, Farbe, Kelch und Stiel und nach innern Merkmalen, Fleisch, Kernhaus und Kelchröhre, sowie nach Reifzeit, Nutzung, Tragbarkeit und Wuchs des Baumes unterschieden; danach hat man versucht, die verschiedenen Formen zu klassifizieren; das zweckmäßigste System ist das von Dielin der Abänderung und Erweiterung von E. Lucas in Reutlingen. Die 15 Klassen dieses Apfelsystems sind folgende:

1) Kalvillen, gerippte, meist mittelgroße Früchte mit lockerm, balsamisch erd- oder himbeerartig gewürztem Fleisch, offenem Kernhaus und gewöhnlich fettig werdender Schale. Die besten hierher gehörigen Sorten sind: Herbstäpfel: roter Herbst-Kalvill (Himbeerapfel), Gravensteiner (s. Tafel: Kernobst, Fig. 2). Winteräpfel: Kalvill von St. Sauveur (November bis März), Mecklenburger Kantapfel (November bis Januar), Weißer Winter-Kalvill (November bis März), roter Winter Kalvill (Dezember bis März).

2) Schlotteräpfel, meist ziemlich große, walzenförmige oder rundlich zugespitzte Früchte mit derber, nie fettiger Schale und grobfaserigem Fleisch von meist wenig gewürzhaftem Geschmack: das Kernhaus ist stets weit offen (Klapperapfel) und die Gestalt oft etwas kalvillartig. Hierher gehören: Sommeräpfel: kentischer Küchenapfel, Sommer- Gewürzapfel. Herbstäpfel: Prinzenapfel (s. Tafel: Kernobst, Fig. 8), Millits Schlotterapfel. Winter-^[folgende Seite]