Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barfĕrusch; Barfleur; Barfod; Barfrusch; Barfuß; Barfüßer; Bargasch

411

Barferusch - Bargasch

ringe Kenntnisse und war als Kritiker heftig und launenhaft; sein Hauptverdienst ist die Bekämpfung der «Arkadier» (s. d.). Sein «Dictionary of the English and Italian languages (2 Bde., Lond. 1760 u. ö.; zuletzt ebd. 1873), eine zugehörige Grammatik und «Spanish and English Dictionary» (ebd. 1778 u. ö.; zuletzt, 2 Bde., ebd. 1837) wurden lange geschätzt. Aufsehen erregte sein «Account of the manners and customs of Italy» (ebd. 1768; 2. Aufl. 1768; deutsch von Schummel, Bresl. 1781). Gesamtausgaben seiner «Opere italiane» erschienen zu Mailand (zuletzt, 4 Bde., 1838).

Vgl. Garizio, G. B. e i suoi tempi (Tur. 1872).

Barfĕrusch oder Balfrusch (eigentlich Bâlfurûsch, d. i. Landungsmarkt), bedeutende Handelsstadt in der pers. Provinz Masenderan, 13 km vom Kaspischen Meere entfernt, am schiffbaren Bawul, über den unweit B. eine schöne Brücke führt, in einer sumpfigen ungesunden Gegend, von Wald, Feldern, Gärten und Hecken umgeben, hat etwa 50000 E., gutgebaute Häuser, breite und reinliche Straßen, einen äußerst lebhaften Fremdenverkehr, 11 Karawanseraien, einen 1,5 km langen Bazar mit Waren aller Art und Seidenzucht. Neben einer Zuckerfabrik liegen die Trümmer des Lustschlosses Bahr al-Arem (Garten des Paradieses) aus des Schah Abbas Zeit. Das Wasser in B. ist nur aus Ziehbrunnen zu gewinnen und schmeckt salzig. Durch eine mit Gärten und Zuckerpflanzungen bedeckte Gegend führt eine Straße nach dem 20 km entfernten Hafenorte Meschid-i-Ser an der Mündung des Bawul, wo mit Rußland ein bedeutender, nur dem von Rescht (s. d.) nachstehender Handelsverkehr stattfindet. Die Haupteinfuhr der Russen besteht in Eisen und Kupfer; zur Ausfuhr kommen hauptsächlich Baumwolle und getrocknete Früchte. Mit Teheran steht B. durch eine Gebirgsstraße über den Elburs in Verbindung.

Barfleur (spr. -flöhr), Hafenstadt mit Seebad im Kanton Quettehou, Arrondissement Balognes des franz. Depart. La Manche, 26 km östlich von Cherbourg und 4 km südlich von der Barfleurspitze, der Nordostecke der Halbinsel Cotentin, an der Linie Balognes-St. Martin-B, der Compagnie des chemins de fer départementaux, hat (1891) 1135 E., Holz-, Eider- und Fischhandel, ansehnliche Schifffahrt und Bootsbau. Auf dem Kap B. steht der 72 m hohe, 25 Meilen weit leuchtende Leuchtturm von B. oder Gatteville; ferner sind vier kleinere Leuchtfeuer in der Nähe der Stadt, deren kleiner Hafen Schiffe von 4,5 m Tiefgang aufzunehmen vermag. - B. war bis auf Heinrich IV. starke Festung und wichtiger Hafen, von welchem sich 1042 Eduard der Bekenner und 1066 Wilhelm der Eroberer nach England einschifften.

Barfod, Poul Frederik, dän. Politiker und Historiker, geb. 7. April 1811 zu Lyngby in Jütland, war 1848-69 Reichstagsabgeordneter, 1855-61 Ministerialarchivar, seit 1866 Assistent an der königl. Bibliothek in Kopenhagen. Aus seiner litterar. Thätigkeit sind hervorzuheben die gemeinnordischen Zeitschriften «Brage og Idun» (5 Bde., 1839-42) und «Folke» (1859), «Fortœllinger af Fœdrelandets Historie» (4. Aufl., Kopenh. 1874), «Kong Kristian den Niendes Regeringsdagbog» (2Bde., 1869), «Billeder af Nordens Historie» (1874), «Ledetraad i Danmarks Historie» (9. Aufl. 1879), «Danmarks Historie fra 1319 til 1536» (1885-86) und «fra 1536 til 1670» (Bd. 1-4, 1886-93). Er verficht die skandinav. (Einheits-)Idee und ist Grundtvigianer.

