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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bleipflastersalbe; Bleipräparate; Bleirauch; Bleiröhren; Bleirot; Bleisalbe

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Bleipflastersalbe - Bleisalbe

abgeschieden wird. Das geschmolzene Gemisch der fettsauren Bleisalze ist das B. oder die Bleiseife. Im weitern Sinne versteht man unter B. alle Pflaster, die Bleiverbindungen enthalten. Die wichtigsten derselben sind: das Gummipflaster (s. d.) oder zusammengesetzte B., das Bleiweißpflaster (s. d.), das Heftpflaster (s. d.), das Mutterpflaster (s. d.), das Seifenpflaster (s. d.), das Quecksilberpflaster (s. d. und Pflaster).

Bleipflastersalbe, s. Hebrasche Salbe.

Bleipräparate, die zu mediz. Zwecken verwendeten bleihaltigen pharmaceutischen Präparate. Im deutschen Arzneibuch (1890) sind an B. aufgeführt: Reines und rohes Bleiacetat (s. Bleizucker), Bleiessig, Bleiglätte, Bleipflaster (einfaches und zusammengesetztes), Bleipflastersalbe (s. Hebrasche Salbe), Bleisalbe, Bleiwasser, Bleiweiß, Bleiweißpflaster, Bleiweißsalbe (einfache und kampferhaltige) und Tannin-Bleisalbe (s. Bleisalbe). Außerdem verschiedene Bleiverbindungen enthaltende Pflaster.

Bleirauch, Bezeichnung für die Dämpfe, die beim Schmelzen des Bleies entstehen und sich in der Form eines lockern weißlichen Anflugs in den Rauchfängen ansetzen. Sie bestehen aus Bleioxyd, schwefelsaurem und kohlensaurem Blei, Antimonoxyd, Zinkoxyd, arseniger Säure u. s. w. Da durch das Entweichen der Dämpfe ein materieller Verlust entsteht und Erkrankungen der Arbeiter an Bleivergiftung (sog. Hüttenkatze) herbeigeführt werden, so hat man durch eine verbesserte Konstruktion der Öfen und Anbringen von Flugstaubkammern dem Entweichen des B. vorzubeugen gesucht.

Bleiröhren werden hauptsächlich zu Wasserleitungen verwendet, weil sie in jeder beliebigen Länge verfertigt und sehr leicht gebogen werden können, wodurch die Anwendung von Kniestücken wegfällt. B. werden entweder gegossen und dann gezogen, oder gepreßt, oder auch direkt gepreßt.

Zum Gießen dient eine meist gußeiserne, aus zwei Teilen bestehende, d.h. durch die Achse geschnittene Form, in deren Innerm ein polierter, eiserner Kern angebracht ist, der an dem einen Ende etwas dünner als am andern ist; der Raum zwischen Kern und Formwandung ist bedeutend weiter als die beabsichtigte Stärke des Rohrs beträgt. Die Formen werden aufrecht gestellt und durch Ringe und Schrauben zusammengehalten, worauf man das Blei in dieselben hineingießt. B. von beliebiger Länge kann man herstellen, indem man das geschmolzene Blei direkt aus dem Schmelzkessel in eine senkrecht stehende, unten offene Röhrenform pumpt, deren oberer Teil durch Wasser gekühlt wird; das fertige Rohr wird dann oben austreten. Beim Ziehen der Rohre werden dieselben über einen schmiedeeisernen, glatten und runden Dorn auf einer sog. Ziehbank gezogen, auf deren einem Ende ein aus Gußeisen gefertigtes Zieheisen angebracht ist. Außerdem liegt an jedem Ende der Bank eine ausgezackte, mit Zähnen versehene Scheibe auf horizontaler Achse; über beide Scheiben ist eine Kette ohne Ende geschlagen. In den obenher laufenden Teil dieser Kette wird der Dorn oder die Zange, die den letztern gefaßt hält, eingehakt; wenn man nun eine der Scheiben umdreht, dreht sich die andere mit, wobei die fortschreitende Kette den Dorn und das auf demselben steckende Rohr mit sich zieht. Man kann auf diese Weise gegossene Röhren auf die zwölffache Länge und darüber ausstrecken. Der Durchmesser der gezogenen Röhren schwankt zwischen 6 und 75 mm und mehr. Zum Ziehen sehr enger Rohre braucht man keinen Dorn; das Ziehen dient hier nicht nur zur Verlängerung, sondern auch zur Verengung des Rohrs. So kann ein Rohr von 12 mm auf 6 mm innern Durchmesser gebracht werden.

