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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barentssee; Bärenwurzelöl; Barère de Vieuzac; Barer Konföderation; Barétt; Baretti

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Barentssee – Baretti

letzte Hütte mit allem Inventar wieder auf, zugleich mit der schlichten Erzählung Gerrit de Veers über ihre Erlebnisse. Nach B. benannt ist die Barentssee (s. d.) und die nördliche der beiden, die Ostseite Spitzbergens bildenden Inseln (Barentsinsel). – Vgl. Linschoten, Voyagie ofte schipvaert van by Noorden om langes Noorwegen etc. (Franeker 1601); Gerrit de Veer, Waerachtighe Beschryvinghe van die Seylagien … by noorden Noorweghen … na Chattay ende China (Amsterd. 1598, lateinisch Leiden 1598, deutsch Nürnb. 1598, französisch Amsterd. 1598, italienisch Vened. 1599; die engl. Übersetzung wurde 1853 von Beke für die Hakluyt Society neu herausgegeben); Petermanns «Mitteilungen», Bd. 18: «Polarregionen», Nr. 63 (Gotha 1872).

Barentssee, auch Barendszmeer, Ostspitzbergisches Meer, der zwischen Spitzbergen, Franz-Joseph-Land, Nowaja Semlja und Norwegen liegende Teil des Nördlichen Eismeers, der wegen des tief in ihn eindringenden warmen Golfstroms viel günstigere Eis- und Temperaturverhältnisse zeigt als das übrige Eismeer.

Bärenwurzelöl, s. Bärwurzelöl.

Barère de Vieuzac (spr. -rähr dĕ wĭösáck), Bertrand, franz. Konventsmitglied, geb. 10. Sept. 1755 zu Tarbes, war Advokat zu Toulouse, später Rat des Seneschallats zu Bigorre, das ihn 1789 als Abgeordneten in die Generalstände schickte. Vom Juni dieses Jahres bis Okt. 1791 redigierte er den «Point du jour». Nach Auflösung der Konstituierenden Versammlung kam er als Richter an das Kassationstribunal und wurde 1792 in den Nationalkonvent gewählt. Er war Präsident des Konvents während des Prozesses Ludwigs ⅩⅥ. und stimmte für den Tod des Königs ohne Berufung an das Volk und ohne Aufschub. In dem Jahre des Schreckens war er zweimal im Wohlfahrtsausschusse. Er half sowohl Royalisten wie Republikaner stürzen: die Girondisten, deren Freund er gewesen war, Philippe Egalité, die Königin, Danton, selbst Robespierre. Seine geschickt verfertigten Reden und Berichte sprachen meist nur die von andern erhorchten Gedanken aus, waren aber von großer Wirkung. Dabei pflegte er die Blutdekrete, für die er sprach, mit blumenreichen Phrasen zu schmücken und wurde deshalb der «Anakreon der Guillotine» genannt. Nach dem Sturze Robespierres ward B. mit Collot d’Herbois und Billaud-Varennes zur Deportation verurteilt, 18. Brumaire indes in die Amnestie eingeschlossen. Er lebte fortan litterar. Arbeiten, Seine Schrift «La liberté des mers, ou le gouvernement anglais dévoilé» (3 Bde., Par. 1798) hatte ihn Bonaparte empfohlen, der ihn 1803‒7 als geheimen Agenten benutzte. Als man ihn 1815 während der Hundert Tage zum Abgeordneten wählte, vertrat er die gemäßigten Grundsätze von 1789. Nach der zweiten Restauration wurde er mit den andern sog. Königsmördern verbannt und lebte in Brüssel bis zur Julirevolution. Zum Mitgliede des Verwaltungsrats im Depart. Hautes-Pyrénées ernannt, legte er dies Amt erst 1840 nieder. Er starb 13. Jan. 1841. Seine «Mémoires» wurden vom jüngern Carnot mit einer biogr. Skizze (2 Bde., Par. 1834; 2. Aufl., 4 Bde., 1842‒43) veröffentlicht.