Barfrusch, andere Schreibung für Barferusch (s. d.).

Barfuß, Hans Albr., Graf von, preuß. Generalfeldmarschall, geb. 1635. Sein erstes größeres Kommando erhielt er als Oberst im Kriege Friedrich Wilhelms gegen die Schweden um den Besitz Neuvorpommerns 1678. Als Generalmajor führte er 1683 ein kleines Korps gegen die Türken und kämpfte mit Sobieski bei Gran. Größere Erfolge errang er 1686 in dem Korps, das unter dem Oberbefehl des Generallieutenants von Schöning bei der Belagerung Ofens mitwirkte. B. führte bei dem Hauptsturm 12. Sept., dem die Festung erlag, den linken Flügel der Sturmkolonne. In dem zweiten Koalitionskriege gegen Ludwig XIV. kämpfte B. am Rhein; die Erstürmung Bonns (Okt. 1689) ward nach seinen Dispositionen ausgeführt. Während der Belagerung kam er mit dem Kommandierenden Schöning in thätlichen Konflikt, der mit dem Abschiede Schönings endete. B. wurde an dessen Stelle Oberkommandierender. 1691 führte er als Oberbefehlshaber ein Hilfskorps von 6000 Mann dem Kaiser gegen die Türken zu, das den Sieg bei Slankamen (Aug. 1691) entscheiden half; ein Erfolg, der B. die Würde eines Generals der Infanterie verschaffte. Er ward noch Oberkriegspräsident, Feldmarschall, Reichsgraf und einer der ersten Ritter des Ordens vom schwarzen Adler; aber seine kriegerische Thätigkeit war wesentlich zu Ende. Um so lebhafter beteiligte er sich an den Kabalen und Intriguen, die das Hofleben unter dem Sohne des Großen Kurfürsten erfüllten. B. hat neben andern den allmächtigen Minister von Dankelmann 1697 zu Fall gebracht. Er hatte gehofft, dadurch selbst an die Spitze der Geschäfte zu kommen, mußte aber bald neben dem gewandten Höfling Kolb von Wartenberg zurücktreten, dem es sogar gelang, ihn schließlich (1702) ganz vom Hofe und aus der Armee zu verdrängen. B. starb 27. Dez. 1704 auf seiner Besitzung Kossenblatt bei Beeskow. Seinen Namen führt das preuß. 17. Infanterieregiment.

Vgl. von Barfus-Falkenberg, Hans Albrecht, Graf von B. (Berl. 1854); von Schöning, Leben des General-Feldmarschalls H. A. von Schöning (ebd. 1837); Koch, Die Brandenburger bei Slankamen und im Türkenkriege 1691-97 (Rathenow 1891).

Barfüßer (lat. discalceati, d. h. Unbeschuhte), Mönche und Nonnen (Barfüßerinnen), die unter Berufung auf Matth. 10,10 entweder ganz barfuß gehen oder nur Sandalen, oder Sandalen und Strümpfe, aber keine Schuhe tragen. Ganz barfuß gingen ursprünglich die Franziskaner, die bis ins 17. Jahrh. B. hießen, später nur einzelne Zweige des Franziskanerordens, während die Kapuziner und Klarissinnen Sandalen trugen, ebenso Zweige der Augustiner, Kamaldulenser, Cistercienser, Serviten u. s. w. Die Karmeliter teilen sich in beschuhte und unbeschuhte. Auch die Passionisten (s. Passion) tragen nur Sandalen.

Bargasch, Seyid B. ben Seyid Said, Sultan von Sansibar 1870-88, geb. 1837, Nachfolger seines Bruders Seyid Madjid, Sohn des Sultans Seyid Said, unter dessen Regierung die Herrschaft von Maskat mit Sansibar vereinigt worden war. Der engl. Konsul Dr. Kirk war sein vertrautester Berater; obwohl zur strengen Sekte der Wahabies gehörig, zeigte er sich stets den christl. Missionaren wohlgesinnt und unterstützte auf das bereitwilligste alle europ. Expeditionen, die in Sansibar zur Erforschung des innern Afrikas sich rüsteten. Unter engl. Einfluß stehend, willigte er 1873 in den Vertrag zur Unter-^[folgende Seite]