Die gepreßten Röhren, jetzt am meisten gebräuchlich, haben vor den gezogenen den Vorzug, daß sie frei von Höhlungen und Poren und von größter Dichtigkeit sind. Dieselben sind entweder kalt oder warm gepreßt. Bei beiden Verfahrungsarten benutzt man die gleichen Vorrichtungen, und zwar eine gußeiserne, 450-900 mm lange Preßform, die unten eine dem äußern Durchmesser des zu pressenden Rohrs entsprechende Austrittsöffnung, den sog. Preßring, hat. Der genau in die Preßform passende Preßkolben hat an seinem untern Ende einen Kern oder Dorn, der dem gewünschten innern Durchmesser des Rohrs entspricht und so lang sein muß, daß er bei vollständig zurückgezogenem Kolben noch bis in den Preßring reicht. In die Preßform bringt man entweder eine passend gegossene Röhre oder man gießt das flüssige Blei direkt um den Dorn herum. Der innere Durchmesser der gegossenen Röhren schwankt zwischen 6 und 250 mm. Der Preßkolben wird entweder durch Schrauben oder durch hydraulischen Druck bewegt. Bei diesem Verfahren erhalten die Röhren mit einem Durchgange die gewünschte Verminderung in der Wandstärke. Die dünnen und engen Sorten der B. werden in Längen bis zu 60 m, die größern nur bis zu 9 m hergestellt. Beim Warm- oder Heißpressen wird die Preßform auf einer Temperatur erhalten, bei der das Blei eben noch geschmolzen bleibt. Unten an der Preßform ist zu diesem Zweck eine besondere Kühlvorrichtung angebracht. Das Rohr erstarrt bei seinem Austritt aus der Form und kann, wie beim Kaltpressen, sogleich auf eine Trommel gewickelt werden. Das Warmpressen hat vor dem Kaltpressen den Vorzug, daß es eines geringern Kraftaufwandes bedarf; auch erhält man durch Nachgießen von Blei in die Form die Röhren in beliebigen Längen; dagegen ist die Dichtigkeit der heißgepreßten Röhren eine geringere als die der kaltgepreßten. Innen verzinnte B., die hauptsächlich zu Wasserleitungen Verwendung finden, werden auf verschiedene Art hergestellt. In den meisten Fällen hat man eine cylindrische, sehr schnell um eine horizontale Achse rotierende Form, in die man durch die hohlen Zapfen zuerst geschmolzenes Blei und dann geschmolzenes Zinn einströmen läßt; durch die Wirkung der Centrifugalkraft bildet das dichtere Blei die äußere Schicht, während sich das Zinn um die Achse lagert. Die auf diese Weise erhaltenen Bleizinncylinder werden alsdann zu dünnwandigen Röhren ausgezogen.

Bleirot, soviel wie Mennige (s. d.).

Bleisalbe (Unguentum Plumbi), Bleicerat, Kühlsalbe oder Brandsalbe, eine weiße Salbe, die nach dem deutschen Arzneibuch (1890) dargestellt wird, indem man 2 Teile Bleiessig im Wasserbade auf 1 Teil eindampft und dann mit 19 Teilen Paraffinsalbe mischt. Die Tannin-Bleisalbe oder gerbsaure Bleisalbe, Unguentum Plumbi tannici, Unguentum ad decubitum, wurde früher durch Abkochen von Eichenrinde, Zusatz von Bleiessig zur Kolatur und Vermischung des Niederschlags mit Glycerin bereitet. Nach dem deutschen Arzneibuch werden 1 Teil Gerbsäure mit 2 Teilen Bleiessig zu einem Brei zerrieben und dieser mit 17 Teilen Schweineschmalz gemischt.