Barer Konföderation, eine kath. nationale Vereinigung, die von 8 poln. Adligen 21. Febr. 1768 in der Stadt Bar in Podolien abgeschlossen wurde, um die Vorrechte des Adels zu behaupten sowie dem Einfluß des russ. Gesandten Repnin und der den Dissidenten gewährten Religionsfreiheit entgegenzutreten. Urheber derselben war der Bischof von Kamienec, Adam Krasiński, und der Starost Joseph Pulawski setzte sie ins Werk. Es kam zum Bürgerkrieg. Die Konföderierten kämpften mit abwechselndem Glücke mit den vom poln. Senat gegen die «Rebellen» herangezogenen Russen, und als diese unter Apraxin 28. Mai 1768 Bar erstürmten, zogen die Konföderierten auf türk. Gebiet. Anfangs begünstigte sie der Papst, und der franz. Minister Choiseul sandte zur Leitung des konföderierten Heers den General Dumouriez nach Polen. Zeitweise niedergeworfen, erhob sich die Konföderation immer wieder, sie erklärte den König für abgesetzt und entführte ihn 1771 aus Warschau. Besondere Kräftigung erhielt sie, als die Türken ihr Beistand leisteten und den Russen den Krieg erklärten. Erst als dieser ungünstig für die Türken ausfiel, ward die Konföderation durch die Russen gänzlich unterdrückt. Sie löste sich nach einem aus der Schweiz erlassenen Manifest 1772 auf.

Barétt, früher meist Biret (ital. berretta; frz. barette; span. birreta; vom spätlat. birrus, byrrus, Kleid von flockigem Stoffe), eine Kopfbedeckung mit flacher Mütze und breiter Krempe aus weichem Stoff, seit Ende des 15. Jahrh. für Männer und Frauen die gewöhnliche Kopftracht. (S. Tafel: Kostüme Ⅲ, Fig. 3, 8.) Anfangs war das B. eine einfache Mütze mit stehendem Rand; zu Beginn des 16. Jahrh. aber wurde es mannigfach gestaltet und verziert, geschlitzt und mit buntem Stoff durchzogen, oft auch mit einer Haarhaube (Kalotte) in Verbindung gebracht. Ritter trugen es gern hochrot, Fürsten und Grafen karmesinrot, mit Gold, Perlen, Edelsteinen, auch wohl mit einem Porträtmedaillon besetzt, von kostbarem Federbusch überragt. Um die Mitte des 16. Jahrh. verdrängte die span. Mode die bunten Farben und Formen und behielt nur ein schwarzes, steifes B. bei. Seit Ende des Jahrhunderts blieb dieses nur in runder oder eckiger, oft ganz flacher Form als Teil der Amtstracht für Geistliche, Stadtobrigkeiten, hie und da auch für Richter und Professoren, insbesondere für Rektoren und Dekane der Universitäten. In Deutschland kam das B. neuerdings in der richterlichen Amtstracht wieder zu Ehren.

Baretti, Giuseppe Marcantonio, ital. Schriftsteller und Dichter, geb. 25. April 1719 zu Turin, entfloh, zum Rechtsstudium gezwungen, 1735 dem Elternhause, war Schreiber zu Guastalla, wandte sich 1740 nach Venedig und wurde 1742 zu Cuneo Magazininspektor. 1745‒51 lebte er abwechselnd zu Turin, Mailand und Venedig, veröffentlichte in Zeitschriften Gedichte, die beifällig aufgenommen wurden, und begab sich dann nach London, wo er als Lehrer des Italienischen wirkte, dann das Italienische Theater leitete. 1760 kehrte er über die Pyrenäische Halbinsel und Frankreich zurück, gab zu Mailand anzügliche «Lettere famigliari» (1762) heraus und begab sich, von Portugal verfolgt, nach Venedig, wo er 1763 einen zweiten Band veröffentlichte und als «Aristarco Scannabue» das kritisch-litterar. Journal «Frusta letteraria» begründete, das 1763‒64 in 35 Nummern unter falschen Druckorten erschien und wiederholt (Carpi 1799; Mail. 1804; in den «Classici italiani», 2 Bde., Mail. 1838 fg.) aufgelegt wurde. B. ging, nach neuen Verfolgungen, später wieder nach London, wo er Sekretär der königl. Akademie der Künste wurde und 6. Mai 1789 starb. Er besaß ge-^[folgende Seite]